Ökonom - Längerer Lockdown drückt Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent
Berlin (Reuters) - Eine Verlängerung des Lockdowns bis 14. März käme die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Ökonomen teuer zu stehen.
"Die wirtschaftlichen Kosten des Lockdowns sind sehr hoch", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Eine Verlängerung des harten Lockdowns um gut einen Monat reduziert das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zusätzlich um schätzungsweise 1,5 Prozent." Die Politiker sollten daher vorhandene Spielräume zum Lockern der Beschränkungen konsequent nutzen. "Das gilt auch für den Einzelhandel, der als Absatzkanal für die gesamte Wirtschaft sehr wichtig ist und über erprobte Hygienekonzepte verfügt", sagte Krämer.
Er geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden ersten Quartal um fast zwei Prozent sinken wird. "Die weiter gute Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe wird die Umsatzausfälle im Dienstleistungssektor und Handel nicht vollständig ausgleichen können", sagte der Experte. Ende 2020 war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,1 Prozent gewachsen, weil steigende Exporte und Bauinvestitionen die Verluste in anderen Bereichen mehr als wettmachten.
Durch die aktuellen Einschränkungen in der Corona-Krise entgehe Deutschland eine Wertschöpfung von 1,5 Milliarden Euro - pro Woche, wie das Ifo-Institut berechnete. "Damit sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen deutlich geringer als während der ersten Welle im Frühjahr 2020", sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. "Die Wirtschaftsleistung dürfte nur in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen ins Minus rutschen, in denen soziale Kontakte ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells sind."
Der Corona-Lockdown wird möglicherweise bis zum 14. März verlängert, Schulöffnungen aber davor erlaubt. Das geht aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf für das Bund-Länder-Spitzegespräch am Nachmittag hervor. Demnach werden zwar die geltenden Kontaktbeschränkungen und auch Schließungen von Geschäften bis Mitte März verlängert. Zugleich werden aber Ausnahmen im Bildungsbereich und etwa für Friseure gemacht.