Bahn hält an Rekrutierungsprogramm fest
Trotz Sparmaßnahmen
Berlin (dpa) - Rund zwei Milliarden Euro muss die Bahn beim Personal in den kommenden vier Jahren wegen der Corona-Krise sparen - einen Stellenabbau oder ein Ende der vielen Neueinstellungen soll es aber nicht geben.
Darauf einigte sich Konzernchef Richard Lutz mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), dem Konzernbetriebsrat sowie Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). «Das Management steht weiterhin mit voller Tatkraft hinter der erfolgreichen Dachstrategie der Starken Schiene», heißt es in dem gemeinsamen Papier, das die Beteiligten in Berlin vorstellten. Der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel bezeichnete die Vereinbarung als «Bündnis der Vernunft».
Die Deutsche Bahn muss wegen der Corona-Krise zusätzliche Milliardenkosten stemmen. Die Fahrgastzahlen sind eingebrochen, trotzdem bleiben hohe Fixkosten. Um die Finanzlücke zu schließen, hatte der Bund staatliche Hilfen in Höhe von 6,9 bis 8,4 Milliarden Euro ins Spiel gebracht. In der Vereinbarung mit den Arbeitnehmervertretern bekannte sich Scheuer am Dienstag erneut dazu. Im Haushaltsauschuss in dieser Woche soll zudem die Anhebung der Verschuldungsgrenze bei der Bahn besprochen werden, kündigte er an.
Doch muss der Konzern auch kräftig sparen - beim Personal stufenweise rund zwei Milliarden Euro bis 2024. Der Vorstand bestätigte nun, auf Bonus-Zahlungen zu verzichten. In den kommenden Tagen und Wochen wollen EVG und Bahn über weitere Maßnahmen beim Personal verhandeln. Bestehende Tarif-Regelungen sollen aber nicht angetastet werden, betonte EVG-Chef Hommel. Vielmehr gehe es um Einsparpotenzial bei künftigen Tarifvereinbarungen etwa mit Blick auf Arbeitszeiten oder Organisationstrukturen.
Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) war ebenfalls zu den Gesprächen eingeladen worden. GDL-Chef Claus Weselsky hatte seine Teilnahme aber kurzfristig abgesagt. «Das was hier vorliegt, ist ein Scheck in die Zukunft, ohne die Inhalte zu kennen», sagte er am Nachmittag. Weselsky forderte statt Sanierungsmilliarden eine strukturelle Neuausrichtung des Konzerns sowie eine Verkleinerung des Verwaltungsbereichs, der deutlich zu groß sei.