Bayer: Zahlen über den Erwartungen ++ Adidas: Umsatz und Gewinn brechen kräftig ein ++ Deutsche Bank: Positive Überraschung in Q1 ++ Dax über 2 Prozent im Plus
Beginnt heute eine richtungsweisende Woche für die Entwicklung der Aktienmärkte im zweiten Quartal? Zahlreiche Lockerungen der weltweiten Ausgangsbeschränkungen treten heute in Kraft und in die Quartalsberichtssaison kommt in den kommenden Tagen richtig in Schwung. Größen wie Apple oder Amazon berichten diese Woche. Aber auch in der Dax-Familie legen viele Titel ihre Zahlen auf den Tisch. Heute sind Adidas, Bayer und die Deutsche Bank am Start. Währen aus Frankfurt und Leverkusen gute Neuigkeiten kommen, zieht man in Herzogenaurach – wie erwartet – lange Gesichter.
Was konjunkturellen Nachrichten angeht: Die bleiben weiterhin düster, was auch für die Ausblicke der Experten gilt.
Bank of Japan ergreift weitere Maßnahmen
Die japanische Notenbank ergreift weitere Schritte gegen die wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Coronavirus-Krise. Damit sollen die Finanzmärkte beruhigt werden und weitere Liquidität zur Verfügung gestellt werden. Wie die Bank of Japan (BoJ) am Montag mitteilte, sollen unter anderem mehr Staatsanleihen und Unternehmenspapiere gekauft werden. In Marktkreisen war eine weitere Lockerung der geldpolitischen Zügel erwartet worden, nachdem die BoJ bereits im März weitere Schritte ergriffen hatte. Ökonomen befürchten, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in Folge einer umstrittenen Anhebung der Verbrauchssteuer im vergangenen Jahr sowie der Folgen der Coronakrise in eine Rezession gerutscht ist.
Harte Zeiten für Dividendenjäger
Reihenweise kappen Europas Großkonzerne die geplante Gewinnausschüttung. Fast ein Viertel, genau 141 der 600 Unternehmen im europäischen Aktienindex Stoxx haben einer Übersicht der DZ Bank zufolge bisher bekanntgegeben, dass sie die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr streichen. Die erwartete Ausschüttung im Stoxx für das Geschäftsjahr 2019 falle demnach um 23 Prozent auf rund 310 Milliarden Euro, rechnet DZ-Bank-Experte Michael Bissinger vor. „Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten die Ausschüttungen weiter reduziert werden.“ Ein Rückgang der Dividenden um etwa 40 Prozent erscheine realistisch – ähnlich drastisch wie in der Finanzkrise 2008/2009.
Dax beflügelt von guten Zahlen
Erfreuliche Geschäftszahlen der Deutschen Bank und von Bayer sowie positive Impulse aus Übersee haben den Dax am Montag angetrieben. Nach der schwachen Vorwoche zog der deutsche Leitindex im frühen Handel um 2,27 Prozent auf 10.570,83 Punkte an. Am Freitag hatte sich bereits die Wall Street stark ins Wochenende verabschiedet und die asiatischen Börsen folgten am Morgen dem Trend.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 1,70 Prozent auf 22 619,78 Punkte hoch. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann gut 2 Prozent.
Bayer: Q1-Zahlen über den Erwartungen
Das die Zahl der Klagen gegen den Unkrautvernichter Glyphosat weiter angestiegen ist, dürfte heute keine große Rolle spielen beim Dax-Konzern aus Leverkusen. Die Anleger sind davon begeistert, dass die präsentierten Zahlen für das erste Quartal über den Erwartungen liegen. Zudem dürfte ein Festhalten an der Ende Februar abgegebenen Prognose für weiteren Schub im Kurs sorgen.
Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) legte im ersten Quartal um gut zehn Prozent auf 4,39 Milliarden Euro zu, wie der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern am Montag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt 4,1 Milliarden Euro erwartet. Der Umsatz erhöhte sich um 4,8 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro, währungsbereinigt stand ein Plus von sechs Prozent zu Buche. Zulegen konnte Bayer vor allem in der der Agrarsparte und im Pharmageschäft.
Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Jahresprognose ließen sich noch nicht verlässlich bewerten, erklärte Bayer. Bislang hatte der Konzern für 2020 mit einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatzplus von etwa drei bis vier Prozent auf rund 44 bis 45 Milliarden Euro und einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns auf rund 12,3 bis 12,6 (Vorjahr: 11,5) Milliarden gerechnet. Die Prognose entspreche „nach wie vor den Zielvorgaben des Unternehmens“, hieß es.
Corona macht Glyphosat-Verhandlungen schwerer
Die Corona-Krise verzögert die Suche nach einer Einigung im US-Glyphosatstreit des Pharma- und Agrarchemiekonzern. Bayer beteilige sich weiter konstruktiv an der Mediation und habe Fortschritte erzielt, bis der Ausbruch von Covid-19 das Verfahren erheblich verlangsamt habe, hieß es am Montag im Zuge der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal. Das hatte sich allerdings zuletzt schon so abgezeichnet. Ursprünglich hatte Bayer in dem Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter des 2018 übernommenen Saatgutherstellers Monsanto dem Vernehmen nach einer Einigung bis zur Hauptversammlung an diesem Dienstag angestrebt.
Derweil stieg die Zahl der Klagen gegen Bayer weiter. Bis zum 14. April wurden laut Mitteilung Klagen von etwa 52 500 Klägern zugestellt. Das ist ein Plus von rund acht Prozent im Vergleich zu Anfang Februar.
Investoren setzen schon länger darauf, dass Bayer den Rechtsstreit um die Produkte des 2018 übernommenen US-Saatgutherstellers Monsanto zeitnah mit einem groß angelegten Vergleich beilegt. Schätzungen zufolge könnte Bayer das um die 10 Milliarden US-Dollar kosten.
Adidas: Gewinn und Umsatz brechen kräftig ein
Der Sportartikelhersteller Adidas hat im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie einen Umsatz- und Gewinneinbruch erlitten. So musste der Konzern wegen der Ausbreitung des Virus weltweit eine Vielzahl seiner Läden schließen. In den noch offenen Läden kauften zudem erheblich weniger Kunden ein als sonst. Der Internethandel konnte dies nicht ausgleichen. Eine Besserung sieht das Management um Konzernchef Kasper Rorsted kurzfristig nicht, im Gegenteil. So dürfte das zweite Quartal noch einmal erheblich schwächer ausfallen und das Unternehmen operativ in die Verlustzone rutschen, kündigte Adidas bei der Vorlage der Zahlen am Montag in Herzogenaurach an.
Im Handel auf der Plattform Tradegate geriet die Aktie unter Druck. Die Papiere des Sportartikelherstellers notierten 2,3 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom Freitag. Der deutsche Leitindex Dax hingegen wird gut 2 Prozent höher erwartet.
Im ersten Quartal brach der Gewinn aus den fortgeführten Geschäftsbereichen um 97 Prozent auf 20 Millionen Euro ein, wie Adidas weiter mitteilte. Das Betriebsergebnis betrug mit 65 Millionen Euro ebenfalls nur einen Bruchteil der im Vorjahr erzielten 875 Millionen Euro und lag noch unter der durchschnittlichen Schätzung der Analysten. Produktrücknahmen in China, Stornierungen von Bestellungen und höhere Wertberichtigungen auf Forderungen belasteten das Betriebsergebnis dabei mit rund 250 Millionen Euro. Der Umsatz ging um 19 Prozent auf 4,75 Milliarden Euro zurück.
Die Aktie ist zu Handelsstart um gut 4 Prozent abgerutscht, erholt sich mittlerweile aber wieder ein kleines Stück.
Kurz und knapp:
Deutsche Bank: Das Frankfurter Geldinstitut ist viel besser als von Experten erwartet ins Jahr gestartet. In den ersten drei Monaten habe die Bank ein Ergebnis vor Steuern von 206 Millionen Euro sowie einen Gewinn von 66 Millionen Euro erzielt, teilte die Bank am späten Sonntagabend in Frankfurt mit. Damit ging der Gewinn im Vergleich zum ersten Quartal zwar zurück, fiel aber deutlich besser aus, als die vom Unternehmen befragten Analysten erwartet hatten. Diese hatten wegen der Folgen der Corona-Krise mit einem Verlust gerechnet.
# Deutsche Bank überrascht zum Jahresauftakt positiv
VW: Nach fast eineinhalb Monaten Zwangspause in der Corona-Krise fährt der Dax-Konzern ab heute auch die Autoproduktion in der Wolfsburger Zentrale wieder langsam hoch. Im sächsischen Zwickau, wo das neue E-Modell ID.3 gefertigt wird, sowie bei den SUVs und Kleinwagen in Bratislava (Slowakei) hatte das Unternehmen kürzlich schon mit dem Neustart begonnen. Neben Wolfsburg sollen nun Hannover und Emden sowie weitere Standorte in Europa hinzukommen.
Facebook: Der Social-Media-Gigant will das rasante Wachstum bei Videochats in der Corona-Krise nicht dem Aufsteiger Zoom überlassen und kontert mit einem eigenen Angebot. Bei „Messenger Rooms“ können zunächst Videokonferenzen für rund 20 Teilnehmer aufgesetzt werden, später sollen es bis zu 50 werden. Die Nutzung soll ähnlich simpel sein wie bei Zoom: Der Organisator verschickt einen Weblink, über den andere Teilnehmer der Konferenz beitreten können.
Von Markus Weingran / dpa-AFX / Reuters
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