Haiti - Mutmaßlicher Hintermann des Mordes an Präsident Moise verhaftet
Port-au-Prince (Reuters) - In Haiti ist Polizeiangaben zufolge ein mutmaßlicher Drahtzieher des Mordes am Präsidenten Jovenel Moise festgenommen worden.
Der 63-jährige Christian Emmanuel Sanon sei Anfang Juni in einem Privatjet nach Haiti geflogen, begleitet von angeheuerten Sicherheitsleuten, und wollte das Amt des Präsidenten übernehmen, sagte Polizeichef Leon Charles auf einer Pressekonferenz am Sonntag. Sanons Motiv sei "politisch" gewesen, weitere Einzelheiten nannte der Polizeichef nicht. Öffentliche Aufzeichnungen im Internet zeigen, dass ein Mann mit Sanons Namen als Arzt in Florida arbeitete, aber es war zunächst nicht sofort klar, ob es sich um dieselbe Person handelt.
Im Zusammenhang mit dem Mord an Moise seien 18 Kolumbianer und drei Amerikaner haitianischer Herkunft, einschließlich Sanon, verhaftet worden, sagte Charles. Fünf Kolumbianer seien noch auf freiem Fuß, drei seien getötet worden. Die mutmaßlichen Attentäter sagten den Ermittlern, dass sie den Präsidenten festnehmen wollten, nicht töten, wie die Zeitung "Miami Herald" sowie eine mit der Angelegenheit vertraute Person zuvor berichteten. Sie hätten den Präsidenten bereits tot aufgefunden. Fotos und Röntgenbilder, die am Wochenende in den sozialen Medien kursierten und angeblich von Moises Autopsie stammen, zeigten einen von Schüssen durchlöcherten Körper, einen gebrochenen Schädel und andere gebrochene Knochen, was die Brutalität des Angriffs unterstreicht. Reuters konnte die Authentizität der Bilder nicht unabhängig bestätigen.
Moise war seit 2017 im Amt und regierte seit mehr als einem Jahr per Erlass, weil die Ausrichtung einer Wahl scheiterte. Die Opposition warf dem 53-Jährigen Korruption vor, es kam zu Massenprotesten. Moise hat die Anschuldigungen stets bestritten und auf eine Verfassungsreform gedrungen, mit der er nach eigenen Angaben für mehr Stabilität sorgen wollte. Seine Gegner sahen darin den Versuch, eine Diktatur zu erreichten. Nach Angaben der haitianischen Behörden wurde Moise von ausländischen Profi-Killern getötet. Zwei Männer erklärten sich daraufhin jeweils zum Interims-Regierungschef.