Adyen: Bezahldienstleister legt weiter zu ++ Schaeffler: Kapitalerhöhung geplant ++ CTS Eventim: Zahlen so schlimm wie befürchtet ++ Nvidia: Erwartungen der Analysten geschlagen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem der Dax diese Woche mehrere erfolglose Versuche unternommen hat die Marke von 13.000 Punkten zu überwinden, kehrt die Angst an die Märkte zurück. Am Mittwochabend äußerte sich die US-Notenbank abermals sehr verhalten zur konjunkturellen Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Diese hänge in hohem Maße von der Bekämpfung der Corona-Krise ab, heißt es im Protokoll zur jüngsten Zinssitzung. Damit spielt die amerikanische Notenbank den Ball an die Politik zurück und fordert wohl zwischen den Zeilen die Einigung auf ein weiteres Konjunkturpaket. In der heißen Phase des Wahlkampfs dürfte sich dieses Unterfangen jedoch ein wenig schwierig gestalten. Daher nahmen die Aussagen der Fed den amerikanischen Indizes auch den Wind aus den Segeln.

Zudem ist auch keine Abnahme der Spannung zwischen den USA und China zu erkennen. Nachdem Donald Trump bereits in dieser Woche betont hatte, dass er nicht mit der Volksrepublik reden möchte, schüttete die USA jetzt noch ein wenig mehr Öl in Feuer. Die amerikanische Regierung hat als Teil der Strafmaßnahmen gegen Hongkong ein Auslieferungsabkommen und zwei weitere bilaterale Vereinbarungen mit der chinesischen Sonderverwaltungsregion beendet, was zusätzlich den Hang-Seng-Index belastete.

Dax: Leitindex zieht sich auch ein Stück zurück

Rasant steigende Corona-Infektionszahlen und warnende Worte der US-Notenbank (Fed) mit Blick auf die Wirtschaftslage haben am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt spürbar belastet. Zudem brodelt der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter und auch in Sachen Iran setzt US-Präsident Donald Trump auf Konfrontation. Zugleich gibt es auch bei den festgefahrenen Gesprächen über ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien nach der Brexit-Übergangsphase nichts Neues.

All das nährt die wieder hochkommenden Konjunktursorgen der Anleger. Der Dax verlor kurz nach dem Handelsstart 1,28 Prozent auf 12.811,02 Punkte. Damit hält sich der Leitindex allerdings weiter im Bereich um die 12.750 bis 12.850 Zähler, der charttechnisch betrachtet stützend wirkt. Der MDax sank um 1,06 Prozent auf 27.111,73 Punkte. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 fiel um 1,40 Prozent auf 3.271,18 Zähler.

Wirecard: Rausschmiss aus dem Dax ist besiegelt

Ende der Woche ist die Zeit des skandalbehafteten Bezahldienstleisters in der Dax-Famielie beendet. Ab kommenden Montag steigt Delivery Hero in die höchste Deutsche Börsenliga auf. Den freien Platz im MDax nimmt Aixtron ein, das im SDAX von Hornbach Baumärkte ersetzt wird. Da Wirecard auch aus dem TecDax fliegt, darf sich hier LPKF Laser über eine Neuaufnahme freuen.

Ayden: Opfer des eigenen Erfolges

Der Trend zum Online-Handel und zur Kartenzahlung hat den niederländischen Zahlungsabwickler Adyen in der Corona-Krise kräftig angetrieben. Während der deutsche Rivale Wirecard nach einem milliardenschweren Bilanzskandal Ende Juni in die Pleite stürzte, verzeichnete Adyen im ersten Halbjahr deutliche Zuwächse bei Umsatz und operativem Gewinn, wie das Unternehmen am Donnerstag in Amsterdam mitteilte. Allerdings konnte Adyen die hohen Steigerungsraten aus dem ersten Quartal in den folgenden Monaten nicht halten.

In den ersten sechs Monaten wickelte das Unternehmen Zahlungen im Umfang von 129,1 Milliarden Euro ab und damit 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einen kleinen Teil davon kassiert Adyen für die Abwicklung. Der Nettoumsatz legte denn auch um 27 Prozent auf knapp 280 Millionen Euro zu.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 12 Prozent auf fast 141 Millionen Euro und lag damit bei rund 50 Prozent des Umsatzes. Dabei federte der Boom des Online-Handels den Einbruch von Reisebuchungen und die wochenlange Schließung vieler Ladengeschäfte infolge der Pandemie ab.

Unter dem Strich wurde der Zahlungsabwickler ein Opfer seines eigenen Erfolgs. Weil der Wert der Adyen-Aktie zuletzt stark gestiegen war, musste das Unternehmen den Wert eines Finanzinstruments in seinen Büchern nach unten korrigieren, das an den Aktienkurs gekoppelt ist. Der Nettogewinn ging dadurch um 15 Prozent auf gut 78 Millionen Euro zurück.

Schaeffler: Konzernumbau soll mit frischem Kapital beschleunigt werden

Der Automobil- und Industriezulieferer will sich durch eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen. Das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen lädt seine Aktionäre am 15. September zu einer außerordentlichen Online-Hauptversammlung ein, auf der über die Schaffung von genehmigtem Kapital für bis zu 200 Millionen neue Aktien abgestimmt werden soll, wie Schaeffler am Donnerstag im fränkischen Herzogenaurach mitteilte.

Mit dem Geld will Schaeffler den Angaben zufolge den laufenden Umbau des Konzerns weiter vorantreiben und „potentielle Wachstumschancen nutzen“, hieß es. Ein weiteres Ziel der Kapitalerhöhung sei es, den Streubesitz der Schaeffler-Aktie zu erhöhen.

Kurz & knapp:

Nvidia: Der US-Konzern hat sich im zweiten Quartal sehr gut geschlagen. Der Umsatz zog gegenüber dem Vorjahresquartal um 50 Prozent auf 3,87 Milliarden Dollar an. Allerdings drückten steigende Kosten auf die Gewinnmargen. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich nur um 10 Prozent auf 2,18 Dollar. Beide Kennzahlen lagen jedoch über den Erwartungen der Analysten. Die hatten nur Umsätzen von 3,66 Milliarden Dollar und einen Gewinn je Aktie von 1,95 Dollar auf der Rechnung. Trotzdem gab die Aktie im nachbörslichen Handel um etwas mehr als 2 Prozent nach

CTS Eventim: Den Konzertveranstalter und Ticketvermarkter hat die Corona-Krise im zweiten Quartal voll getroffen. Zwischen April und Ende Juni sackte der Umsatz wegen ausgefallener Festivals, Konzerte und anderen Veranstaltungen um fast 97 Prozent auf 13,9 Millionen Euro ab, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 16,2 Millionen Euro nach einem operativen Gewinn von 54,7 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auch unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 40,9 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch 21,8 Millionen Euro verdient. Kosten- und Effizienzmaßnahmen hätten Entlastungen in zweistelliger Millionenhöhe gebracht, hieß es. Investitionen wurden auf ein Mindestmaß gekappt. Konzernchef Klaus-Peter Schulenberg sprach von der schwierigsten Phase der Unternehmensgeschichte. Der Konzern gibt wegen der Covid-19-Pandemie weiter keine Prognose für das laufende Jahr ab, sieht seine Wettbewerbsposition nach Ende der Beschränkungen aber nach eigenen Angaben als sehr gut.

Evotec: Das Hamburger Biotech-Unternehmen und Centogene, ein wirtschaftliches Unternehmen, das auf die Diagnostik seltener Erkrankungen spezialisiert ist und klinische sowie genetische Daten zur Klärung medizinischer Fragestellungen von Patienten, Ärzten und pharmazeutischen Unternehmen einsetzt, gaben heute die Erweiterung ihrer Zusammenarbeit bekannt. Die Wirkstoffforschungskollaboration konzentriert sich auf die Erkrankung Morbus Gaucher, eine vererbte lysosomale Speichererkrankung, die durch Mutationen des Glukozerebrosidase-Gens („GBA-Gen“) verursacht wird und von einem speziellen hierfür entwickelten Biomarker, lyso-Gb1, eng in der Behandlung begleitet werden kann. Ziel der Kooperation ist die Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung von Morbus Gaucher.

TAG Immobilien: Das Immobilien-Unternehmen profitiert weiterhin von steigenden Mieten in Ballungszentren. Den Ausblick auf das laufende Jahr bestätigte das Unternehmen. Allerdings ist eine Anhebung der Prognose im weiteren Jahresverlauf möglich, wie die im MDax notierte Gesellschaft am Donnerstag in Hamburg bei den Halbjahreszahlen mitteilte. Im ersten Halbjahr erhöhte sich das operative Ergebnis (FFO1) im Jahresvergleich um rund acht Prozent auf 86,5 Millionen Euro. Die Kaltmieten kletterten um 1,5 Prozent auf 159,7 Millionen Euro. Die für Immobilienunternehmen wichtige operative Kenngröße FFO1 (Funds from Operations) soll 2020 laut der aktuellen Prognose wie bereits bekannt auf 168 bis 170 Millionen Euro zulegen.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Pavel Kapysh / Shutterstock.com

 

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