Ökonomen - Längerer Lockdown dämpft Aufschwung, würgt ihn aber nicht ab

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die erwartete Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April verzögert Ökonomen zufolge die wirtschaftliche Erholung.

"Der eigentlich für das Frühjahr erwartete Aufschwung dürfte nun eher ab dem Frühsommer einsetzen", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Zwar sei im bevorstehenden zweiten Quartal noch ein spürbares Wachstum drin, auch bei einem bis 18. April verlängerten Lockdown. "Allerdings dürfte es nicht so stark ausfallen, wie wir das ursprünglich gedacht hatten." Er rechne nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent zum Vorquartal. Bislang waren die Ökonomen der Deutschen Bank von einem doppelt so kräftigen Plus ausgegangen.

Die Bundesbank sieht trotz aller Probleme auch Licht am Ende des Tunnels. "Auch wenn sich nun die vergleichsweise strengen Einschränkungen vermutlich noch deutlich in das zweite Vierteljahr erstrecken werden, so gibt es doch zugleich auch Grund zur Zuversicht", sagte deren Leiter des Zentralbereichs Volkswirtschaft, Jens Ulbrich. "Denn viele der nicht unmittelbar durch die Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Bereiche der deutschen Wirtschaft erwiesen sich bislang als bemerkenswert widerstandsfähig. Dies gilt insbesondere für die Industrie." Zudem habe sich bei den Verbrauchern ein Konsumstau aufgebaut, der zügig abgebaut werden dürfte, wenn die Einschränkungen weitgehend und nachhaltig entfallen. "Die erwartete Wirtschaftserholung ist also nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern wird sich im Wesentlichen wohl nur zeitlich nach hinten verschieben", sagte Ulbrich.

Die Spitze der Infektionswelle dürfte nach den Osterfeiertagen erreicht werden, ehe sie abebbe, erwartet der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claus Michelsen. "Ab August halten wir eine nachhaltigere Erholung für möglich, wenn das Stop and Go für die Wirtschaft mal ein Ende hat." Auch er erwartet ein Wachstum von zwei Prozent im zweiten Quartal, nach einem kräftigen Rückgang von etwa anderthalb Prozent im ablaufenden ersten Vierteljahr.

Als Garanten für die Erholung sehen die Experten die exportabhängige Industrie. "Die Weltkonjunktur belebt sich deutlich. Hier sind die USA und China die Lokomotiven", sagte Schneider. "Davon profitiert die deutsche Industrie. Sie sollte im Frühjahr merklich zulegen."

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