Experten: Bezeichnung Deltakron für Mischvarianten nicht eindeutig
BERLIN (dpa-AFX) - Der inoffizielle Name Deltakron für Corona-Mischvarianten aus Delta und Omikron, die in mehreren Ländern gefunden wurden, ist aus Sicht von Fachleuten unglücklich gewählt. Es sei "keine hilfreiche Bezeichnung", sagte der Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, Richard Neher, auf dpa-Anfrage. Bei dem Begriff sei unklar, welche Mischform - Fachleute sprechen auch von Rekombinanten - gemeint ist, denn mehrere solcher Varianten seien bestätigt. Zudem schwinge in dem Begriff ein Alarmismus mit, für den es "keinen guten Grund" gebe.
Eine Mischform aus Delta und Omikron, die kürzlich erstmals vom französischen Institut Pasteur beschrieben wurde, hat laut Neher das Kürzel XD. Es sei bisher die einzige Variante, bei der das Spike-Protein von Omikron "mehr oder weniger perfekt" in ein Delta-Genom eingesetzt ist. Auch andere Rekombinanten hätten dieses Omikron-Schlüsselmerkmal und andere Gene von Delta. Hauptsächlich sei XD bisher in Frankreich und Dänemark beobachtet worden. Das Robert Koch-Institut spricht für Deutschland von einem bestätigten Fall.
"Da es mehrere Delta- und Omikron- Subvarianten gibt und theoretisch also eine Vielzahl von Rekombinationen möglich sind, ist der Begriff in der Tat sehr ungenau und eher nur zur Veranschaulichung, aber nicht als sinnvolle Bezeichnung geeignet", sagte die Virologin vom Universitätsklinikum Frankfurt, Sandra Ciesek. "Insbesondere bei der Verfolgung von Infektionsketten muss immer die gesamte Virussequenz berücksichtigt werden."/ggr/DP/zb