Dax dreht wieder ins Plus – „Bei den Gewinnerwartungen baut sich Enttäuschungspotenzial auf“ – So sehen die Analysten die Marktlage

onvista · Uhr

Der etwas schwächere Start in die neue Handelswoche heute morgen scheint vergessen. Der Dax ist nun wieder ins Plus gedreht und notiert momentan bei 12.800 Punkten. Die Anleger haben den kleinen Rücksetzer anscheinend als weitere Kaufchance gesehen.

Laut Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader dürften die 13.000 Punkte im Dax nur eine Frage der Zeit sein. Die Stimmung bleibe freundlich und damit dürfte auch das Kaufinteresse bei Rücksetzern bestehen bleiben, vermutet er.

Anleger sehnten sich nach einem kraftvollen Aufschwung nach den Coronavirus-Restriktionen, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. An den neuralgischen Punkten, an denen sich in den vergangenen Wochen Ansätze für eine größere Korrektur hätten finden lassen, standen immer und ausnahmslos überzeugte Käufer bereit. Das ist das Verhalten eines kraftvollen Bullenmarktes.“

Somit hält die Bullenstimmung weiter an. Die Charts wichtiger Aktienindizes entwickeln ein V-Format, das sich viele auch für die gebeutelte Wirtschaft erhoffen. „Der von uns erwartete kräftige Anstieg der Notierungen wurde quasi im Zeitraffer vollzogen“, beschreibt Markus Reinwand von der Helaba.

Allein vergangene Woche legte der deutsche Aktienindex rund 10 Prozent auf12.847 Punkte zu und machte damit seit dem Tief am 18. März 4.406 Punkte gut.Der S&P 500 erholte sich von 2.237 auf 3.193 Punkte, der japanische Nikkei 225steht mit 23.178 Punkten rund 40 Prozent im Plus. In die neue Woche startet derDAX mit 12.722 Punkten und damit schwächer.

Angesichts rekordhoher Rettungspakete und immer neuer geldpolitischer Unterstützung blicken Aktionäre durch die Rezession hindurch, wie Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank feststellt. „Diese Entwicklung dürfte andauern, solange die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität aufrechterhalten wird.“ Investoren säßen nach wie vor auf hohen Bargeldbeständen und würden etwaige Rücksetzer am Aktienmarkt mangels Anlagealternativen rasch zum Wiedereinstieg nutzen.

Es gibt auch Skepsis

Vielen geht die Erholung auch zu schnell. „Zwischenzeitliche Gewinnmitnahmensind insofern einzukalkulieren und auch gesund“, meint Robert Halver. DieGefahr massiver und nachhaltiger Kursrückgänge stuft der Baader Bank-Analystaber als begrenzt ein. Am US-Aktienmarkt bewegten sich Optimisten undPessimisten gegenwärtig in neutralem Terrain.

Dennoch bezahlten die Börsen eine positive Zukunft. „Jede Rücknahme vonLockerungen wird die Aktienmärkte enttäuschen.“ Auch dürfe der US-chinesischeoder der transatlantische Handelskonflikt den wirtschaftlichen Auftrieb nichtgefährden.

US-Aktien teuer

Mit den ersten Lichtblicken konjunktureller Frühindikatoren schwächte sichReinwand zufolge der weltweite negative Revisionstrend bei denGewinnerwartungen der Unternehmen. Zwar überwiege immer noch die Anzahlreduzierter Schätzungen. Bei den wichtigsten Indizes gebe es aber Anzeicheneiner Bodenbildung.

Nach der rasanten Erholung an den Aktienmärkten hält Reinwand zumindest US-Titel mittlerweile für teuer. Deutsche Standardwerte hätten durch den jüngstenAnstieg den fairen Bereich nach oben verlassen. Um dies zu rechtfertigen,müssten die Unternehmensgewinne in den kommenden Jahren deutlich stärkersteigen als dies ohnehin schon erwartet werde. „Hier baut sich unseresErachtens Enttäuschungspotenzial auf.“

Pause mit einkalkulieren

Aus technischer Perspektive ist der DAX nach Meinung von Christoph Geyer in denBereich der alten Unterstützung gelaufen. Diese Zone zwischen 13.000 und 13.500Punkten werde nun zum Widerstand. Ein Anstieg darüber wird dem DAX nachAuffassung des Commerzbank-Charttechnikers im ersten Anlauf sehr schwer fallen.

Im DAX-Langfristchart habe der MACD-Indikator gerade ein Kaufsignal generiert.Somit hält Geyer die alten Höchststände für wieder erreichbar. Allerdings seider Anstieg in den letzten Wochen so steil geworden, dass diese Dynamik nichtmehr lange durchhaltbar sein werde. „Eine Korrekturbewegung solltebevorstehen.“

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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