Rassismus in Frankreich - neue Demonstrationen stehen an
PARIS (dpa-AFX) - In Frankreich hält die Wut über Rassismus und Polizeigewalt an. Die Schwester des bei einer Festnahme gestorbenen Adama Traoré hat zu einer Großdemonstration am kommenden Samstag in Paris aufgerufen. "Wenn nötig, werden wir jede Woche auf die Straße gehen", sagte Assa Traoré am Dienstag bei einer Pressekonferenz. "Worte reichen nicht mehr aus." Es brauche endlich Taten nach vier Jahren Kampf für Gerechtigkeit.
Adama Traoré, 24-jähriger Sohn von Einwanderern aus Mali, war 2016 nach einer Festnahme in einer Pariser Vorstadt ums Leben gekommen. Die Todesursache ist umstritten - es gibt zahlreiche Gutachten und Gegengutachten. Ein aktuelles Gutachten der Justiz entlastet die Polizisten. Ein Gutachten im Auftrag von Traorés Familie geht davon aus, dass Traoré erstickt ist - aufgrund äußerer Gewalteinwirkung. Der Fall erinnert an den gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd.
"Rassismus ist eine Form der Krankheit der Seele, eine Form der Schwäche", sagte Frankreichs Premier Édouard Philippe beim Besuch eines Polizeireviers in Evry bei Paris. Er betonte, dass man der Polizei Respekt und Vertrauen schulde - allerdings forderte er auch hohe Standards in Bezug auf die Strafverfolgungsbehörden. "Die weltweiten Emotionen nach Bildern, die den Tod eines Mannes unter inakzeptablen und monströsen Bedingungen zeigen, stimmen mit den Gefühlen eines Teils der französischen Bevölkerung überein", erklärte er zum Tod von George Floyd.
Innenminister Christophe Castaner hatte am Dienstag erklärt, stärker gegen Rassismus innerhalb der Polizei vorzugehen. Ein umstrittener Würgegriff bei Festnahmen soll nicht mehr angewendet werden.
Am Wochenende demonstrierten in Frankreich nach Angaben des Innenministeriums mehr als 20 000 Menschen gegen Rassismus - in Paris widersetzten sie sich einem coronabedingten Demonstrationsverbot. Auch für Dienstagabend waren Proteste angekündigt./nau/DP/eas