Biontech: Aktie fast 50 Prozent unter Allzeithoch – ist das eine neue Gelegenheit?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem sich die Aktie der Mainzer Biotech-Schmiede von Mitte Juli bis Anfang August von rund 200 Dollar auf mehr als 400 Dollar noch einmal verdoppelt hatte, war eine Korrektur im Kurs mehr als überfällig. Allerdings ist die Aktie von ihrem Allzeithoch bei 464 Dollar deutlich zurückgekommen. Aktuell notiert der Kurs fast 50 Prozent unter ihrem Allzeithoch. Zuletzt hatte ein neues Corona-Medikament des US-Pharmakonzerns Merck die Papiere weiter unter Druck gesetzt. Droht jetzt ein weiterer Absturz oder ist der deutliche Rücksetzer eine Chance für Anleger?

Neue Pille große Konkurrenz?

Merck erläuterte, in der Studie hätten Corona-Patienten mit milden bis moderaten Symptomen, die mit einem Placebo behandelt wurden, in 14,1 Prozent der Fälle innerhalb von 29 Tagen ins Krankenhaus gemusst oder seien gestorben. In der Patienten-Gruppe, die mit dem Medikament Molnupiravir behandelt wurde, seien es mit 7,3 Prozent nur etwa halb so viele gewesen.

Die Zahlen basieren auf einer Auswertung der Daten von 775 Corona-Patienten. Alle Probanden wiesen mindestens einen Risikofaktor auf, der einen schweren Verlauf wahrscheinlich macht. In der Testgruppe, die das Merck-Medikament erhielt, habe es im Studienzeitraum keine Todesfälle gegeben, teilte das Unternehmen mit. Dagegen seien acht Menschen gestorben, die das Placebo erhielten.

Medikament noch nicht zugelassen

Noch hat die FDA kein grünes Licht für das Medikament des amerikanischen Pharmariesen gegeben. Allerdings zeigten sich die Experten nach der Veröffentlichung der Daten positiv erfreut. Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci sprach mit Blick auf die Wirksamkeit von „sehr guten Nachrichten“. Der Berater des US-Präsidenten Joe Biden kündigte an, die US-Arzneimittelbehörde FDA werden die „beeindruckenden“ Daten der Studie so schnell wie möglich prüfen.

Der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zientz, sagte, die Regierung habe für den Fall einer Zulassung bereits einen Vertrag über die Lieferung von 1,7 Millionen Dosen geschlossen. Zientz sagte, das Medikament könne „ein potenzielles zusätzliches Werkzeug in unserem Werkzeugkasten“ sein, um vor den schlimmsten Folgen einer Coronavirus-Erkrankung zu schützen. Der Experte betonte aber auch: „Das bei weitem beste Mittel im Kampf gegen die Pandemie seien Impfungen.“

Der Wind kann auch wieder schnell in Richtung Biontech drehen

Selbst wenn das Medikament von Merck & Co die Zulassung erhalten sollte und auch andere Medikamente an denen zum Beispiel Atea und Roche zusammen forschen, dann ist diese Entwicklung kein Beinbruch für Biontech. Das Thema Impfstoff wird weiterhin einen hohen Stellenwert bei den Mainzern haben. Geht es nach Vorstandvorsitzendem Uğur Şahin, dann wird es in ein paar Monaten schon wieder präsent: „In diesem Jahr ist ein anderer Impfstoff völlig unnötig“, sagte Sahin in einem Interview mit der Financial Times. „Aber Mitte nächsten Jahres könnte es eine andere Situation sein.“

Corona-Impfstoff ist nicht alles bei Biontech

Was Anleger auch nicht vergessen sollten: Biontech ist weit mehr als ein Produzent von Corona-Impftoffen. Im Kampf gegen verschiedene Krebsarten haben die Mainzer auch einige sehr interessante Kandidaten in der Forschungspipeline. Zudem entwickelt man zusammen mit Pfizer auch einen Grippeimpfstoff auf mRNA Basis und könnte auch bei der HIV-Immunisierung einen Durchbruch erzielen. Die Pipeline für mögliche neue Medikamente von Biontech ist prall gefüllt.

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Aktie bietet eine Chance

Sicherlich wird nicht jedes in der Forschung befindliche Medikament am Ende die Marktreife erlangen, aber sollten es nur einige schaffen, dann dürfte Biontech von einer ursprünglich kleinen Biotechschmiede in die Riege der „Big Pharma Werte“ aufsteigen. Pfizer und Merck & Co zum Beispiel haben eine Marktkapitalisierung von deutlich über 200 Milliarden Dollar. Biontech kommt aktuell auf rund 60 Milliarden. So gesehen könnte der Kurs in zwei, drei Jahren deutlich über dem bisherigen Allzeithoch liegen. Für mutige Anleger mit einem längerfristigen Horizont ist die deutliche Korrektur des Kurses daher eher eine Chance als ein Risiko. Allerdings wird der Weg nicht kontinuierlich Richtung Norden verlaufen, sondern immer wieder von größeren Rücksetzern begleitet werden. Anleger, die dafür die Nerven haben, sollten zugreifen.

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Von Markus Weingran

Foto: Homepage Biontech

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