Amazon, Apple, Google und Co: Der Ruf nach strukturellen Reformen wird lauter – „Monopole wie in der Ära der Öl-Barone und Eisenbahn-Tycoone“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist schon länger bekannt, dass die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley der US-Regierung aufgrund ihrer extrem gewordenen wirtschaftlichen Dominanz ein Dorn im Auge sind.

Jetzt erhöhen US-Abgeordnete im Streit um die Marktmacht im Technologiesektor noch weiter den Druck. Die Alphabet-Tochter Google, Apple, Amazon und Facebook mit einem Marktwert von zusammen mehr als fünf Billionen Dollar sollten nicht gleichzeitig in Geschäftssegmenten aktiv sein und über diese Kontrolle ausüben, forderte der Wettbewerbs-Unterausschuss im Repräsentantenhaus in der Nacht zu Mittwoch.

Dadurch könnten sie Regeln aufstellen, nach denen sich andere richten müssten. Deswegen seien strukturelle Trennungen von Geschäftsbereichen zu empfehlen, hieß es. Eine konkrete Aufforderung zu Abspaltungen fehlte in dem fast 450 Seiten langen Bericht – dem ersten seitens des US-Kongresses über die Technologiebranche. Allerdings empfiehlt er weitreichende Änderungen des Wettbewerbsrechts.

Monopole wie in der Ära der Öl-Barone und Eisenbahn-Tycoone

In dem Bericht werden Dutzende Beispiele aufgeführt, wo Unternehmen ihre Marktmacht missbraucht haben. „Um es einfach auszudrücken, Unternehmen, die einst Außenseiter-Startups waren, die den Status Quo herausgefordert haben, sind Monopole geworden, wie wir sie zuletzt in der Ära der Ölbarone und Eisenbahn-Tycoone gesehen haben“, heißt es. Und wenn man auf die Vergangenheit blickt, weiß man, dass die US-Regierung solche Monopole letzten Endes immer aufgespalten hat. Die US-Technlogieriesen reagieren abwehrend und erklären durch die Bank weg, sich rechtmäßig zu verhalten.

Konkret bemängelt wird beispielsweise bei Amazon die extreme Macht im Einzelhandel, viele der auf der Plattform tätigen Online-Händler verlassen sich – meist ohne eine echte mögliche Alternative – einzig auf Amazon als Einnahmequelle und werden so praktisch zu Geißeln des Konzerns.

Bei Apple wird vor allem der Umgang mit dem eigenen App Store und den hohen Gewinnabgaben an den Konzern kritisiert. So ist zuletzt der Streit mit dem Entwickler des erfolgreichen Online-Games Fortnite eskaliert, da dieser den Umstand mit der illegalen Implementierung eines eigenen Shops intern in der App umgehen wollte. Der Fall ist vor Gericht.

Bei Facebook wird die absolute Monopolstellung im Bereich der Sozialen Netzwerke kritisiert. Auch die Aufkäufe von Konkurrenten wie Instagram haben die Machtkonzentration des Konzerns enorm erhöht – was auch der Hauptzweck des Kaufs war, so die Kritik.

Bei Google liegt die Kritik in der enormen Marktintelligenz, die der Konzern über seine Milliarden Nutzer erreicht. So viele Daten über Internetnutzer wie die Suchmaschine hat wohl kaum ein anderes Unternehmen – und auch nicht eine daraus resultierende Monopolstellung.

Kommt die Zerschlagung unter Biden?

Angesichts der Präsidentschaftswahlen in wenigen Wochen ist es unwahrscheinlich, dass der US-Kongress noch in diesem Jahr tätig wird. Der Bericht spiegelt die Meinung des mehrheitlich von Demokraten dominierten Repräsentantenhauses wider und signalisiert damit, dass bei einem Sieg von Joe Biden der Druck auf die Konzerne anhalten dürfte. Zudem rechnen Experten damit, dass die Erkenntnisse in bereits laufende Wettbewerbsverfahren der US-Handelskommission FTC und der Generalsstaatsanwälte einfließen. Noch in dieser Woche wird beispielsweise mit einer Klage des US-Justizministeriums gegen Google wegen mutmaßlicher Wettbewerbsverstöße gerechnet.

Die Aktien der Tech-Giganten reagierten gestern im späten Handel empfindlich auf diese neuen Vorstöße. Alphabet liegt mit 2,15 Prozent hinten, Facebook muss 2,3 Prozent abgeben. Bei Apple sind es 2,9 Prozent und Amazon musste über 3 Prozent in die Knie gehen.

onvista-Redaktion/reuters

Titelfoto: Koshiro K / Shutterstock.com

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