Kutzers Zwischenruf: Investieren oder konsumieren?

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Nachrichtenlage bleibt gemischt. Unsere und die europäische Wirtschaftsentwicklungen sind zwar insgesamt nach wie vor gut (und stärker als erwartet), haben im Einzelnen aber unterschiedliche Vorzeichen. Das erschwert den Blick nach vorn, erst recht beim Versuch, die Einflüsse Amerikas und Chinas zu berücksichtigen. Ernste Sorgen brauchen sich die Aktienanleger deshalb nicht zu machen - aber sollte man auf dem aktuellem Indexniveau weiter investieren? Wäre es nicht besser, den Cash-Anteil zu erhöhen, also mehr Liquidität vorzuhalten? Dann könnten die Bundesbürger auch ,mehr für persönliche Anschaffungen ausgeben.

Die Stimmung der Verbraucher zeigt nämlich im August insgesamt ein etwas moderateres Bild. Während die Einkommenserwartungen leicht steigen, müssen sowohl die Konjunkturerwartung als auch die Anschaffungsneigung Einbußen hinnehmen. Und neben der gesunkenen Anschaffungsneigung sorgt auch eine im August zunehmende Sparneigung dafür, dass das Konsumklima aktuell sinkt. Hinzu kommt, dass das Thema Inflation wieder eine Rolle in der Diskussion um die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland spielt. Und das wirkt sich erfahrungsgemäß dämpfend auf die Konsumlaune aus.

Nicht zu unterschätzen sind die Folgen der neuen Corona-Welle. Analysten sind deshalb der Ansicht, dass die Erholung vieler Branchen nach der Pandemie deutlich länger dauern als nach der Finanzkrise von 2008 dauern könnte. Das liegt vor allem an den insbesondere durch die Lockdowns verursachten geringeren Konsumausgaben der Privathaushalte während der Pandemie. So gingen die Konsumausgaben 2020 im Gastgewerbe, im Freizeit-Bereich und im Bekleidungshandel dramatisch zurück.

Ganz anders sieht es bei der Kapitalanlage aus, wo der Boom der Investmentfonds anhält. „Wertpapiersparer rennen Sparkassen-Fondshaus Deka die Türen ein“, berichtet Reuters heute. Lang ist es her, dass wir von einer „kräftig wachsenden Wertpapier-Begeisterung der Privatanleger“ sprechen konnten. Der Absatz in diesem Geschäftsbereich stieg im ersten Halbjahr um 60 Prozent! Gefragt waren demnach vor allem Aktienfonds. Als Alternative zum traditionellen Sparbuch steht bei den Kunden das regelmäßige Wertpapiersparen besonders hoch im Kurs - langfristige Sparpläne. Gut so!

Das ist eine für mich eine Dauer-Empfehlung, liebe Leser, denn die Qualität von betont langfristigen Sparplänen - vor allem mit Aktien und Gold - wird auch durch diffuse Wirtschafts- und Börsenphasen nicht in Frage gestellt. Als Sympathisant der „Sowohl-als-auch-Philosophie“ plädiere ich nach wie vor für das Investieren und Konsumieren - nicht „oder“, beides also. Das ist heutzutage auch mit bescheidenen Beträgen möglich und somit nicht nur ausgesprochen wohlhabenden Bundesbürgern vorbehalten.

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