195 Fonds im Crashtest: Die besten globalen ausgewogenen Mischfonds
Mischfonds sind beliebt wie nie. Denn Sparer investieren bequem mit nur einem Produkt in verschiedene Anlageklassen, ohne sich um die Zusammensetzung ihres Depots Gedanken machen zu müssen. Welche Manager den besten ausgewogenen Börsen-Cocktail mixen, untersucht der aktuelle Crashtest.
Die Europäische Zentralbank hat Historisches vollbracht und die Zinsen komplett abgeschafft. Der durchschnittliche Zinssatz, der noch für Tagesgeld bezahlt wird, liegt laut Bundesbank im Schnitt bei 0,12 Prozent, Tendenz fallend. Andererseits wird das Klima an den internationalen Finanzmärkten immer rauer. Seit Mitte vergangenen Jahres bläst Aktionären im Zuge des China-Crashs der Wind wieder kräftiger ins Gesicht.
Weitere dunkle Wolken wie der Verfall der Ölpreise und Konjunktursorgen machen sich am Börsenhimmel breit. Und mit Staatsanleihen ist derzeit auch kein Blumentopf zu gewinnen. Alles in allem keine einfachen Voraussetzungen, um Geld noch vernünftig zu vermehren. Daher bauen immer mehr Privatanleger auf Mischfonds als wichtigstes Element in ihren Depots.
Einen eigenen Anlagemix zu kreieren überfordert die meisten Menschen hierzulande jedoch. Entweder fehlt ihnen das nötige Wissen, denn das Thema Geldanlage wird in der Schule immer noch viel zu stiefmütterlich behandelt. Oder es mangelt an der nötigen Zeit und dem Interesse für das Thema.
Doch auch wenn Mischfonds eine bequeme und flexible Alternative sind, um auf einfachem Weg vom Kapitalmarkt zu profitieren: Hinsichtlich der Anlagekonzepte gibt es doch erhebliche Unterschiede, wie auch der aktuelle Crashtest offenbart. Insgesamt qualifizierten sich dafür in diesem Jahr 195 Fonds mit ausgewogenem Risikoprofil. Das sind nochmal 23 mehr als im vergangenen Jahr.
Das Spektrum reicht von Produkten mit sehr defensivem Charakter wie dem Stresstest-Sieger Argentum Stabilitäts-Portfolio 1, der keine Aktien enthält, bis hin zu eher offensiv aufgestellten Portfolios. So dürfen die Macher des Patriarch Select Wachstum die Aktien-Quote theoretisch auf bis zu 75 Prozent hochfahren.
Wer die milliardenschweren Verkaufsschlager Ethna-Aktiv und Carmignac Patrimoine sucht, der muss in der Gesamt-Tabelle bis ins Mittelfeld scrollen. Weil die Wertentwicklung in den vergangenen Jahren nur unterdurchschnittlich war, gab es in der Performance-Auswertung Minuspunkte. Außerdem lag Edouard Carmignac mit seinen Wetten auf Währungen, Länder und Branchen in jüngerer Vergangenheit oft falsch.
Auch ein über die Börse handelbarer ETF befindet sich erstaunlicherweise im oberen Viertel des Testfeldes (Rang 43). Mit dem DB-X Tracker Portfolio Total Return bietet die ETF-Tochter der deutschen Bank eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Fonds. Die TER der Misch-Konstruktion liegt bei nur 0,72 Prozent. Im Fonds selbst befinden sich wiederum ausschließlich ETF's, die Diplom-Mathematiker Andreas Beck mittels wissenschaftlich-mathematischer Analyse auswählt und achtmal pro Jahr neu festlegt oder rebalanciert.
Über eine gute Platzierung darf sich in diesem Jahr auch Jan Ehrhardt freuen. Der von ihm gemanagte DJE Zins & Dividende kletterte im Vergleich zum Vorjahr von Platz 74 auf Platz 12. Ehrhardt verfolgt einen Absolute-Return Ansatz, indem er Dividendenaktien mit erfolgversprechenden Anleihen kombiniert. Letztere findet er derzeit hauptsächlich bei Firmen-Bonds. Auf Sicht der vergangenen fünf Jahre macht die Wertentwicklung des Fonds einen sehr stabilen Eindruck.
Die drei Siegerfonds im Kurzporträt
Der Gesamtsieger: Nordea Stable Return
Kaum jemand schaffte es in den vergangenen Jahren, das Risiko und die Rendite eines Fonds so gut in Einklang zu bringen wie Asbjorn Trolle Hansen (im Bild), Claus Vorm und Kurt Kongstedt. Das Trio aus Kopenhagen mutete Anlegern seit 2013 einen maximalen Verlust von weniger als 5 Prozent zu, bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite seit Start des Fonds im Jahr 2005 von 4,7 Prozent.
In ihren Anlageentscheidungen werden Hansen, Vorm und Kongstedt vom großen Multi-Asset-Team der skandinavischen Gesellschaft unterstützt. Darin haben sich 40 Mitarbeiter auf unterschiedliche Themenbereiche wie Duration, Rohstoffe, Währungen oder Aktien aus diversen Sektoren spezialisiert. Die einzelnen Teil-Teams verfolgen die Börsen kontinuierlich und entwickeln dabei fortlaufend Modelle oder Computerprogramme, um die Märkte noch besser analysieren und auswerten zu können und dadurch die Risiken im Portfolio möglichst gering zu halten.
Der Allwetter-Fonds darf neben Aktien und Anleihen auch Derivate einsetzen - vorrangig, um bestehende Positionen abzusichern. 60 Prozent des Portfolios legen Hansen und sein Team derzeit in Aktien an, von denen 14 Prozent aus Schwellenländern stammen.
Wert legen die Macher des Fonds dabei auf eine sehr breite Streuung und stabile Titel, die sich entweder durch eine solide Dividendenpolitik oder gute Unternehmensführung auszeichnen. Beispiele sind der US -Versicherungskonzern United Health Group oder die japanische Nippon Telegraph & Telephone. Durch Short-Positionen auf Indizes wie den MSCI World beträgt der Netto-Aktienanteil derzeit allerdings nur 44 Prozent.
Auf der Anleihe-Seite sind die Manager vornehmlich in Bonds mit hoher Bonität investiert, und zwar zu 30 Prozent in Staatsanleihen aus den USA und Großbritannien und zu 21 Prozent in europäische und dänische Pfandbriefe. Kleinere Positionen an Unternehmensanleihen und Titeln aus dem Cross-Credit-Segment runden den Bond-Anteil ab.
In den ersten Monaten des neuen Jahres konnte sich der Fonds gut gegen die Marktverwerfungen stemmen und war einer der wenigen Produkte, die überhaupt im positiven Terrain geblieben sind. Geholfen haben Hansen zufolge der Fokus auf Aktien mit niedrigem Risiko, die beigemischten Short-Derivate und eine Währungsposition, die von Kursgewinnen des Yen gegenüber dem Britischen Pfund profitierte.
Der Fonds verzeichnet aufgrund seines Erfolges in jüngster Zeit hohe Mittelzuflüsse. So ist das Volumen seit dem Crashtest vor einem Jahr, in dem der Nordea Stable Return Rang 2 belegte, um mehr als 3 Milliarden Euro auf derzeit 9,3 Milliarden Euro angewachsen. Ein Kapazitätsproblem sehen die Manager derzeit allerdings noch nicht.
Der Performance-Sieger: MFS Meridian Global Total Return
Obwohl die amerikanische Fondsgesellschaft Massachusetts Financial Services - kurz MFS -bereits 1924 gegründet wurde, ist sie in Deutschland bislang nur wenig bekannt. Beim aktuellen Performance-Sieger MFS Meridian Global Total Return profitiert sie unter anderem davon, dass die ungesicherte Dollar-Anteilsklasse des Fonds in den Crashtest einbezogen wurde. Mehr als 30 Prozentpunkte der Fünfjahres-Performance gehen auf das Konto des im Vergleich zum Euro gestiegenen Greenbacks.
Der Anfang 2001 aufgelegte Fonds verfolgt eine klare strategische Linie. Die Aktienquote soll ständig 60 Prozent betragen, Anleihen werden demzufolge mit 40 Prozent gewichtet. Ziel ist es nicht, durch Markt-Timing oder Anpassungen der beiden Anlageklassen einen Mehrertrag zu erwirtschaften, sondern mit dem Aktienanteil des Portfolios über einen vollen Marktzyklus hinweg den MSCI World zu schlagen.
Das aus insgesamt zwölf Fondsmanagern bestehende Team sucht geeignete Aktien per Einzelwert-Analyse und achtet dabei vor allem auf Markt-Ineffizienzen wie Fehlbewertungen von dauerhaft erfolgreichen Unternehmen. Dabei liegt das Schwergewicht auf US-Titeln wie Phillip Morris oder Johnson & Johnson, aber auch europäische und asiatische Standardtitel wie Heineken und Taiwan Semiconductor Manufacturing gehören zum Portfolio.
Mit dem Anleihe-Anteil soll zum einen der Barclays Global Aggregate Index übertroffen werden, zum anderen wollen die Manager aber auch die Volatilität des Fonds begrenzen. Das Team verfolgt hier einen konservativen Ansatz und hält Investment-Grade-Anleihen aus allen Bereichen inklusive Schwellenländern und Corporate Bonds. Auch dabei sind US-Titel deutlich übergewichtet.
Die Mehr-Rendite zum Index soll durch gezieltes Stockpicking und Durations-Management erreicht werden. Von den Managern, die sich um das in der Regel mit 170 bis 200 Aktien und 400 Festzinspapieren breit gestreute Portfolio kümmern, verfügt Richard O. Hawkins über die längste Investmenterfahrung von 34 Jahren. Doch auch sein dienstjüngster Kollege Pablo de la Mata ist bereits seit 13 Jahren mit der Branche vertraut.
Mit 2,7 Milliarden Volumen gehört der MFS Meridian Global Total Return wie auch der Gesamtsieger Nordea Stable Return zu den größeren Fonds im Testfeld. Für Anleger, die das Währungsrisiko scheuen, bietet MFS seit Dezember 2014 auch eine Euro-gesicherte Tranche an.
Der Stresstest-Sieger:
Argentum Stabilitäts Portfolio 1
Knapp 28 Millionen Euro groß ist dieser Fonds der in Husum ansässigen Vermögensverwaltung Argentum Asset Management. Neben dem Stresstest-Sieger verwaltet Fondsmanager Thorsten Mohr auch noch den etwas offensiver ausgerichteten Argentum Performance-Navigator.
Der defensive Stabilitätsfonds soll vor allem eines: die eingesetzten Kundengelder vor Wertverlust schützen und die Volatilität möglichst gering halten. Lieber macht Mohr keine Gewinne, als dass er eine zu hohe Schwankungsbreite oder Verluste in Kauf nimmt. Sein Ziel ist auf Drei-Jahres-Sicht eine Rendite, die etwa 3 Prozentpunkte über der aktuellen Festgeldverzinsung liegt. Dafür nutzt er aktuell nur acht Zielfonds.
"Wir konzentrieren uns generell auf eher wenige Fonds, auch weil viele Produkte unsere strengen Kriterien hinsichtlich der gewünschten Stabilität nicht erfüllen können", begründet er. Reine Aktienfonds scheiden für Mohr in der Regel schon einmal aus. Auch Immobilienfonds kommen für ihn aufgrund der fehlenden Flexibilität nicht in Frage. Stattdessen kauft er lieber auf Covered Bonds oder Hochzinsanleihen spezialisierte Rentenfonds und Mischfonds mit defensivem Charakter wie den Invesco Pan European High Income.
Im Februar hat Mohr 30 Prozent seines Barbestandes verwendet, um stark gefallene Fonds für Unternehmens- und Hochzinsanleihen wie den Nordea European Covered Bond deutlich günstiger einzukaufen.
Ein weiteres Drittel der Fondsmittel ist für alternative Anlagestrategien reserviert. In diesem Bereich kommen derzeit unter anderem der F&C Real Estate Equity Long/Short und der Blackrock European Absolute Return zum Einsatz. Jeder Fonds im Portfolio wird einzeln überwacht und mit einem maximalen zu tolerierenden Verlust versehen.
Einzelne Positionen verkauft Mohr bei stärkeren Kursverlusten sofort und konsequent. So liegt durchaus auch eine Kassaquote von 100 Prozent im Bereich des Möglichen. Transaktionskosten entstehen Mohr durch die Zusammenarbeit mit der Depotbank Metzler nicht. Seit Auflegung im Oktober 2011 schaffte sein Fonds einen Wertzuwachs von knapp 24 Prozent. Auch für 2016 steht aktuell ein kleines Plus auf der Haben-Seite.
Für die Zukunft gibt sich der Argentum-Manager leicht optimistisch. Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken löst seiner Meinung nach keinen Schock am Rentenmarkt aus, so dass gerade Pfandbriefe gute Investitionsmöglichkeiten bieten sollten. Zumindest zeitweise sieht Mohr zudem bei Hochzinsanleihen und defensiven Mischfonds Chancen auf weitere Erträge.
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Dieser Artikel wird bereitgestellt von www.dasinvestment.com
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