Novavax: US-Regierung finanziert Corona-Impfstoffprojekt mit 1,6 Milliarden Dollar – Aktie geht durch die Decke

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Regierung unterstützt das Coronavirus-Impfstoffprojekt des amerikanischen Biotechunternehmens Novavax mit 1,6 Milliarden Dollar.

Damit sollen Tests mit dem potenziellen Impfstoff sowie dessen Herstellung und Vermarktung in den USA finanziert werden. Ziel sei es, bis Januar 2021 100 Millionen Impfstoffdosen liefern zu können, sagte Vorstandschef Stanley Erck. Der am Dienstag angekündigte Zuschuss ist der bisher größte innerhalb des Projekts „Operation Warp Speed“ von US-Präsident Donald Trump, mit dem die Suche nach einem Impfstoff und nach Medikamenten gegen das Coronavirus beschleunigt werden soll. Novavax wird auch von der internationalen Impfinitiative CEPI sowie dem US-Verteidigungsministerium finanziell unterstützt.

Aktie geht vorbörslich durch die Decke

Der Zuschuss der US-Regierung hievte die Aktien von Novavax auf ein Rekordhoch. Die Papiere stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um gut 33 Prozent auf 106 Dollar.

Die Novavax-Aktie gehört bereits seit dem Beginn der Corona-Krise zu den absoluten Börsengewinnern. Seit dem Märztiefststand von 6,90 Dollar hat sie sich mehr als verhundertfacht.

Mit dem Geld aus Projekt „Warp Speed“ soll auch eine große klinische Studie der entscheidenden Phase III mit dem Impfstoff bezahlt werden, die im Oktober beginnen könnte. Die Ankündigung folgt auf eine Investition von 456 Millionen Dollar in den Impfstoffkandidaten von Johnson & Johnson im März, einem Zuschuss über 486 Millionen Dollar für den Biotechkonzern Moderna im April sowie im Mai einer Unterstützung von bis zu 1,2 Milliarden Dollar für den Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca, den das Unternehmen mit der Universität Oxford entwickelt. Die US-Regierung finanziert zudem die amerikanische Firma Emergent Biosolutions mit 628 Millionen Dollar, um die heimische Produktionskapazität für einen potenziellen Corona-Impfstoff sowie für Medikamente zur Behandlung von Covid-19 zu erweitern.

Impfstoff dringend gebraucht

Die Suche nach einem Impfstoff ist angesichts der sich verschärfenden Lage in den USA dringlicher denn je. Einer der führenden Gesundheitsexperten der USA hat sich angesichts des raschen Anstiegs der Corona-Neuinfektionen im Süden und Westen des Landes besorgt gezeigt. Die gegenwärtige Lage sei „wirklich nicht gut“ und erfordere „sofortiges“ Handeln, sagte der Immunologe Anthony Fauci am Montag in einem Live-Chat. Die USA hätten die Pandemie nie unter Kontrolle gebracht und steckten daher immer noch in der ersten Welle des Virus, sagte Fauci. Die Wiederöffnung der Wirtschaft und die nötigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus dürften nicht als Widerspruch gesehen werden, mahnte er.

Die Zahl der Neuinfektionen ist seit Mitte Juni infolge der Lockerung der Corona-Auflagen dramatisch angestiegen. Seit einer Woche melden US-Behörden im Schnitt fast 50.000 Neuinfektionen pro Tag, vor allem aus den Bundesstaaten Florida, Texas, Georgia, Arizona und Kalifornien. Für Sonntag waren Daten der Universität Johns Hopkins zufolge 49.200 Neuinfektionen gemeldet worden. Für Montag gaben die Forscher die Zahl mit rund 45.000 an. Das Niveau bleibt damit aber deutlich höher als zum bisherigen Höhepunkt der Pandemie zwischen März und Mai, als die USA täglich zwischen 25.000 und 35.000 Neuinfektionen erfassten.

Fauci sagte, die „ernste“ Lage erfordere dringendes Handeln, um das Virus langfristig einzudämmen. „Wir werden das schaffen.“ Er betonte, die klinischen Studien für die Erprobung möglicher Impfstoffe machten gute Fortschritte. Der Experte hatte zuvor erklärt, es könne vielleicht schon Anfang nächsten Jahres eine Impfung geben.

Fauci ist der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und ein Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Vergangene Woche hatte er bei einer Anhörung im Kongress gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100.000 steigen.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Ascannio / Shutterstock.com

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