Europas Anleger vor US-Jobdaten verhalten optimistisch
Frankfurt (Reuters) - Vor den mit Spannung erwarteten US-Jobdaten trauen sich weitere Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück.
"Nach zuletzt zwei als enttäuschend wahrgenommenen Arbeitsmarktberichten stellt sich die Frage, ob sich – getrieben von weiteren Öffnungsschritten im Juni – endlich der ersehnte Stellen-Boom am Arbeitsmarkt abzeichnet", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Dax und EuroStoxx50 legten am Freitagvormittag jeweils ein knappes halbes Prozent auf 15.673 beziehungsweise 4092 Punkte zu.
Ideal für die Börsen wären mittelgute Beschäftigtenzahlen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Gut genug, um eine positive Entwicklung der US-Wirtschaft zu demonstrieren. Aber gleichzeitig nicht so stark, dass die Rufe nach einer früheren Zinserhöhung noch lauter werden." In diesem Zusammenhang sollten Investoren der Lohnentwicklung besondere Aufmerksamkeit schenken, mahnte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. "Löhne sind die größten Kostenfaktoren der US-Unternehmen. Steigerungen können Inflation auslösen, da die Firmen höhere Kosten an die Kunden weiterreichen."
Experten rechnen für Juni in den USA mit dem Aufbau von 700.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft. Bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen sei mit einem Plus von 0,4 Prozent im Monatsvergleich aber eine leichte Entspannung zu rechnen.
OPEC+ UNEINS ÜBER FÖRDERMENGEN
Auch am Rohölmarkt war Warten angesagt, nachdem die Ländergruppe Opec+, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, ein für Donnerstag geplantes Ministertreffen auf diesen Freitag verschoben hatte. Da sich die Staaten nicht auf eine Lockerung der Förderbremse einigen konnten, gelte die aktuelle Beschränkung weiter, konstatierten die Anlagestrategen der ING Bank. "Dies bedeutet, dass sich der Angebotsengpass verschärft." Wegen der Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie steigt der Energiebedarf.
Selbst die diskutierte Anhebung der Produktionsquoten um 400.000 Barrel pro Tag wäre zu gering, um den Nachfrageüberhang zu verringern, kritisierte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Ein Preis von 80 Dollar oder mehr könnte die noch gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt spürbar belasten." Am Freitag notierte die Ölsorte Brent aus der Nordsee kaum verändert bei 75,71 Dollar je Barrel (159 Liter).
GRENKE IM AUFWIND - MISTER SPEX MIT KURSPLUS ZUM DEBÜT
Am deutschen Aktienmarkt zählte Grenke mit einem Kursplus von gut zwei Prozent zu den Favoriten. Anleger reagierten erleichtert, dass die wegen angeblicher Bilanz-Tricksereien in die Schlagzeilen geratene Leasingfirma das Neugeschäft stabil halten konnte.
Gefragt waren auch die Papiere von Mister Spex. Sie stiegen bei ihrem Börsendebüt auf bis zu 26 Euro und lagen damit vier Prozent über ihrem Ausgabepreis von 25 Euro. Die Emission des Online-Optikers war 375 Millionen Euro schwer.