Biontech: Neue EU-Bestellung lässt Aktie vor den Zahlen steigen ++ Traton: VW-Tochter lässt MAN-Papier kräftig anziehen ++ Aurubis: Gewinnmitnahmen nach guten Zahlen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Lieferengpässe bei Elektronikbauteilen könnten in der nächsten Zeit neben der Autoindustrie auch die Hersteller von Unterhaltungselektronik oder Telekommunikationsgeräten treffen. Verbraucher müssten mit längeren Lieferzeiten und steigenden Preisen rechnen, berichtete die „Welt am Sonntag“. Die Zeitung hatte 20 Anbieter etwa von Routern, Telefonen, Unterhaltungselektronik und Hausgeräten wie Kühlschränken und Waschmaschinen befragt.

Wegen der gestiegenen Nachfrage in der Corona-Pandemie und Engpässen bei der Beschaffung von Halbleitern arbeiten demnach alle Unternehmen daran, ihre Logistik anzupassen. Dabei komme es jedoch auch bei Zulieferern zu deutlich längeren Lieferfristen.

So berichtete etwa das Unternehmen AVM, das mit der Fritzbox einen der beliebtesten WLAN-Router in Deutschland anbietet, von kurzfristig stornierten Lieferzusagen für Bauteile. Auf neu bestellte Ware müsse das Unternehmen bis zu ein Jahr warten. Daher ließen sich Lieferengpässe nicht ausschließen. Gigaset , ein Hersteller von Schnurlos-Telefonen, Smartphones und Geräten für das Smarthome, habe ähnliche Probleme. Etwa 80 Prozent der Gigaset-Produkte seien potenziell von der Chipknappheit betroffen, hieß es in dem Bericht. Auch Gigaset leidet nach eigenen Angaben unter verlängerten Lieferfristen und Wiederbeschaffungszeiten von bis zu 60 Wochen.

Von steigenden Preisen berichtete das Preisvergleichsportal Idealo. „Unsere Daten zeigen, dass sich die andauernden Halbleiter-Engpässe offenbar auch auf die Verbraucherpreise auswirken“, sagte Michael Stempin, Preisexperte bei Idealo, der Zeitung. Bei vielen Produkten aus dem Elektrobereich habe man insbesondere in den letzten Monaten einen deutlichen Preisanstieg beobachtet.

Wegen fehlender Halbleiter-Chips haben Autohersteller wie Ford , Audi, VW oder Daimler bereits Schichten absagen und die Fertigung drosseln müssen. Der Chip-Riese Intel hatte jüngst gewarnt, die Engpässe könnten mehrere Jahre andauern – auch weil Investitionen nicht sofort greifen. Die Knappheit wurde unter anderem von der sprunghaft gestiegenen Nachfrage nach Technik wie Laptops in der Corona-Pandemie sowie Vorratskäufen des chinesischen Huawei-Konzern angesichts von US-Sanktionen ausgelöst.

Dax: Umkämpfter Wochenauftakt

Der deutsche Leitindex hat zum Wochenauftakt seine Gewinne der vergangenen drei Handelstage verteidigt. Eine zuvor erhoffte Fortsetzung der Erholung gelang ihm aber nicht: Der Leitindex pendelte im frühen Handel um die 15 400 Punkte und damit um die Gewinnschwelle. Zuletzt lag der Dax denkbar knapp mit 0,03 Prozent im Minus bei 15.394 Zählern. Das vor drei Wochen erreichte Rekordhoch bei gut 15 501 Punkten bleibt damit in Reichweite.

Biontech: Neue Bestellung von der EU treibt Aktie an

Nach einem schweren Rücksetzer in der Vorwoche sind die primär in New York gehandelten Aktien von Biontech weiter auf ihrem Erholungskurs. Im Tradegate-Handel ging es am Montag verglichen mit dem dortigen Schlusskurs vom Freitag um 8,6 Prozent auf 163,75 Euro hoch und damit zurück in Richtung des jüngsten Rekordhochs bei 185 Euro. Von diesem war der Kurs in der Vorwoche im Extrem um etwa ein Drittel eingebrochen – unter anderem wegen Anlegersorgen vor einem Aussetzen von Patenten.

Der Mainzer Impfstoff-Pionier legt später an diesem Montag seine Ergebnisse für das erste Quartal vor. Am Wochenende machte er aber schon positiv von sich reden mit einer Großbestellung der Europäischen Union.

Die EU kauft bis zu 1,8 Milliarden weitere Dosen Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Damit sollen bis ins Jahr 2023 die 70 bis 80 Millionen Kinder in der EU gegen Covid-19 geschützt und Impfungen von Erwachsenen aufgefrischt werden. Die EU-Kommission billigte dazu am Wochenende einen weiteren Vertrag mit dem Impfstoff-Entwickler Biontech aus Mainz und dem US-Pharmakonzern Pfizer. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte auch an, dass weitere Vereinbarungen folgen könnten.

Traton: Start ins neue Jahr gelungen

Bei der VW-Nutzfahrzeugholding Traton hat sich der gute Start ins Jahr auch beim Auftragseingang deutlich positiv niedergeschlagen. Die Bestellungen kletterten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über die Hälfte auf rund 81 700 Lkw und Busse, wie die im Nebenwerteindex SDax notierte Holding mit den Marken MAN, Scania und der südamerikanischen VW Caminhoes e Onibus am Montag in München bei der Vorlage ausführlicher Zahlen mitteilte. „81 700 Aufträge innerhalb eines Quartals sind das beste Ergebnis, das die Traton Group bislang erzielt hat, verdeutlichte Vorstandschef Matthias Gründler. Das große Plus sei auf das starke Lkw-Geschäft zurückzuführen, hieß es. Dagegen sei das Geschäft mit Bussen noch von den Auswirkungen Corona-Krise belastet gewesen und deutlich geschrumpft.

Unter dem Strich stand im ersten Quartal ein auf die Aktionäre entfallender Überschuss von 129 Millionen Euro nach 96 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Wie bereits bekannt, hatte Tratons Erholung von der Corona-Krise zum Jahresauftakt weiter Fahrt aufgenommen. Während der Umsatz um 15 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro stieg, verdreifachte sich das bereinigte operative Ergebnis auf 516 Millionen Euro, die bereinigte operative Umsatzrendite lag bei 7,9 Prozent. Der Netto-Mittelzufluss des Industriegeschäfts betrug 397 Millionen Euro.

Die im April angehobene Prognose bestätigte Traton. So erwartet die VW-Lkw- und Bustochter für das laufende Jahr eine operative Umsatzrendite von 5,0 bis 7,0 Prozent. Dabei sind allerdings Kosten für anstehende Stellenstreichungen bei MAN und Effekte aus der geplanten Übernahme des US-Truckherstellers Navistar ausgeklammert. Der Netto-Mittelzufluss im Industriegeschäft soll bei 500 bis 700 Millionen Euro liegen.

MAN-Aktie springt in die Höhe

Die VW-Tochter plant MAN von der Börse zu nehmen. Für die restlichen Aktien, die sich noch im Umlauf befinden, plant Traton ein Angebot von 70,68 Euro. Die Aktien von MAN springt zu Handelsbeginn über 20 Prozent in die Höhe und liegt aktuell schon etwas über dem angedachten Preis von Traton.

Airbus: Weniger Flugzeuge im April

Der Flugzeugbauer hat im April deutlich weniger Verkehrsflugzeuge ausgeliefert als im außergewöhnlich starken März. Diesmal übergab der Konzern 45 neue Maschinen an seine Kunden, wie er am Freitagabend in Toulouse mitteilte. Im März hatte der Hersteller nach einem schwächeren Start ins Jahr 72 Maschinen ausgeliefert. In den ersten vier Monate verließen damit 170 Maschinen die Airbus-Werke. Unterdessen sammelte Airbus im April trotz der Corona-Krise Bestellungen über 48 Verkehrsflugzeuge ein, kassierte aber auch 22 Stornierungen.

Airbus-Chef Guillaume Faury will im laufenden Jahr mindestens ähnlich viele Flugzeuge ausliefern wie im Vorjahr. Da hatte der Hersteller 566 Maschinen an seine Kunden übergeben, nachdem es im Rekordjahr 2019 noch 863 gewesen waren. Wegen der Corona-Pandemie hat der Konzern seine Produktion um rund 40 Prozent gedrosselt und will sie erst ab dem Sommer wieder etwas ausweiten.

Kurz & knapp:

Aurubis: Der Rohstoffboom der letzten Monate hat den Kupferkonzern auch im zweiten Geschäftsquartal angetrieben. Das um Metallpreisschwankungen bereinigte operative Ergebnis vor Steuern stieg um 72 Prozent auf 103 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag in Hamburg mitteilte. Das Konzernergebnis erhöhte sich in gleichem Maße auf 79 Millionen Euro. Der Umsatz nahm um 23 Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro zu. Aurubis profitierte dabei von einer stark gestiegenen Nachfrage und höheren Metallpreisen. Die Jahresprognose für 2020/21 (per Ende September) wurde bestätigt.

Wacker Neuson: Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson hat dank guter Geschäfte und Einsparungen zum Jahresstart auch unter dem Strich mehr verdient. Der Überschuss konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 29,1 Millionen Euro gesteigert und damit fast verdreifacht werden, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Montag in München bei der Vorlage ausführlicher Zahlen mitteilte. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende und Finanzchef Kurt Helletzgruber zeigte sich mit dem Jahresstart zufrieden. „Wir sind zurück im Wachstumsmodus – und das bei deutlich gesteigerter Profitabilität“, befand der Manager. Wie schon bekannt, stieg der Umsatz im ersten Quartal nach einer positiven Entwicklung wichtiger Märkte um rund 6 Prozent auf 434 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte auch wegen geringerer Kosten um gut die Hälfte auf 43,6 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge stieg um drei Prozentpunkte auf 10 Prozent. Im Vorjahr hatte Wacker Neuson erste Auswirkungen der Corona-Krise bereits zu spüren bekommen. Seine Prognose für das laufende Jahr bestätigte Wacker Neuson trotz des starken Jahresstarts erneut. So rechnet das Unternehmen für 2021 weiter mit einem Umsatzanstieg auf 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll auf 8 bis 9,5 Prozent steigen. Das Unternehmen verwies auf weiterhin anhaltende Unsicherheiten im makroökonomischen Umfeld sowie im Bereich der globalen Lieferketten.

Hgears: Der Getriebehersteller hat die Preisspanne für seinen Börsengang in Frankfurt auf 23 bis 31 Euro je Aktie festgelegt. Unter der Annahme eines Platzierungspreises in der Mitte der Spanne werde ein Nettoerlös von rund 61 Millionen Euro angestrebt, teilte das Unternehmen am Montag im baden-württembergischen Schramberg mit. Damit will die Gesellschaft die Aktivitäten und das organische Wachstum im Geschäftsbereich E-Mobility weiter vorantreiben. Hgears will 2,4 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung offerieren. Zusätzlich dazu sollen bis zu 4,27 Millionen bestehende Aktien platziert werden, hieß es. Die Zeichnungsfrist ende voraussichtlich am 18. Mai. Hgears will den Handel an der Frankfurter Börse am 21. Mai starten. Hgears hat 2020 einen Umsatz von 126,3 Millionen Euro erzielt. Die bereinigte Marge des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei 18 Prozent. Hgears verdient gut ein Drittel seines Umsatzes mit Produkten für E-Mobilität. Den Bereich hat das Unternehmen als Wachstumsfeld ausgemacht.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Biontech

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