Dax atmet knapp unter dem Rekordhoch durch – Anleger reißen sich um Titel aus der Luftverkehrsbranche, SAP an der Dax-Spitze
Nach einem Rekordlauf hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag eine Verschnaufpause eingelegt. Der Dax schloss 0,2 Prozent tiefer bei 13.761,38 Zählern, nachdem er im Verlauf noch ein Allzeithoch von 13.903,11 Punkten markiert hatte. Auch der US-Standardwerteindex Dow Jones zeigte sich kaum verändert nach dem Erreichen einer Bestmarke von 30.588,79 Stellen im frühen Handel. Der EuroStoxx50 gewann 0,2 Prozent auf 3581,37 Zähler.
Mit der Verabschiedung zusätzlicher US-Konjunkturhilfen und dem Brexit-Abkommen seien zwei potenzielle Horror-Szenarien für die Wirtschaft abgewendet worden, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Dies habe die Kurse zunächst angetrieben. Die Zustimmung des US-Repräsentantenhauses für die von Präsident Donald Trump geforderte Erhöhung der Einmalzahlungen für Arbeitslose haben ebenfalls den Markt gestützt. Es sei aber unwahrscheinlich, dass der republikanisch dominierte Senat der Aufstockung zustimmen werde, warnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
Corona-Massenimpfungen geben erneut Auftrieb
Dank der angelaufenen Massenimpfungen gegen das Coronavirus blickten Investoren optimistisch in die Zukunft, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. „Zwar dürfte es noch voraussichtlich bis zum Herbst des nächsten Jahres dauern, bis die Mehrheit der Deutschen geimpft ist, dennoch rückt das Ende des Tunnels zunehmend näher.“ In dieses Bild passten Spekulationen auf eine baldige Zulassung des Coronavirus-Impfstoffs von AstraZeneca. Die Aktien der Pharmafirma stiegen in London um 3,3 Prozent.
Am deutschen Aktienmarkt habe die Suche nach den Werten begonnen, die von der Pandemie bislang besonders hart gebeutelt wurden und die von einer Normalisierung profitieren dürften, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Vor diesem Hintergrund griffen Investoren erneut bei Reise- und Touristik-Aktien zu. Die Titel der Lufthansa verteuerten sich um 5,6 Prozent. Die Anteilsscheine des Reise-Veranstalters TUI stiegen um 3,4 Prozent. Der europäische Branchenindex gewann 1,5 Prozent.
An der Wall Street rückten die Papiere von Boeing rund ein Prozent vor. Nach rund eineinhalb Jahren eines weltweiten Flugverbots hob in den USA im Tagesverlauf erstmals wieder eine Maschine des Typs 737 MAX ab. Der Flieger war nach zwei Abstürzen aus dem Verkehr gezogen worden.
Neben der Luftfahrtbranche belegten bei den Einzelwerten im deutschen Leitindex die Aktien von SAP mit einem Plus von rund eineinhalb Prozent einen der Spitzenplätze im Dax. Angetrieben von konkreten Details zum geplanten Börsengang der US-Tochter Qualtrics erreichten die Aktien des Softwarekonzerns im Verlauf ein Hoch seit dem Kurseinbruch vor einigen Wochen. Damals waren die Papiere wegen eines verdüsterten Mittelfristausblicks unter die Räder geraten. Seit dem Tief Anfang November bei knapp unter 90 Euro haben die Papiere inzwischen wieder rund ein Fünftel an Wert zurück gewonnen.
Öl im Aufwind – Dollar-Schwäche treibt den Goldpreis
Der allgemeine Konjunkturoptimismus spiegelte sich auch am Rohstoffmarkt wider. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 51,30 Dollar je Barrel (159 Liter).
Unterdessen schürten die Spekulationen auf zusätzliche staatliche US-Hilfspakete die Furcht vor einer anziehenden Inflation. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,4 Prozent ins Minus. Hiervon profitierte Gold, da es für Investoren außerhalb der USA attraktiver wurde. Es verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1880 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Preis für das Edelmetall könnte aber schon bald wieder unter Druck geraten, warnte Anlagestratege Ilya Spivak vom Online-Broker DailyFX. „Die US-Notenbank Fed hat nur wenig Raum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik und bei einer Verbesserung der Konjunkturaussichten könnte es im nächsten Jahr zumindest eine Diskussion über eine Straffung geben.“
onvista/dpa-AFX/reuters
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