Deutsche Bank: Versöhnliche Töne vor der virtuellen Hauptversammlung – die Zeiten ändern sich!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In den vergangenen Jahren waren die Hauptversammlungen der Deutschen Bank kein Zuckerschlecken für die Vorsitzenden des Vorstandes und Aufsichtsrates. Seit dem Ausscheiden von Josef Ackermann im Mai 2012 war besonders die Position des CEO ein sehr wackeliger Platz. Für die Doppelspitze Jain/Fitschen war nach drei Jahren schon wieder Schluss und etwa genauso lange konnte sich John Cryan nur auf dem Chefsessel behaupten, bevor 2018 der heutige Chef Christian Sewing das Ruder übernahm.

Die vielen Wechsel auf der Position des Vorstandsvorsitzenden brachten vor allen Dingen Paul Achleitner, seit 2012 Vorsitzender des Aufsichtsrats, vor einigen Hauptversammlungen ins Fadenkreuz der Kritik. Immer wieder keimten vor den vergangenen Treffen der Aktionäre Gerüchte auf, dass sich wichtige Großaktionäre für eine Abwahl von Achleitner stark machen würden. Der Österreicher musste sich zwar immer viel Kritik anhören, ist aber bis heute immer noch in Amt und dürfte sich wohl auf eine deutlich entspanntere online Hauptversammlung freuen. Mit Christian Sewing scheint Achleitner nach einigen Versuchen wohl den richtigen Mann ans Steuer der Deutschen Bank gelassen haben.

Großaktionäre sind diesmal entspannt

Die beiden Fondsgesesllschaften Deka und Union Investment stellten sich anlässlich des virtuellen Aktionärstreffens am Donnerstag hinter die Strategie von Vorstandschef Christian Sewing. Auch die Stimmrechtsberater Glass Lewis und Institutional Shareholder Services (ISS) haben in diesem Jahr nichts zu beanstanden. In den vergangenen Jahren hagelte es bei den Hauptversammlungen von Deutschlands größtem Geldhaus oft massive Kritik von Aktionären.

„Ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 hat die Deutsche Bank die Trendwende geschafft“, erklärte Portfoliomanagerin Alexandra Annecke von Union Investment am Dienstag. „Wir sehen endlich Licht am Ende des Tunnels.“ Ihr Kollege Andreas Thomae von Deka Investment pflichtet ihr bei: „Das Management hat in den letzten zwölf Monaten sehr gute Arbeit geleistet.“ 2020 erwirtschaftete die Deutsche Bank erstmals seit sieben Jahren einen Gewinn und auch das erste Quartal 2021 lief dank des florierenden Investmentbankings besser als erwartet.

Ganz ohne Kritik geht es aber nicht

Annecke kritisierte aber unter anderem die vergleichsweise geringe Profitabilität der Bank sowie die Verlängerung des Geldwäsche-Sonderbeauftragten durch die Finanzaufsicht BaFin. „Das gute Management von Kreditrisiken und Kapitalmarktrisiken wird durch mangelhafte Geldwäsche-Kontrollen überschattet. Die Bank muss ihre Altlasten endlich bewältigen.“ Auch die Bonus-Zahlungen stoßen den Großinvestoren sauer auf. Die variablen Vergütungen haben 2020 um fast ein Drittel zugelegt. „Das ist zu viel in einem Jahr, in dem die Bank gerade einmal eine Milliarde Euro vor Steuern verdient hat“, monierte Fondsmanager Thomae.

Schütz statt Achleitner im Visier 

Die Deka lehnt zudem die Entlastung des scheidenden Aufsichtsrats Alexander Schütz ab, der wegen einer Email an den inhaftierten Ex-Wirecard-Chef Markus Braun in Misskredit geraten war. Eine Nicht-Entlastung hätte keine rechtlichen Konsequenzen, sie wäre aber ein öffentliches Misstrauensvotum.

Schütz soll durch den ehemaligen VW-Finanzchef Frank Witter ersetzt werden. Dieser gilt wie Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer und Ex-PwC-Deutschlandchef Norbert Winkeljohann als potenzieller Nachfolger des obersten Deutsche-Bank-Kontrolleurs Paul Achleitner. Der Österreicher will nach der Hauptversammlung 2022 aufhören. Winkeljohann und Weimer sind schon Mitglieder im Aufsichtsrat der Deutschen Bank.

Aktie zweitbester Wert im Dax

Schaut man auf den Aktienkurs, so findet sich auch kein Grund zu klagen für die Aktionäre. Seit Jahresanfang haben die Papiere er Deutschen Bank fast 40 Prozent an Wert gewonnen. Lediglich VW kommt mit einer Performance von 44 Prozent auf einen besseren Wert im deutschen Leitindex. Wie aus den vorab veröffentlichten Reden der Vorstände zu erfahren ist, dürfte die Deutsche Bank auch gut in das zweite Quartal gestartet sein. Somit könnte sich die gute Entwicklung des Aktienkurses durchaus fortsetzen. Vielleicht ist die Hauptversammlung im nächsten Jahr dann noch harmonischer.

Von Markus Weingran / Reuters

Foto: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

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