Empfehlung für Corona-Impfung in USA bei Kindern unter zwölf Jahren

Reuters · Uhr

New Jersey/Chicago (Reuters) - In den USA rücken Corona-Impfungen für Kinder näher.

Ein Beratungsausschuss der US-Arzneimittelbehörde FDA sprach sich für eine Zulassung des Vakzins von BioNTech und Pfizer bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren aus. Der Nutzen einer Impfung sei höher als die Risiken bei einer Erkrankung, erklärte das Gremium am Dienstag. Die für Deutschland zuständige Stiko steht Impfungen in der Altersgruppe dagegen zurückhaltend gegenüber.

Covid-19 sei die achthäufigste Todesursache bei Kindern im vergangenen Jahr gewesen, sagte Impfstoffexpertin Amanda Cohn, die stimmberechtigtes Mitglied in dem FDA-Gremium ist. "Die Verwendung dieses Impfstoffs wird Todesfälle verhindern, die Aufnahme auf die Intensivstation verhindern und signifikante langfristige Nebenwirkungen bei Kindern verhindern."

Sollte die FDA dem Vorschlag zustimmen, könnte das Vakzin bereits nächste Woche verfügbar sein für die betreffende Altersgruppe. Die Behörde ist nicht verpflichtet, den Ratschlägen ihrer externen Experten zu folgen, tut es aber in der Regel. In dem Gremium stimmten 17 Mitglieder für eine Notfallzulassung, es gab eine Enthaltung. Für Kinder über zwölf Jahre ist der Impfstoff von Biontech bereits genehmigt in den USA und der Europäischen Union (EU). Auch die beim Robert-Koch-Institut angesiedelte Ständige Impfkommission (Stiko) empfielt ihn.

STIKO WILL MEHR DATEN ZU KINDER-IMPFUNGEN

Impfungen bei jüngeren Kindern sieht der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens dagegen kritisch. "Je geringer die Krankheitslast in einer Gruppe, umso sicherer muss die Impfung sein", sagte er der "Rheinischen Post". Für eine abwägende Entscheidung zu einer Empfehlung müssten erwartbare positive Effekte - klinisch oder psychosozial - für die Kinder und mögliche Restrisiken bei im Wachstum befindlichen Kindern "möglichst einigermaßen quantitativ fassbar" sein. "Die Krankheitslast bei Kindern in den USA ist offenbar höher als in Deutschland."

Laut Daten der American Academy of Pediatrics (AAP), eine Organisation von Vertretern der Kindermedizin, sind in den USA mehr als 500 Kinder an Covid-19 gestorben. Generell erkranken Kinder deutlich seltener schwer als Erwachsene. Nur wenige andere Länder wie China, Kuba und die Vereinigten Arabischen Emirate haben bisher Covid-19-Impfstoffe für Kinder unter zwölf Jahren freigegeben. Pfizer und Biontech haben auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur Daten für eine Erweiterung der bedingten Marktzulassung ihres Covid-19-Impfstoffs auf Fünf- bis Elfjährigen eingereicht.

Die sehr seltenen, vornehmlich bei jungen männlichen Geimpften aufgetretenen Fälle von Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung müssen nach Einschätzung der Stiko als Nebenwirkung gewertet werden. In der Mehrzahl der Fälle seien diese bei entsprechender medizinischer Versorgung aber unkompliziert verlaufen. Neuere Untersuchungen aus dem Ausland deuteten zudem darauf hin, dass auch bei Covid-19-Erkankungen dass Herz betroffen sein könnte. Bisher gebe es keine Anzeichen für weitere schwere Nebenwirkungen nach einer mRNA-Impfung, insbesondere nicht bei Kindern und Jugendlichen.

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