Corona-Zahlen steigen - RKI hofft auf "flache dritte Welle"

Reuters · Uhr

- von Andreas Rinke und Markus Wacket

Berlin (Reuters) - RKI-Präsident Lothar Wieler sieht Deutschland am Anfang einer dritten Pandemie-Welle und hat zur Einhaltung der Corona-Regeln aufgerufen.

Es gehe darum, dass die dritte Welle "möglichst flach" ablaufen soll, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Freitag in Berlin. "Die Lage bleibt angespannt. Die Zahlen steigen wieder", pflichtete ihm Gesundheitsminister Jens Spahn bei. Das RKI meldete innerhalb eines Tages 12.834 Neuinfektionen - das sind 2254 Fälle mehr als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 72,4 von 69,1 am Vortag.

RKI-Chef Wieler betonte, dass der Anstieg nicht auf die erhöhte Zahl an Schnelltests zurückzuführen sei. Vielmehr gehe aus etlichen Daten hervor, dass sich die Lage verschärfe. In einigen Bundesländern stiegen auch die Zahlen der Corona-Intensivpatienten in Krankenhäuser wieder. Es gebe zudem deutlich mehr Neuinfektionsfälle etwa in Kitas. Spahn und Wieler sprachen sich dennoch gegen eine erneute Schließung von Kitas und Grundschulen aus. Es sollten vielmehr Hygiene-Konzepte umgesetzt werden.

REGIONALE UNTERSCHEIDE WEITER GROSS

Spahn verwies darauf, dass im Saarland die aggressivere, zuerst in Südafrika festgestellte Virus-Variante bis zu 15 Prozent der postiven Fälle ausmache. Er habe mit Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans gesprochen, wie die Ausbreitung möglichst schnell eingedämmt werden kann. Diese Virus-Variante hatte sich zuvor vor allem in der grenznahen französischen Region Moselle ausgebreitet. In den deutschen Grenzregionen etwa zu Frankreich, Tschechien und Tirol soll nun bevorzugt geimpft werden.

Laut RKI ist die Sieben-Tage-Inzidenz bereits zwei Tage in Folge deutlich gestiegen. Der Wert gibt an, wie viele Menschen sich je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Auch der sogenannte R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter rechnerisch ansteckt, stieg wieder über den kritischen Wert "1". Den RKI-Angaben zufolge starben 252 weitere Menschen in Verbindung mit dem Virus.

Die regionalen Unterschiede bei den Neuinfektionen sind weiter sehr groß. In Thüringen nahm der Inzidenzwert sehr stark auf 146,1 zu. Auch grenznahe Landkreise in Bayern und Sachsen zu Tschechien verzeichnen hohe Werte. Den niedrigsten Wert meldet Schleswig-Holstein mit 48. Aber auch dort ist er in den vergangenen Tagen wieder gestiegen.

Die höheren Infektionszahlen haben auch eine neue Debatte über Korrekturen der von den Ländern veranlassten Öffnungen ausgelöst. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer kündigte an, dass der Einzelhandel diese wieder "einen kleinen Schritt" zurücknehmen müsse, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in dem Land wieder dauerhaft über 50 steigt. Am Freitag lag sie wie schon am Donnerstag darüber.

SPAHN: NICHT GENUG LIEFERDATEN VON IMPFSTOFFHERSTELLERN

Spahn kritisierte, dass die Impfstoff-Hersteller bis auf BioNTech immer noch keine verlässlichen Daten für die Lieferungen im April vorgelegt hätten. Daran hänge aber die Entscheidung, wie stark etwa Hausärzte in die Impfung miteinbezogen werden können. Nur bei BioNTech wisse man, dass im April neun Millionen Dosen geliefert würden. Er fordert von der EU-Kommission, dass diese mit dem Hersteller Johnson&Johnson über frühere Liefertermine spreche. Das Präparat wurde erst am Donnerstag als vierter Impfstoff in der EU zugelassen. Laut Spahn werde das Unternehmen aber erst "Mitte, Ende April" liefern. Die Firmen hätten sich auf die Zulassung mit entsprechenden Vorproduktionen vorbereiten müssen, kritisierte der CDU-Politiker.

Spahn verwies zudem darauf, dass mittlerweile in fast allen Bundesländern Hausärzte bereits in Modellversuchen impfen würden. Es sei ein "fließender Übergang", dass die Arztpraxen schrittweise mehr Impfdosen verabreichten. Die Länder hatten gefordert, dass die Impfzentren auch im April wöchentlich mindestens 2,25 Millionen Impfdosen erhalten. Deshalb wird erst später damit gerechnet, dass alle Arztpraxen in die Impfung miteinbezogen werden können. Vertreter der Hausärzte fordern aber, schneller vom Impfen in Zentren auf die Praxen umzuschalten.

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