Lufthansa: UBS stuft doppelt ab auf „Sell“ ++ Tui: Verlängerung der Reisewarnung setzt Aktie zu ++ Continental: Stellenabbau und Einsparmaßnahmen geplant

onvista · Uhr

Zumindest bei den US-Anlegern scheint das Corona-Virus teilweise aus den Köpfen verschwunden zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Nasdaq am Dienstag zum ersten Mal in ihrer Geschichte über die Marke von 10.000 Punkten gesprungen ist. Zwar konnte die Technologiebörse die 5-stellige Marke nicht bis zum Handelsende halten, doch entgegen der eingetrübten Stimmung an der Wall Street konnten die US-Techriesen auf neue Höchststände klettern. Apple ist jetzt sogar mehr wert als alle 30 Dax Konzerne zusammen.

# Apple: Der Irrsinn scheint keine Grenzen mehr zu kennen! - US-Technologie-Konzern ist an der Börse mehr wert als alle 30 Dax-Titel zusammen!

Fed dürfte nicht viel Neues vermelden

Am Abend steht die US-Notenbank Fed im Fokus, die an ihrem Corona-Krisenkurs zunächst kaum etwas ändern dürfte. Beachtung dürften vor allem neue Prognosen zu Wachstum, Inflation und Arbeitsmarkt finden. Die Fed hatte sich dazu eigentlich schon im März äußern wollen. Wegen der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie wurde das jedoch verschoben.

Dax legt wieder den Vorwärtsgang ein

Nach dem Rücksetzer am Vortag haben sich am Mittwoch wieder mehr Anleger in den Aktienmarkt getraut. Der Leitindex Dax stieg kurz nach der Eröffnung um 1,03 Prozent auf 12.748,39 Punkte.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte legte um 1,29 Prozent auf 26 866,29 Punkte zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,9 Prozent hoch.

In elf Tagen war der Dax bis Wochenbeginn ohne größeren Stopp um fast 19 Prozent nach oben gerannt, bevor am Dienstag Anleger Gewinne mitnahmen. „Für diejenigen, die auf dem Weg nach oben nicht dabei waren, ist jeder kleine Rücksetzer eine willkommene Kaufgelegenheit“, erklärte Marktexperte Thomas Altmann von QC Partners die Lage.

Lufthansa: Von „Buy“ auf „Sell“

Die UBS hat ihre Meinung zur Lufthansa-Aktie radikal geändert. Die Schweizer Großbank stuft die Papiere gleich doppelt ab – von „Buy“ auf „Sell“. Das neue Kursziel sehen die Experten bei 5,85 Euro.

Allerdings war das alte Kursziel von 18,00 Euro auch noch besonders hoch, soviel hatten die Aktien zuletzt Mitte 2019 gekostet. Analyst Jarrod Castle sieht infolge der Corona-Krise nun einen massiven Verlust an Aktionärswert. Das Ergebnis je Aktie dürfte noch bis ins Jahr 2022 negativ bleiben, prognostizierte er in seiner am Mittwoch vorliegenden Studie.

Die Lufthansa-Aktien hatten sich zuletzt im Zuge der Lockerungen aus der Corona-Krise und der allmählich wegfallenden Reisebeschränkungen sehr positiv entwickelt und ausgehend von ihrem Krisentief Ende April bei 7,02 Euro bis zum Vortag zeitweise fast 79 Prozent ihrer Verluste aufgeholt.

Nun will die Bundesregierung aber Reisewarnungen für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis Ende August verlängern, was laut Händlern die Stimmung gegenüber den Lufthansa-Titeln erneut etwas trübt.

Tui: Ähnliches Bild wie bei Lufthansa

Die Aktie des Reiseveranstalters werden heute zwar nicht abgestuft, trotzdem gibt es Nachrichten, welche die Anleger verunsichern und wahrscheinlich die Buchungen bei Tui einschränken. Die Bundesregierung will die Reisewarnung für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis zum 31. August verlängern. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen aber gegebenenfalls Ausnahmen für einzelne Länder gemacht werden, die bestimmte Kriterien erfüllen. Das Bundeskabinett will an diesem Mittwoch einen entsprechenden Beschluss fassen.

Außenminister Heiko Maas hatte am 17. März nach Ausbruch der Corona-Pandemie eine Reisewarnung für Touristen für alle rund 200 Länder der Welt ausgesprochen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde nur bei einer Gefahr für Leib und Leben etwa in Kriegsgebieten vor Reisen gewarnt – und damit eine kostenlose Stornierung ermöglicht.

In der vergangenen Woche beschloss das Bundeskabinett, die Reisewarnung am 15. Juni für 31 europäische Länder aufzuheben. Dazu zählen die 26 Partnerländer Deutschlands in der Europäischen Union, das gerade aus der EU ausgetretene Großbritannien und die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengenraums, die nicht Mitglied in der EU sind: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Für 29 Länder erfolgt die Aufhebung am 15. Juni, für Spanien und Norwegen erst später, weil dort noch Einreisesperren gelten.

Für diese Länder wird es künftig nur noch sogenannte Reisehinweise geben. Darin wird dann über die landesspezifischen Risiken informiert. Das kann auch bedeuten, dass von touristischen Reisen abgeraten wird. Zum Beispiel bei Großbritannien soll das der Fall sein, solange dort noch eine 14-tägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden besteht.

Für die anderen mehr als 160 Länder soll die Reisewarnung nun zunächst pauschal bis zum 31. August verlängert werden. Gleichzeitig sollen aber Ausnahmen ermöglicht werden. In einem Kriterienkatalog dafür sollen die Entwicklung der Infektionszahlen, die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme, Testkapazitäten, Hygieneregeln und Einreisebeschränkungen berücksichtigt werden.

Zu den betroffenen Ländern außerhalb der Europäischen Union zählen auch Hauptreiseländer der Deutschen, allen voran die Türkei als drittbeliebtestes Urlaubsland. Aber auch den Tourismusbetrieben in nordafrikanischen Ländern wie Ägypten, Marokko oder Tunesien dürfte die Entscheidung der Bundesregierung kaum schmecken.

Kurz & knapp:

Continental: Der Chef des Autozulieferers hat einem Magazinbericht zufolge vor einem Stellenabbau und weiteren Einsparungen in der Corona-Krise gewarnt. Aller Voraussicht nach werde das Unternehmen „einige 100 Millionen Euro sparen müssen. Das wird sehr schmerzhaft. Aber wir haben keine andere Wahl“, sagte Elmar Degenhart Insidern zufolge in einem internen Video laut „Wirtschaftswoche“. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Kündigungen komme, sei „sehr, sehr hoch“. Conti habe „keine andere Wahl, als variable wie fixe Kosten anzupassen“. Continental war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Autozulieferer hatte bereits Anfang Mai bei der Veröffentlichung des Quartalsberichts wegen des wochenlangen Stillstands der Produktion alle Ausgaben und Investitionen auf den Prüfstand gestellt. Damals wollte der Dax-Konzern aus Hannover wegen der Unsicherheiten auch keine Prognose für das laufende Jahr abgeben.

Commerzbank: Der Finanzinvestor Cerberus startet eine Revolte bei der Commerzbank. In einem Brief an den Aufsichtsrat, der Reuters am Mittwoch vorlag, forderte Cerberus einen Kurswechsel: „Die prekäre Situation der Commerzbank erfordert jetzt schnelles und entschlossenes Handeln.“ Es sei an der Zeit, neue Ideen und Energie einzubringen, damit das Institut in eine bessere Zukunft gehen könne. In einem ersten Schritt verlangt der Investor Cerberus, der nach eigenen Angaben fünf Prozent an der Commerzbank hält, zwei Sitze im Aufsichtsrat. Dies werde helfen, die dringenden Änderungen bei der Strategie anzugehen. Der Finanzinvestor geht davon aus, dass sich seinen Forderungen weitere Anleger anschließen. Eine Sprecherin der Commerzbank lehnte einen Kommentar ab

K+S: Der Vorstand des Kaliproduzenten stellt sich am Mittwoch (10.00 Uhr) seinen Aktionären. Dann findet die Hauptversammlung statt, die wegen der Corona-Pandemie nur online abgehalten wird. Nach der Rede von K+S-Chef Burkhard Lohr soll es eine Fragen- und Antwortrunde geben. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel steht vor großen und zahlreichen Herausforderungen: K+S will aufgrund seiner hohen Verschuldung von zuletzt über drei Milliarden Euro sein amerikanisches Salzgeschäft verkaufen. Gleichzeitig sind die Entsorgungsprobleme größer geworden: K+S hatte im April erklärt, die mit der Politik vereinbarte Absenkung der Salz-Werte in Werra und Weser nicht einhaltbar zu können. Die Entsorgung von Salzabwässern ist maßgeblich für die Produktion im hessisch-thüringischen Kalirevier. Durch eine Einstufung als systemrelevant hatte K+S in der Coronakrise weiter produzieren können. Trotzdem müssen auch die Aktionäre Federn lassen: Der Vorstand will die eigentlich vorgeschlagene Dividende von 15 Cent je Aktie auf 4 Cent je Aktie senken, um sich die Möglichkeit eines Darlehens der staatlichen KfW-Bank offen zu halten.

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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