Qiagen: Prognose erneut raufgeschraubt ++ Compugroup: Ausblick setzt Aktie unter Druck ++ BASF: Farbtochter darf nur unter Auflagen verkauft werden

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Während die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA noch den Antrag auf bedingte Marktzulassung prüft, hat Großbritannien bereits eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer erteilt. Dass die Briten der EU zuvorgekommen sind, liegt an den unterschiedlichen Zulassungsverfahren.

Großbritannien hat mit einer Notfallzulassung ein Verfahren gewählt, das grundsätzlich allen EU-Ländern zur Verfügung steht – und noch gilt für Großbritannien grundsätzlich EU-Recht. Welche Daten dafür genau geprüft werden, ist Sache des Staates. Dabei wird entweder ein noch nicht zugelassenes Medikament oder aber ein Medikament für eine noch nicht zugelassene Anwendung vorübergehend freigegeben, etwa im Rahmen einer Gesundheitskrise wie der Corona-Pandemie. Mit der Notfallzulassung kann Großbritannien ausgewählten Gruppen eine bestimmte Menge des Impfstoffs zukommen lassen. Sie lässt jedoch keine generelle Vermarktung zu.

Das EMA-Verfahren kann hingegen die Grundlage für eine EU-weite Vermarktung des Impfstoffes schaffen. Es beinhaltet nicht nur eine umfassende Bewertung hinsichtlich Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes, sondern schafft auch einen einheitlichen Rahmen für die EU-Länder. Dazu gehören etwa Pläne zur Überwachung etwaiger Risiken, der Wirksamkeit, der Herstellung, aber auch Informationen zu Lagerung und Anwendung. Da es sich um eine bedingte Marktzulassung handelt, werden Hersteller rechtlich dazu verpflichtet, auch nach der Zulassung Daten zu liefern, etwa zum langfristigen Schutz vor Infektionen.

Laut Europäischer Kommission kommt hinzu, dass im Fall einer Notfallzulassung das erteilende Land mehr Verantwortung für die Sicherheit des Medikaments übernimmt, während bei einer bedingten Marktzulassung die Hersteller stärker in der Verantwortung stehen.

Die EU-Mitglieder hatten der Impfstoff-Strategie der Kommission zugestimmt, die eine gemeinsame Beschaffung und den Weg einer bedingten Zulassung durch die Ema vorsieht. Laut Kommission halten die Staaten das Verfahren auch deshalb für richtig, weil sie glauben, so die Akzeptanz der Bevölkerung für einen Impfstoff stärken zu können.

Ähnlich hatte sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geäußert. Deutschland habe sich bewusst gegen den Weg einer befristeten Notfallzulassung entschieden. Die bedingte Marktzulassung erfordere eine umfassendere Prüfung durch die Ema. Das solle das Vertrauen der Bürger in den Impfstoff stärken. Eine kleine Verzögerung im Vergleich zu Großbritannien sei nicht dramatisch, sagte Spahn. EU-Kommissarin Stella Kyriakides rechnet mit ersten Impfungen in der EU Anfang Januar.

Dax: Anleger bleiben weiter auf der Hut

Der Leitindex ist am Dienstag nur wenig verändert gestartet. Börsianer erwarten, dass er auch an diesem Tag in einer relativ engen Handelsspanne seitwärts laufen wird. Kurz nach dem Handelsauftakt gab der deutsche Leitindex um 0,05 Prozent auf 13 263,57 Punkte nach. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte legte um 0,17 Prozent auf 29 523,38 Zähler zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,17 Prozent auf 3524,11 Punkte nach.

Seit rund vier Wochen schon pendelt der Dax um die Marke von 13.300 Punkten, auch wenn es zwischenzeitlich bis auf 13 445 Punkte hoch gegangen war. Tags zuvor konnte sich der Dax nach einem Rutsch bis auf 13 163 Punkte an der für charttechnisch interessierte Anleger relevanten 21-Tage-Linie wieder stabilisieren. Die gleitende Durchschnittslinie signalisiert den kurzfristigen Trend.

Belastungsfaktoren, die aktuell weiter im Blick bleiben, sind zum einen der starke Euro, zum anderen die Gespräche über den Brexit-Handelspakt. Zudem bleiben auch Nachrichten rund um das Corona-Virus im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Qiagen erhöht Prognose erneut

Gut laufende Geschäfte in der Corona-Pandemie stimmen das Biotechunternehmen Qiagen noch optimistischer. Der Umsatz soll 2020 nun währungsbereinigt im Vergleich zum Vorjahreswert von 1,5 Milliarden US-Dollar um etwa 22 Prozent wachsen, wie das Unternehmen am Dienstag in Venlo mitteilte. Erst Ende Oktober hatte Qiagen die Prognose angehoben und ein Plus von einem Fünftel in Aussicht gestellt. Als Gewinn je Aktie sollen währungsbereinigt nun 2,13 bis 2,14 Dollar übrig bleiben und damit ebenfalls noch mehr als zuletzt angekündigt.

Der Ausblick für das Gesamtjahr 2021 wurde auf ein Umsatzwachstum von 18 bis 20 Prozent bei einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,42 bis 2,46 Dollar angehoben, beides zu konstanten Wechselkursen. Qiagen stieg in der Corona-Pandemie zu einem wichtigen Anbieter von Testkits und entsprechenden Geräten auf.

Copmpugroup: Das Wachstum hat seinen Preis

Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter rechnet mit einem stärkeren Wachstum im kommenden Jahr. So sollen die Erlöse auch dank der in diesem Jahr erfolgten Zukäufe um rund 20 Prozent auf dann eine Milliarde Euro zulegen, wie das MDax-Unternehmen am Montagabend in Koblenz nach einer Sitzung des Verwaltungsrates mitteilte. Aus eigener Kraft, also ohne Zukäufe und Wechselkurseffekte gerechnet, soll das Umsatzplus bei über 5 Prozent liegen. Am Markt hatten Analysten für das kommende Jahr bisher nur rund 920 Millionen Euro Umsatz erwartet.

Allerdings kosten Investitionen in stärkeres Wachstum den Konzern Geld. So dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) etwa auf Niveau dieses Jahres liegen, hieß es – damit würde die entsprechende Marge auf 20 bis 23 Prozent sinken. Grund seien geplante zusätzliche Investitionen in neue Technologien und in den Vertrieb, um die Wachstumschancen zu nutzen, die sich durch die schnell voranschreitende Digitalisierung des Gesundheitssystems für die Compugroup ergeben. Der Aktienkurs des Konzerns lag nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate rund 5 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs.

Für das noch laufende Jahr bestätigte das Unternehmen seine Ziele von 820 bis 860 Millionen Euro Umsatz und 205 bis 220 Millionen Euro bereinigtes Ebitda. Den Anlegern gefällt das beschriebene Szenario trotzdem nicht. Die Aktie knickt zum Handelsstart über 7 Prozent ein.

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Kurz & knapp:

BASF: Der Chemiekonzern darf sein auf Farbpigmente spezialisiertes Tochterunternehmen Colors & Effects nur unter Auflagen an den japanischen Konzern DIC verkaufen. Nach einer Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter vom Montag, steht der Zusammenschluss unter dem Vorbehalt, dass die wichtigste Produktionsstätte von DIC für Pigmente veräußert wird. Sie wird von der DIC-Tochtergesellschaft Sun Chemical in South Carolina (USA) betrieben. Nach früheren Angaben will der Chemiehersteller Dic für das Geschäft von BASF Colors & Effects 985 Millionen Euro zahlen. Das in Ludwigshafen ansässige deutsche Unternehmen ist nach eigenen Angaben einer der führenden Hersteller von Bunt- und Effektpigmenten für die Farben- und Lackindustrie, die Kunststoffindustrie sowie zum Beispiel für Anwendungen im Bereich Verpackung und Kosmetik.

Airbus: Der Flugzeugbauer hat trotz der Corona-Krise im November 64 neue Verkehrsflugzeuge ausgeliefert. Das war damit der zweitstärkste Auslieferungsmonat in diesem Jahr. Trotz der Corona-Krise kassierte Airbus nur elf Stornierungen, wie der Konzern am Montagabend in Toulouse mitteilte. Allerdings holte er auch keine Neubestellungen herein.  Damit befinde sich das Unternehmen auf Kurs zu seinem internen Ziel, in diesem Jahr rund 530 neue Maschinen an seine Kunden zu übergeben, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg wenige Stunden zuvor unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet.

Hella: Der Automobilzulieferer hat nach einem besser als erwartet ausgefallenen zweiten Quartal die Jahresprognose erhöht. Für das bis Ende Mai laufende Geschäftsjahr 2020/21 geht Hella nun von einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatz von rund 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro aus, wie das Unternehmen am Montag in Lippstadt mitteilte. Bislang hatte Hella 5,6 bis 6,1 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die bereinigte operative Marge (Ebit) soll in der Bandbreite von rund 6,0 bis 8,0 Prozent (bisher: 4,0 bis 6,0 Prozent) liegen. Hinzu komme der erwartete Ertrag von in etwa 100 Millionen Euro vor Steuern aus dem im September eingeleiteten Verkauf des Kamerasoftwaregeschäfts an die Softwaresparte von Volkswagen. Hella-Chef Rolf Breidenbach warnte jedoch von einem weiter volatilen und herausforderndem Marktumfeld. Die endgültigen Zahlen will der Konzern wie geplant am 14. Januar vorlegen.

Uber: Der Fahrdienst-Vermittler gibt die kostspielige Entwicklung eigener Technologie für selbstfahrende Autos auf. Die entsprechende Abteilung wird vom Roboterwagen-Start-up Aurora übernommen, wie die Unternehmen am Montag mitteilten. Uber investiert zudem 400 Millionen Dollar in Aurora, das als strategischer Partner Zugang zur Uber-Plattform bekommt. Die Entwicklung eigener Technologie zum autonomen Fahren war vom Uber-Mitgründer und langjährigen Chef Travis Kalanick forciert worden. Er sah darin die Möglichkeit, Kosten zu sparen, wenn Computer Menschen am Steuer ersetzen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Qiagen

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