GamesStop: Verdopplung zu Handelsstart ++ Siemens Healthineers: Prognose rauf ++ Evotec: Millionenauftrag aus dem Pentagon

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

8 Uhr in Deutschland. Der vorbörsliche Handel ist eröffnet und der Wahnsinn bei der Aktie von GameStop geht in die nächste Runde. Sofort schießt das Papier auf der Handelsplattform Tradegate deutlich zweistellig in die Höhe. Nach einer halben Stunde hat sich der Kurs in Euro schon fast verdoppelt, nach 45 Minuten liegt er 145 Prozent im Plus. Es geht weiter hoch her bei der Aktie.

# Gamestop: Eine neue Aktie im Bann des Spekulationswahnsinns

# GameStop-Aktie: „Dafür sind Börsen nicht da“

Fokus online titelte: „Wie ein Schwarm von Internetkids die Wallstreet in die Knie zwingt“. Auf den ersten Blick dürfte es sicherlich jeden Anleger freuen, der schon einmal durch eine Short-Attacke Geld verloren hat. Dabei war es oftmals der Fall, dass man ohnmächtig zuschauen musste, wie eher unbekannte Short-Seller mit seitenlangen Vorwürfen eine Aktie in die Knie zwingen. In vielen Fällen, wie zuletzt bei Grenke, war an den Vorwürfen nichts dran und es dauert sehr lange, bis die Aktie sich von diesem Schockmoment erholt hat. Gegen den Verfasser, der auch schön erwähnt, dass er die Aktie geshortet hat, ist im Großen und Ganzen nichts zu machen. Auch gerichtliche Verfahren bleiben letztendlich ohne Erfolg.

Da schaut man schon mit etwas Genugtuung zu, wie sich das Bild einmal dreht. Diesmal stehen die Heuschrecken auf der anderen Seite. Es ist eine Community und sie fällt wie ein großer Schwarm der grünen Insekten über die Short-Seller her, die früher ja selbst gerne mit den Tieren verglichen wurden. Der Schaden für die Short Seller ist enorm. Laut Market Watch haben alle, die gegen die Aktie von GameStop gewettet haben allein am Freitag 1,6 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt.

Melvin Capital musste angeblich schon mit einer milliardenschweren Finanzspritze vor dem Ende gerettet werden. Wie bereits erwähnt: Das Mitleid derjenigen, die durch eine Short-Attacke Geld verloren haben dürfte sich in Grenzen halten. Wenn die Gegenseite jetzt aber mit Gewinnen über Derivate von mehr als 20 Millionen Dollar prahlt, dann muss schon die Frage erlaubt sein: Wurde hier der Gedanke, den Shorties eins auszuwischen ab adsurdum geführt, weil sich einige der „Internet-Kreuzritter“ im Feldzug gegen die Short-Seller die Taschen voll gemacht haben und zwar nicht zu knapp.

Oder werden diejenigen später wie Robin Hood das Geld an die Armen verteilen? Denn eins steht auch fest: Neben den Hedgefonds wird es auch Privatanleger geben, die mit der Aktie Verluste erleiden werden, wenn sich die Lage wieder beruhigt und der Kurs wie ein Kartenhaus zusammenklappt. Da gilt dann das Motto: Den letzten beißen die Hunde! Wer zu gierig wird oder als Letzter auf den scheibar unstoppbaren Zug Richtung Norden aufspringt, der wird Verluste einfahren. Das sollten alle Anleger bedenken, die jetzt noch mitzocken möchten.

Dax wieder im Rückwärtsgang

Der deutsche Leitindex scheint am Mittwoch seine Achterbahnfahrt in dieser Woche zunächst fortzusetzen. Nach den starken Einbußen zum Wochenstart und den ebenso kräftigen Gewinnen am Dienstag startete der deutsche Leitindex nun wieder klar schwächer. Das Minus belief sich wenige Minuten nach der Eröffnung auf 0,37 Prozent auf 13 820,13 Punkte.

Dem Dax sei es zuletzt immer wieder gelungen, sich von kurzfristigen Rücksetzern zu erholen, schrieben die Charttechniker der Helaba. Insgesamt bleibe aber die Nervosität hoch. Am Abend steht der Zinsentscheid der US-Notenbank auf der Agenda. Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs bestätigen.

Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Mittwoch zunächst um 0,22 Prozent auf 31 631,01 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,3 Prozent.

Siemens Healthineers: Prognose erhöht

Der Medizintechnikkonzern hebt nach einem besser als erwartet ausgefallenen Jahresauftakt seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr an. Dabei profitiert die Siemens-Tochter im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nicht nur von guten Geschäften mit bildgebender Diagnostik, sondern auch von ihren Antigen-Schnelltests, für die Healthineers ebenfalls die Prognose erhöhte. Am Markt kamen die Neuigkeiten gut an, nachbörslich stieg die Aktie am Dienstag um 2,7 Prozent.

Der Umsatz dürfte 2020/21 (per Ende September) auf vergleichbarer Basis um acht bis zwölf Prozent steigen, teilte Healthineers am Dienstagabend nach Börsenschluss mit. Bislang war das Management von einem Wachstum von fünf bis acht Prozent ausgegangen.

 Evotec: Neuer Auftrag lässt Aktie weiter abheben

Der Hamburger Wirkstoff-Forscher hat vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag für Antikörper gegen die Covid-19-Erkrankung erhalten. Der auch andere Antikörper umfassende Auftrag habe ein Volumen von 28,6 Millionen US-Dollar (23,5 Mio Euro), teilte der Hamburger MDax-Konzern am Mittwoch mit. Im Rahmen der Vereinbarung werde das US-Verteidigungsministerium Zugang zu Herstellungskapazitäten für monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV-2 sowie weitere Biologika-Herstellungskapazitäten über einen Zeitraum von sieben Jahren in einer Anlage erhalten, die demnächst in Redmond im US-Bundesstaat Washington fertiggestellt werde.

Im Sommer des vergangenen Jahres hatte die US-Tochter von Evotec die Zusammenarbeit mit der US-Behörde begonnen. Bei diesem Auftrag ging es zunächst um die Auswahl monoklonaler Antikörper gegen SARS-CoV-2 sowie die Entwicklung eines effizienten Prozesses für ihre Herstellung. Evotec hatte die Tochter erst 2019 übernommen.

Angesichts des neuen Auftrages dürften die Evotec-Aktien am Mittwoch weiter kräftig zulegen. Tags zuvor waren sie um rund zehn Prozent nach oben geschnellt auf den höchsten Stand seit 2001.

Symrise: Ziele für 2020 verfehlt

Der Hacker-Angriff im Dezember hat den Aromen- und Duftstoffhersteller ausgebremst. Zeitweise sei es zu „erheblichen Beeinträchtigungen im Geschäftsablauf“ gekommen, weshalb das Umsatzziel für das vergangene Jahr verfehlt worden sei, teilte der MDax -Konzern am Dienstagabend nach Börsenschluss mit.

Die Erlöse stiegen demnach im Schlussquartal organisch um 0,7 Prozent. Für das Gesamtjahr wies Symrise nach vorläufigen Berechnungen einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro aus, bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe war dies ein Plus von 2,7 Prozent. Allerdings hatte der Konzern zuletzt ein organisches Erlöswachstum zwischen 3 und 4 Prozent in Aussicht gestellt. Ohne den Angriff durch Hacker wären die Ziele allerdings erreicht worden, hieß es weiter.

Inzwischen seien die Auswirkungen des Angriffs weitestgehend behoben und die Produktionsabläufe wieder hergestellt. Das Management bekräftigte sein Profitabilitätsziel für das vergangene Jahr. Symrise gehe weiterhin davon aus, für 2020 eine operative Marge (Ebitda) am unteren Rand des Korridors zwischen 21 und 22 Prozent zu erreichen. Auch die Mittelfristziele bis 2025 bestätigte der Konzern. Den vollständigen Finanzbericht für 2020 will Symrise am 9. März veröffentlichen.

Kurz & knapp:

Sanofi: Der französische Pharmakonzern will dem Mainzer Unternehmen Biontech und dem US-Konzern Pfizer beim Abfüllen des Corona-Impfstoffs unter die Arme greifen. „In unserem Werk in Frankfurt werden wir das Produkt verpacken, das uns ab Juli von Pfizer-Biontech geliefert wird“, sagte Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson der Zeitung „Le Figaro“ am Dienstag. „Wir sollten in der Lage sein, bis Ende des Jahres mehr als 100 Millionen Dosen zu liefern, die für die Europäische Union und damit teilweise für Frankreich bestimmt sind“, sagte Hudson. „Da wir mit unserem Hauptimpfstoff einige Monate hinter dem Zeitplan zurücklagen, fragten wir uns, wie wir uns jetzt nützlich machen könnten“, so Hudson weiter. Das Abfüllen des Impfstoffs müsse in einer sterilen Umgebung und bei einer sehr niedrigen Temperatur erfolgen. Sanofi wolle das in einem großen Maßstab tun. Da die Sanofi-Produktionsstätte in der Nähe des Biontech-Hauptsitzes in Mainz liege, werde das die Sache erleichtern. Die Arbeit an eigenen Impfstoffen wolle Sanofi fortsetzen. Zuletzt war bekanntgeworden, dass die Corona-Impfstoffentwicklung von Sanofi und GSK (GlaxoSmithKline) sich verzögere. „Wir streben eine Markteinführung im letzten Quartal des Jahres an“, bestätigte Hudson frühere Angaben. Man sei zuversichtlich. Die ersten Ergebnisse zur Dosierung und Wirksamkeit werde man voraussichtlich im Mai erhalten, danach könne man mit großangelegten Tests beginnen.

RTL: Der Medienkonzern hat das Corona-Jahr 2020 trotz schwächerer Werbeeinnahmen deutlich besser hinter sich gebracht als erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (bereinigtes Ebita) lag mit rund 850 Millionen Euro sowohl über der eigenen Prognose als auch über den Analystenschätzungen, wie RTL am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern hier noch 1,16 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der SDax-Konzern profitierte von Werbeerlösen im wichtigen vierten Quartal. So ging der Umsatz 2020 mit etwa sechs Milliarden Euro nicht ganz so stark zurück, wie zuletzt vom Vorstand prognostiziert. Das Management hatte im November wieder einen Ausblick gegeben und rund 5,8 Milliarden Euro an Erlösen nach 6,65 Milliarden 2019 sowie ein bereinigtes Ebita von 720 Millionen in Aussicht gestellt. Die vollständigen Zahlen will das Management um Konzernchef Thomas Rabe am 12. März veröffentlichen.

Zeal: Der Lottovermittler Zeal Network hat sein Gewinnziel 2020 dank guter Geschäfte im Glücksspiel übertroffen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) liege nach vorläufigen Berechnungen mit 12,4 Millionen Euro deutlich über der bereits angehobenen Zielspanne von 8 bis 10 Millionen, teilte das im Nebenwerte-Index SDax gelistete Unternehmen überraschend am Dienstagabend in Hamburg mit. Ein Jahr zuvor hatte Zeal noch ein bereinigtes Ebitda von 29,4 Millionen erzielt. Wegen einer Veränderung des Geschäftsmodells hatte das Management aber ohnehin mit einem deutlichen Rückgang gerechnet.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: 3Dsculptor / Shutterstock.com


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