Dax schaltet in den Rückwärtsgang – Kreise: Kontaktbeschränkungen sollen bis Anfang Mai bleiben

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax hat am Mittwoch die Verluste im frühen Handel ausgeweitet. Zuletzt verlor der deutsche Leitindex 1,4 Prozent auf 10.543 Punkte. In der Spitze waren es bis zu 2 Prozent. Anleger könnten enttäuscht auf eine mögliche Verlängerung der Kontaktbeschränkungen in Deutschland reagieren. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 1,84 Prozent nach.

Der Bund will den Ländern offenbar vorschlagen, die bestehenden Kontaktbeschränkungen für die Bürger noch mindestens bis zum 3. Mai aufrecht zu erhalten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch nach einer Schaltkonferenz des Bundeskanzleramts mit den Staatskanzleichefs der Länder vom Dienstag. Viele Börsianer hatten zuletzt auf eine baldige schrittweise Lockerung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland gehofft. „Auf dem aktuellen Kursniveau wird jede Verzögerung beim Hochfahren der Wirtschaft zu Enttäuschung und Kursverlusten führen“, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Die Gefahr eines Richtungswechsels des zuletzt stark gestiegenen Dax steigt laut Analyst Andreas Büchler vom Börsenstatistik-Magazin Index Radar. Der Experte begründete dies am Mittwoch in einer Studie mit einem charttechnischen Widerstand bei 11.000 Punkten. Am Vortag hatte sich der Leitindex dieser Hürde stark angenähert. "Anleger sollten daher mit einer beginnenden Verlangsamung des Anstiegs rechnen", riet der Experte. Sollte der Dax wieder fallen, dürfte die Zone um 10.150 bis 9900 Punkte wieder auf den Prüfstand kommen.

Laut Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel wird die Zeit danach richtungsweisend. „Es kommt nun ganz auf die Entwicklung der Corona-Infektionen nach einer möglichen Lockerung an“, so der Experte. Er warnte am Mittwoch vor einem immer noch möglichen zweiten virusbedingten Kurssturz.

Kurzarbeit weitet sich aus

Die Einschränkungen machen der Wirtschaft immer mehr zu schaffen. Die Zahl der Betriebe in Deutschland, die Kurzarbeit angemeldet haben, ist auf 725.000 gestiegen. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mit. Damit sei die Zahl zum Stichtag 13. April gegenüber der Vorwoche noch einmal um zwölf Prozent gewachsen. Eine Woche zuvor hatten 650.000 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Wie viele Personen betroffen sind, ist durch die Sonderauswertung der Bundesagentur nicht erfasst. Diese Zahl kann erst im Nachhinein nach der Abrechnung durch die Betriebe ermittelt werden. Bei der Bundesagentur arbeiten den Angaben zufolge inzwischen 8000 Mitarbeiter an der Abwicklung von Kurzarbeit, zehn Mal so viele wie in normalen Zeiten.

Rezession wird bis Mitte des Jahres dauern

Die Bundesregierung rechnet bis zum Frühsommer mit einer schrumpfenden Wirtschaft infolge der Corona-Krise. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit März in der Rezession. Diese wird voraussichtlich bis Mitte des Jahres andauern“, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Allein durch den ab Mitte März geltenden „Shutdown“ dürfte das Bruttoinlandsprodukt im gesamten ersten Quartal „merklich“ zurückgehen. Die negative Entwicklung dürfte sich im April noch verstärken. „Auch wenn erste Schutzmaßnahmen danach wieder etwas gelockert werden könnten, wird die Konjunktur weiterhin sehr gedämpft verlaufen und sich nur nach und nach beleben“, so das Ministerium.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen in ihrem Frühjahrsgutachten mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 4,2 Prozent in diesem Jahr. „Gegenwärtig ist die weitere wirtschaftliche Entwicklung aber noch mit ungewöhnlich großen Unwägbarkeiten behaftet“, betonte das Ministerium.

Berichtssaison geht los

An den Aktienmärkten könnte es im Tagesverlauf spannend werden, wenn in den USA im Zuge der anlaufenden Berichtssaison mit Goldman Sachs, der Bank of America und der Citigroup große Finanzhäuser ihre Bücher für das erste Quartal öffnen. Die Vorgaben dafür sind nicht gerade rosig, denn JPMorgan hatte am Vortag kein positive Duftmarke gesetzt. Papiere aus dem Bankensektor gehörten am Mittwoch vorerst zu den größten Verlierern. Jene der Deutschen Bank büßten gut drei Prozent ein.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: H-AB Photography / shutterstock.com

 (Anzeige)

Meistgelesene Artikel