Lawrow: Präsidentenwahl in Belarus war nicht ideal
MINSK (dpa-AFX) - Russland hat erstmals auf Mängel bei der umstrittenen Präsidentenwahl im Nachbarland Belarus (Weißrussland) hingewiesen. "Die Wahl war nicht ideal. Natürlich nicht", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen. Dafür gebe es nicht wenige Beweise, sagte er. Auch die Führung in Minsk sehe das und versuche, mit den Bürgern einen Dialog aufzubauen. Alle sollten versuchen, die Lage in Ordnung zu bringen.
In der Ex-Sowjetrepublik waren nach der Abstimmung Proteste und Streiks ausgebrochen. Der autoritäre Staatschef Alexander Lukaschenko hatte sich trotz massiver Manipulationsvorwürfe zum haushohen Sieger erklären lassen. Die Opposition erkennt das Ergebnis nicht an. Russland hat sich zum Wahlverlauf im strategisch wichtigen Nachbarland bislang kaum geäußert. Präsident Wladimir Putin hatte als einer der Staatschefs Lukaschenko zum Wahlsieg gratuliert.
Moskau sehe jedoch, dass der Westen die politische Krise nach der Abstimmung zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen wolle. "Es geht nicht um Lukaschenko, Menschenrechte und Demokratie. Es geht um Geopolitik. Es geht um die Regeln, die unsere westlichen Partner im täglichen Leben auf unserem Kontinent und in anderen Teilen durchsetzen wollen", sagte Außenminister Lawrow. Der Westen wolle Belarus eine Ordnung aufzwingen. "Wir haben diesen Kampf schon gesehen, nach dem Ende der Sowjetunion. Zuletzt natürlich in der Ukraine."
Minsk ist wirtschaftlich massiv von Moskau abhängig. Belarus ist ein wichtiges Transitland für Gas und Öl aus Russland nach Westeuropa. Am Mittwoch kamen die 27 EU-Staats- und Regierungschefs zu einer Videokonferenz zusammen, um über den Umgang mit der politischen Krise in Belarus zu beraten./thc/DP/nas