IfW - Deutsche Wirtschaft wächst 2021 nur um 3,1 Prozent
Berlin (Reuters) - Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) blickt angesichts der zweiten Corona-Welle deutlich pessimistischer auf die deutsche Konjunktur im kommenden Jahr als andere Forschungshäuser.
Das Bruttoinlandsprodukt werde nur um 3,1 Prozent wachsen statt wie bislang angenommen um 4,8 Prozent, sagten die Kieler Ökonomen am Donnerstag voraus. Das Essener RWI und das gewerkschaftsnahe IMK rechnen dagegen mit 4,9 Prozent, während auch das Münchner Ifo und das IWH Halle zumindest noch eine Vier vor dem Komma sehen. "Die Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich", betonte das IfW, das für 2022 nun ein umso größeres Plus von 4,5 (bisher: 2,4) Prozent erwartet. "Maßgeblich ist das Wiederaufflammen der Corona-Pandemie sowie die seit November wieder eingeführten Shutdown-Maßnahmen." Für dieses Jahr wird ein Rekordeinbruch von 5,2 Prozent erwartet.
Da der Lockdown zum Teil auch in den kommenden Monaten Bestand haben dürfte, zeichne sich sowohl für das laufende vierte Quartal als auch für Anfang 2021 ein schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt ab. Insgesamt könnten im Winterhalbjahr infolge der zweiten Infektionswelle 40 bis 50 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren gehen. "Diese Rückgänge werden jedoch nicht das Ausmaß vom Frühjahr erreichen", hieß es. "So konzentrieren sich die Belastungen stärker auf einzelne, konsumnahe Branchen." Die Exporte dürften dagegen angesichts der vergleichsweise robusten Weltkonjunktur wachsen, weshalb die Industrie das Winterhalbjahr weitgehend unbeschadet überstehen werde.
Auch am Arbeitsmarkt rechnet das IfW mit einer verzögerten Erholung. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte erst Mitte 2022 das Vorkrisenniveau erreichen. Da der verschärfte Lockdown die Einnahmen des Staates dämpfe und weitere Hilfszahlungen mit sich bringe, werde der Staatshaushalt zusätzlich belastet. Das Haushaltsdefizit dürfte in diesem Jahr bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen, 2021 bei vier Prozent und 2022 bei 1,9 Prozent.