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Wechselkurse: Risiken und Chancen

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Wechselkurse wirken sich auf Aktienkurse aus. Wer weltweit investieren, gleichzeitig aber Währungsrisiken minimieren will, legt möglichst breit an, etwa mit einem Welt-ETF.

Quelle: Bankoo/Shutterstock.com

Wahrscheinlich hast du, so wie die meisten, deine erste Bekanntschaft mit dem Wechselkurs im Urlaub gemacht. Falls du derzeit an der Türkischen Riviera entspannst, hast du für einen Euro 28,90 türkische Lira erhalten. Wenn du das Geld am Ende deines Urlaubs wieder zurücktauschst, erhält du dann für eine türkische Lira voraussichtlich 0,035 Euro. Vor genau einem Jahr lag der Wechselkurs tiefer, bei 17,60 Lira, und im Laufe des Jahres zwischendurch auch höher, nämlich bei 30,40 Lira. Je nachdem, wann du diesen Artikel liest, wird auch der Wechselkurs der Lira wieder anders stehen. Um diese Schwankungen zu verstehen, fangen wir mal ganz von vorne an.

Die Preise der Währungen werden auf dem Devisenmarkt, dem größten Finanzmarkt der Welt, gebildet. Teilnehmer dieses Marktes sind unter anderem Zentralbanken, Investoren und Kreditinstitute. Wenig überraschend: Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise.

Beim Angebot nehmen Zentralbanken eine zentrale Rolle ein, indem sie den Leitzins und damit indirekt auch die Geldmenge festlegen. Ist die Inflation beispielsweise niedrig, können Zentralbanken den Leitzins senken und viel neues Geld drucken, um so das Angebot zu erhöhen. In der Tendenz sinkt dann der Preis der Währung im Vergleich zu anderen Währungen. Ist die Inflation dagegen hoch, können Zentralbanken den Leitzins erhöhen. Damit wird das Währungsangebot reduziert und die Inflation gedrückt.

Kurzer Exkurs zurück zur Lira: Trotz der sehr hohen Inflation im Land hielt die türkische Regierung lange an ihrer Null-Zins-Politik fest. Zwar hob die Zentralbank den Leitzins im Sommer dieses Jahres dann doch an, zuletzt sogar um 5 Prozentpunkte auf 30 Prozent, laut Experten reicht die Anhebung aber immer noch nicht aus. Die schwache Währung verteuert Importe in die Türkei, was die Inflation zusätzlich treibt.

Anders als das Angebot hängt die Nachfrage nach einer Währung dagegen von der Nachfrage nach Gütern aus dem Heimatstaat dieser Währung ab. Wenn nun beispielsweise viele türkische Unternehmen europäische Waren kaufen, benötigen sie dafür viele Euros. Je mehr europäische Waren also in der Türkei verkauft werden, desto stärker steigt auch der Kurs des Euros. Wenn aber die Nachfrage sinkt, sinkt gleichzeitig auch der Eurokurs.  

Währungsrisiko bei Aktien

Doch was haben Wechselkurse nun mit dir als Anleger zu tun? Je breiter du investierst, zum Beispiel mit einem Welt-ETF, desto mehr unterschiedliche Währungen hast du auch in deinem Portfolio. So sind im MSCI World unter anderem der US-Dollar, Euro, Japanische Yen, Britische Pfund oder Schweizer Franken vertreten.

Grundsätzlich gilt: Investierst du dein Geld in Wertpapiere einer anderen Währung, dann gehst du damit auch Währungsrisiken ein. Deine Heimatwährung, vermutlich der Euro, könnte im Vergleich zur Währung deines Wertpapiers an Wert zulegen. Das wiederum hätte zur Folge, dass die entsprechenden ETF-Anteile an Wert verlieren

Das gegenteilige Szenario würde dir aber in die Karten spielen: Sofern du über einen ETF in amerikanische Unternehmen investiert bist und der US-Dollar an Wert zulegt, steigt damit auch der Wert deiner Anteile. Du merkst also: Genauso hoch wie deine Währungsrisiken sind auch deine Währungschancen. 

Wenn du einen kurzen Blick in den MSCI World wirfst, siehst du, dass hier amerikanische Unternehmen und davon Apple den größten Anteil bilden.

Apple ist ein gutes Beispiel: Der Konzern verkauft seine Produkte weltweit und verdient damit sein Geld in unterschiedlichsten Währungen. Indirekt sind allein mit Apple schon mehr als 100 Währungen vertreten. Dasselbe gilt für weitere Unternehmen des Index, etwa Microsoft, Tesla oder Nestlé, die ebenfalls international agieren. Diese Wertpapiere sind in puncto Währung bereits selbst breit diversifiziert und können dich somit gegen Währungsrisiken absichern.

Gut zu wissen:

In welcher Währung das Fondsvermögen deines ETFs verwaltet wird, erkennst du am ETF-Namen oder findest du im Fact Sheet. Allerdings rechnet deine Depotbank oder dein Broker immer in deiner Heimatwährung ab.