Wackel-Dax – nichts für schwache Nerven

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Märkte schwanken auch zum Jahresbeginn munter weiter. Zu viel Unsicherheit ist im Markt, die Stimmung ist schlecht. Aktien sind so unbeliebt wie nie. Doch genau das könnte ein Kontra-Indikator sein.

Selten gab es so viele negative Schlagzeilen und Kommentare über die Börse. Nach dem schwachen Jahr 2018 ist das kein Wunder. In den Sozialen Medien wird munter über einen drohenden Crash diskutiert. Und nach einer Handelsblatt-Umfrage sind Aktien sogar so unbeliebt wie noch nie. So düster ist die Stimmung selten. Und die Kursverluste der vergangenen Monate bestätigen die Schwarzseher.

Die Korrektur an den Märkten läuft, viele Indizes sind im Dezember sogar in einen Bärenmarkt gerutscht. Von einem Bärenmarkt sprechen Börsianer, wenn ein Index mehr als 20 Prozent von seinem Hoch verliert. Ein Crash ist das qua Definition noch nicht, aber die Pessimisten haben derzeit die Überhand und halten alles für möglich. Die Verluste der vergangenen Woche waren heftig, weitere Rücksetzer sind jederzeit möglich.

Wenn in diesen Tagen die Jahresdepotauszüge eintrudeln, haben Anleger den Schaden schwarz auf weiß in der Hand. Kein schöner Anblick. Die wenigsten werden wohl einen Gewinn gemacht haben. Angesichts kleinerer oder größerer Krater im Depot aber die eigene Strategie über Bord zu schmeißen, ist kein guter Rat. Es mag ja sein, dass das gute alte Sparbuch 2018 die bessere Alternative gewesen wäre. Aber Aktien sind langfristige Investments und langfristig, also über zehn und mehr Jahre, sind sie die erfolgreichste Anlageklasse überhaupt – allen Turbulenzen, Korrekturen und Crashs zum Trotz. Schlechte Börsenphasen gehören dazu. Und sie enden auch irgendwann wieder.

 Die Ausblicke der Profis für das Jahr 2019 mögen relativ verhalten sein, wenn auch verhalten optimistisch. Die Umfragen unter Privatanlegern mögen ein ähnliches Bild zeigen. Die Skepsis mag hoch hoch, sie mögen Aktien derzeit nicht viel zutrauen. Aber genau das ist an der Börse oft ein Kontra-Indikator, ein gutes Zeichen also. Wenn keiner mehr Aktien haben möchte, dann dreht die Stimmung oft. An den Märkten passiert nämlich in der Regel genau das, womit niemand rechnet. Das sollten Anleger bedenken, bevor sie jetzt der Börse den Rücken kehren. Getreu nach Warren Buffett: „Seid gierig, wenn alle ängstlich sind. Seid ängstlich, wenn alle gierig sind.“ Langfristig zahlt sich das aus.

Viel Stoff für Turbulenzen

 Der Jahresauftakt lässt hoffen. Dax und Dow Jones notieren im Plus, wenn auch nach heftigeren Schwankungen. Aktien sind derzeit definitiv nichts für schwache Nerven. Aber die Börse neigt nun mal zu Übertreibungen, und derzeit wird besonders stark übertrieben. Themen, die als Gründe für Kursausschläge in die eine oder andere Richtung herhalten müssen, gibt es genügend: der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Geldpolitik von Fed und EZB, der nahende Brexit, Italiens desolater Haushalt, eine sich abschwächende Konjunktur.

Die heftigen Schwankungen werden uns wohl noch eine Weile begleiten. Anleger sollten sich davon nicht zu sehr verunsichern lassen. Auf keinen Fall sollten sie aber panisch werden, überreagieren und in die Korrektur hinein verkaufen. Auch Fonds- und ETF-Sparpläne sollten sie nicht kündigen, sondern weiterlaufen lassen und sich über günstige Einstiegskurse freuen. Und allen Schwarzsehern sei gesagt: Der Dax verliert nur äußert selten zwei Jahre in Folge. Genau genommen ist das in den vergangenen 50 Jahren nur einmal passiert, nämlich zu Beginn des Jahrtausends, als die Internetblase platzte. Von 2000 bis 2002 verloren die deutschen Standardwerte sogar drei Jahre hintereinander an Wert. Die Chancen auf ein gutes Dax-Jahr sind also – rein statistisch – ziemlich gut!

Foto: gopixa / Shutterstock.com

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