EZB: Werden die nächsten Geldspritzen vorbereitet? – Österreich möchte Weidmann als Draghi-Nachfolger

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Zinssitzung im Januar die Tür hin zu möglichen neuen Langfrist-Geldspritzen bereits ein gutes Stück geöffnet. Alle potenziellen neue Maßnahmen sollten die zu erreichenden geldpolitischen Ziele im Auge haben, wie es im Protokoll der Sitzung hieß, das die Notenbank am Donnerstag veröffentlichte.

Entscheidungen dazu sollten zwar nicht übereilt getroffen werden, jedoch müssten die nötigen technischen Analysen für eine Vorbereitung von möglichen Schritten zügig voranschreiten. An den Börsen wird schon seit längerem spekuliert, die Euro-Wächter könnten angesichts der Konjunkturabkühlung neue Langfristkredite für Geschäftsbanken beschließen.

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EZB-Direktor Benoit Coeure hatte unlängst gesagt, eine Neuauflage solcher Geldsalven, die in der Fachwelt „TLTRO“ genannt werden, sei möglich. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet ließ am Mittwoch durchblicken, der EZB-Rat werde sich bereits in Kürze mit der Frage beschäftigen. Das bedeute aber nicht, dass man notwendigerweise Entscheidungen zu diesem Zeitpunkt treffe. Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank ist am 7. März. Die EZB hatte zuletzt 2016 mehrere solcher Langfristdarlehen aufgelegt, um die Kreditvergabe anzuschieben. Vor allem Banken in Italien und Spanien hatten damals stark zugegriffen

Die Euro-Wächter waren im Januar nach einer Reihe zumeist schwacher Konjunkturdaten zu der Auffassung gelangt, dass die Gefahren für die Wirtschaftsperspektiven inzwischen überwiegen. Notenbank-Chef Mario Draghi hielt eine Rezession allerdings zuletzt für unwahrscheinlich.

Österreich bringt Weidmann in Position

Neben der Diskussion um die weitere geldpolitische Ausrichtung der EZB wird es im Rennen um die Nachfolge von Mario Draghi immer spannender. Die ersten Namen werden gehandelt und es wird Stellung bezogen. Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, sagte, er würde den Deutschen gerne als nächsten EZB-Präsidenten sehen. „Neben der nötigen Erfahrung in der Geldpolitik ist die internationale Vernetzung und Kommunikation wichtig“, sagte er laut einem Vorabbericht des Magazins „Trend“ (Freitagausgabe).

Auch Italien kann sich mit dem Gedanken anfreunden

Zuvor hatte auch Italiens Finanzminister Giovanni Tria gesagt, er stehe einer möglichen Kandidatur Weidmanns offen gegenüber. Der 50-Jährige an der Spitze der Bundesbank steht für eine strikte Stabilitätsorientierung der Geldpolitik. Das brachte den früheren Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel während der Euro-Schuldenkrise mehrfach in Konflikt mit Draghi.

Das Rennen ist eröffnet

Draghis Amtszeit läuft Ende Oktober nach acht Jahren aus. Offiziell stehen zwar noch keine Kandidaten fest. Es kursieren aber bereits Namen möglicher Anwärter: Neben Weidmann werden dabei auch seinem französischen Kollegen Villeroy de Galhau, dem niederländischen Notenbankchef Klaas Knot und weiteren Währungshütern Chancen eingeräumt.

Nowotny (74), der bereits frühzeitig eine Lanze für Weidmann gebrochen hatte, gibt Ende August seinen Posten als Gouverneur der OeNB ab und damit auch seinen Sitz im EZB-Rat. Von seinem eigenen Nachfolger, dem früheren Weltbank-Direktor Robert Holzmann, erwartet er keinen „abrupten Kurswechsel“. „Ich denke, er sieht genauso wie ich die Notenbank als wichtige Institution für die Stabilität eines Landes“.

Nowotny gegen weitere Geldspritzen

In der Europäischen Zentralbank (EZB) herrscht laut Nowotny derzeit eine abwartende Stimmung. Ob sich das Fenster für die Normalisierung der Geldpolitik langsam schließe, sei zu früh zu beurteilen. Laut Nowotny sollte zur Jahresmitte über das weitere Vorgehen bei der Zinspolitik diskutiert werden. „Angesichts der Abkühlung wird nun darüber debattiert, ob man diese Normalisierung überhaupt weiterführen soll. Ich persönlich kann momentan keinen Bedarf an zusätzlicher Liquidität erkennen“, sagte Nowotny. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte jüngst gesagt, der EZB-Rat werde sich schon in Kürze mit der Frage neuer langfristiger Geldspritzen für Geldhäuser beschäftigen.

Markus Weingran/Reuters

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