Original-Research: Solutiance AG (von GBC AG):

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Original-Research: Solutiance AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu Solutiance AG

Unternehmen: Solutiance AG
ISIN: DE0006926504

Anlass der Studie: Managementinterview
Letzte Ratingänderung: 
Analyst: Marcel Goldmann

19.01.2022 - Managementinterview mit der Solutiance AG
 
'Der jüngste Betreiberpflichten-Großauftrag hat klar gezeigt, dass wir
strategischer Partner für große Immobilienbetreiber werden können.'
 
Digitalisierung, hohe Fluktuation, steigende Intransparenz und knappes
Personal sind nur einige Probleme, denen Betreiber großer
Immobilienbestände heute begegnen müssen. Software alleine ist hier
meistens nicht die Lösung. Die Solutiance AG (Solutiance) als hybrides
Unternehmen tritt den wachsenden Herausforderungen der Branche mit einem
interdisziplinären Team aus IT- und Bauingenieuren entgegen. In intensivem
Austausch entwickelt die Gesellschaft innovative Leistun-gen, die das Beste
aus Service und Software miteinander verbinden. Kunden beauftragen
Solutiance mit der Ausführung von Leistungen und erhalten die Dokumentation
und Aufbereitung der Ergebnisse im Facility Scanner, der Softwareplattform
für Kunden und Handwerkspartner. Die Plattform mit ihren Modulen und Apps
ist der Schlüssel für einen Effizienzsprung in den relevanten Abteilungen
bei Kunden und den Handwerkspartnern von Solutiance. Neben dem
Effizienzgewinn profitieren Kunden von einer nachweisbar gesicherten
Qualität der Ausführung von Leistungen, einer transparenten Datenlage, auch
im Hinblick auf Budgets und einer deutlich verbesserten Sicherung der
Einhaltung von Compliance Anforderungen.
 
Am 16.12.21 hat Solutiance einen ersten Großauftrag im Bereich
Betreiberpflichten mit einem Gesamtvolumen von 0,94 Mio. EUR bekannt
gegeben. Hiernach übernimmt Solutiance künftig das Betreiberpflichten
Controlling für ein gesamtes deutsches Bestandsportfolio (bestehend aus 75
Objekten) einer großen deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaft. Kürzlich
hat die Gesellschaft ebenfalls neue Bestmarken beim Auftragseingang für das
vierte Quartal und das Gesamtjahr 2021 bekannt gegeben. Vor diesem
Hintergrund haben wir die Chance genutzt, um mit Uwe Brodtmann und Jonas
Enderlein, den beiden Vorständen des PropTech-Unternehmens, ein Interview
zur aktuellen Unternehmensentwicklung, zur Strategie und zu den
Perspektiven der Gesellschaft zu führen.
 
GBC AG: Ende Dezember 2021 haben Sie einen ersten Großauftrag im
Geschäftsfeld Betreiberpflichten Controlling mit einem Gesamtvolumen von
0,94 Mio. EUR bekannt gegeben. Diese Auftragsvergabe resultiert aus einem
erfolgreichen Pilotprojekt mit einem großen Immobilieninvestor. Inwieweit
kann dieser gewonnene Großauftrag Signalwirkung entfachen und planen Sie
mit weiteren Pilotprojektkunden den Rollout Ihres Betreiberpflichten-
Services über deren Objektbestände?
 
Jonas Enderlein: Dieser Großauftrag ist ein wichtiger Meilenstein für uns.
Erstmalig ist uns mit unserem Betreiberpflichten-Controlling der Sprung von
der Pilot- in die Rollout-Phase gelungen. Dies hat, vor allen Dingen durch
die Corona-Pandemie, länger gedauert als erhofft. Zum einen haben viele
Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren aus Budgetgründen alle neuen
Projekte auf Eis gelegt. Zum anderen konnten wir durch die Corona-
Maßnahmen, insbesondere mehrere Lockdowns, die Vorteile unserer Lösungen
lange nicht richtig unter Beweis stellen. Der jüngste Auftrag zeigt nun
klar, dass wir zum strategischen Partner für große Immobilienbestandshalter
werden können. Bei gleich mehreren, weiteren Kunden steht in diesem Jahr
die gleiche Entscheidung an. Wir werden dafür kämpfen diese Schwelle auch
an anderer Stelle zu überwinden.
 
GBC AG: Wie entwickelt sich aktuell der Facility-Management-Sektor bzw.
Ihre Zielmärkte und wie verläuft speziell die digitale Transformation
innerhalb des Immobiliensektors? Sorgt die weiterhin anhaltende Corona-
Situation vielleicht sogar für einen verstärkten Digitalisierungstrend in
der Immobilienbranche?
 
Jonas Enderlein: Die Frage ist wie hoch man die Messlatte für 'Digitale
Transformation' legt. Sicher haben einige Unternehmen in den vergangenen
zwei Jahren endlich Hardware und Software für Remotearbeit angeschafft.
Ehrlicherweise wird dadurch aber kein operativer Prozess schlanker.
Vielmehr hat man hier notgedrungen ein bisschen an den 'Basics' gefeilt.
Aus meiner Sicht hängt die Branche bei Fragen der digitalen Transformation
noch zu sehr an Technologie-Buzzwords und zu wenig an praktischen
Anwendungsfällen. Ob 'Blockchain' oder 'künstliche Intelligenz' dransteht
ist an vielen Stellen nach wie vor wichtiger als, dass Prozess X jetzt Y %
effizienter läuft und damit Z EUR an Kosten eingespart werden. Unternehmen
wollen sich unbedingt ein innovatives Image zulegen, weil sie miteinander
um immer knapper werdende Personalressourcen buhlen müssen. Hier liegt die
größte Herausforderung der Branche, die wir mit unseren Smartsourcing-
Lösungen direkt adressieren. Wichtige Stakeholder auf Kundenseite entlasten
wir nachhaltig. Das ist für viele Kunden neben unserem hohen
Digitalisierungsgrad das stärkste Argument mit Solutiance zu arbeiten.
 
GBC AG: Ihre Technologiegesellschaft verfolgt allgemein eine
wachstumsorientierte Unternehmensstrategie, die sogenannte 3D-
Wachstumsstrategie. Bitte erläutern Sie uns kurz den aktuellen
strategischen Fokus Ihres Unternehmens? Und welche Potenziale sehen Sie in
Ihren verstärkten digitalen Vertriebsaktivitäten?
 
Uwe Brodtmann: Wir wachsen in drei Dimensionen. Zunächst gewinnen wir immer
mehr Kunden, die in der Regel über einen großen Gebäudebestand verfügen.
Innerhalb dieses Gebäudebestandes werden wir über die Zeit für immer mehr
Objekte beauftragt. Innerhalb dieser Objekte wiederum bieten wir dann immer
mehr Leistungen an.
 
Wir haben Mitte des vergangenen Jahres damit begonnen die
Neukundengewinnung mithilfe unserer IT-Kompetenz deutlich effizienter zu
gestalten. Im Vergleich zur konventionellen Vorgehensweise haben wir die
Anzahl der Erstpräsentationen pro Monat vervierfacht. Und die sind die
Basis für alle weiteren Vertriebsschritte. So gelingt es uns nach einer
schwierigen Phase in den vergangenen zwei Jahren wieder Menschen
systematisch zu erreichen und für unsere Smartsourcing-Lösungen zu
begeistern. Wie eben erläutert sind die Neukunden von heute, die uns
zunächst beispielsweise für 2-3 Pilotprojekte im Dachmanagement
beauftragen, die Folgekunden von morgen. In der zweiten Iteration geben sie
uns dann weitere Objekte und lassen sich mit einer gewissen Quote auch für
unser Betreiberpflichten-Controlling begeistern. Welche der beiden
Leistungen dabei den Anfang macht ist immer unterschiedlich.
 
GBC AG: Neben dem noch relativ neuen Plattformservice 'Betreiberpflichten
Controlling' vermarkten Sie ebenfalls den Plattformservice 'Dachmanagement
4.0'. Dieser konnte sich bereits am Markt etablieren. Wie entwickelt sich
aktuell Ihr größtes Geschäftsfeld und inwieweit kann Solutiance als
Smartsourcing-Anbieter für den Betrieb von Immobilien von der zunehmenden
Knappheit von qualitativ-hochwertigen Dachdeckerleistungen profitieren?
 
Uwe Brodtmann: Nicht nur auf Kundenseite herrscht Personalmangel. Auch im
Bereich der Dienstleister ist die Nachfrage gerade deutlich größer als das
Angebot. Lange Wartezeiten sind da nur eine Konsequenz. Wir können Kunden
eine hohe Verfügbarkeit zusichern, weil wir unseren Partnerunternehmen aus
dem Dachdeckerhandwerk eine deutlich einfachere Auftragsabwicklung bieten.
Eindeutig beschriebene Auftragsanfragen zu Festpreisen können unsere
Partner mit einem Klick annehmen oder ablehnen. Die Vorarbeit haben wir
geleistet. Aufwändige analoge Dokumentati-onsprozesse entfallen durch die
Arbeit mit unserer App. Rechnungen werden unmittelbar nach digitaler
Abnahme bezahlt. Dafür lassen unsere Partner gern Anfragen stehen, deren
Ausgang ungewiss ist und Aufträge, bei denen sie unbezahlten Mehraufwand
bei der Dokumentation haben, oder nach Abschluss ihrem Geld hinterherlaufen
müssen. Kunden sichern sich also durch die Zusammenarbeit mit uns den
Zugang zu einer wertvollen, knappen Ressource.
 
GBC AG: Am 12.01.2022 hat Solutiance erste Eckzahlen zum vergangenen
vierten Quartal und zum Gesamtjahr 2021 veröffentlicht. Hiernach hat das
Unternehmen im vierten Quartal in Bezug auf den Auftragseingang mit einem
deutlichen Anstieg von 170% gegenüber der Vorjahresperiode (Q4 2020: 0,54
Mio. EUR) eine neue Bestmarke erreicht. Auf Gesamtjahresebene konnte
ebenfalls mit einem erzielten Auftragsvolumen von 2,77 Mio. EUR ein
deutlicher Zuwachs von 23,0% gegenüber dem Vorjahreszeitraum (GJ 2020: 2,25
Mio. EUR) verzeichnet werden. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit für das
abgelaufene Geschäftsjahr aus und was können Anleger im aktuellen
Geschäftsjahr von Solutiance erwarten?
 
Uwe Brodtmann: Das letzte Jahr war stärker als erwartet von der Corona-
Pandemie geprägt. In der Immobilienbranche herrschte ein hohes Maß an
Unsicherheit, weil Mietverträge und -einnahmen in Gefahr waren.
Gleichzeitig hat ein deutlicher Anstieg in den Materialpreisen dazu
geführt, dass, gerade beim Dachmanagement, Reparatur- und
Sanierungsmaßnahmen aufgeschoben wurden. Im zweiten Quartal hatten wir
darüber hinaus mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen, der die
Angebotserstellung bei Reparaturleistungen deutlich verzögert hat. Gerade
aber die Entwicklungen im vierten Quartal des vergangenen Jahres stimmen
uns optimistisch zu vorpandemischen Wachstumsraten zurückkehren zu können,
sofern sich die Konjunktur weiter stabilisiert. Dabei sehen wir sowohl eine
Belebung der Nachfrage bei bestehenden Kunden, als auch einen deutlichen
Anstieg bei der Gewinnung von Neukunden.
 
GBC AG: Solutiance hat in den vergangenen Jahren vor allem durch seine
Technologieführerschaft, aber auch durch die Börsennotierung in ihrer
Branche erheblich an Aufmerksamkeit gewonnen. Vor diesem Hintergrund könnte
Solutiance auch für Facility-Management bzw. Property-Management-
Unternehmen oder sonstige Dienstleistungsunternehmen aus dem
Immobiliensektor bezüglich einer strategischen Kooperation eine Überlegung
wert sein. Inwieweit wäre ein solcher strategischer Schritt für Solutiance
interessant bzw. strategisch sehr spannend?
 
Jonas Enderlein: Im letzten Quartal haben wir einen unserer Kunden davon
überzeugt, deutschlandweit mit unserem Betreiberpflichten-Controlling zu
arbeiten. Wir sind Teil der Strategie eines großen Immobilieninvestors
geworden. Wie eingangs angedeutet stehen auch weitere Unternehmen vor der
Entscheidung mit uns in die Rollout-Phase zu gehen. Eine über eine
Kundenbeziehung hinausgehende Zusammenarbeit, beispielsweise auf Ebene
einer Beteiligung, ist nicht geplant, aber denkbar. Ein strategischer
Partner könnte so nicht nur von einer Effizienzsteigerung, sondern auch von
unseren Wachstumsraten profitieren. Spannend ist diese Perspektive auf
jeden Fall, erfordert aber, dass man unsere Vision versteht und teilt und
mit uns ge-meinsam eine Zukunftsperspektive entwickelt.
 
GBC AG: Solutiance ist bereits seit längerem am Kapitalmarkt gelistet und
ist im Rahmen dessen auch traditionell für umfangreiche IR-Aktivitäten
bekannt. Welche Strategie verfolgen Sie aktuell in Bezug auf Ihre IR-
Aktivitäten und Kapitalmarktkommunikation?
 
Jonas Enderlein: Uns ist bewusst, dass in den vergangenen zwei Jahren viel
Vertrauen verloren gegangen ist. Wir werden dafür kämpfen dieses Vertrauen
zurück zu gewinnen. Dauer und Intensität der Corona-Pandemie, sowie ihren
Einfluss auf uns als innovatives und Technologie-basiertes Unternehmen in
einer alten Branche, haben wir unterschätzt. Gleichzeitig ist uns ein
wichtiger Teil unserer Finanzierung weggebrochen, was uns zu mehreren,
kurzfristigen Kapitalmaßnahmen gezwungen und den angesprochenen Effekt noch
verstärkt hat.
 
Wir werden in diesem Jahr nicht mit einer bulligen Wachstumsprognose
vorweggehen, bei der wir davon ausgehen, dass die Pandemie ein schnelles
Ende findet. Omikron ist nach wie vor eine Unbekannte, der auch bei unserer
Planung und Kommunikation Rechnung getragen werden muss. Dennoch gibt es
sehr gute Gründe optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wir werden
weiterhin daran arbeiten, kontinuierlich gute Nachrichten zu liefern und so
das Vertrauen in uns wieder zu stärken. Investoren sollten die aktuellen
Kurse als Einstiegschance wahrnehmen.
 
GBC AG: Wo sehen Sie Solutiance in den kommenden drei bis fünf Jahren,
insbesondere im Hinblick auf Geschäftsvolumen und Leistungsangebot? Welche
allgemeine Vision verfolgen Sie für Ihr Unternehmen?
 
Jonas Enderlein: Unser wichtigstes Ziel ist der Break Even. Eine
Erweiterung unseres Leistungsangebotes wird es nicht geben bis wir stabile,
schwarze Zahlen schreiben. Bis dahin werden unsere Entwicklungskapazitäten
dafür eingesetzt, unsere Prozesseffizienz und somit unsere Margen noch
weiter zu steigern. Wenn der Break Even erreicht ist können wir mit unseren
größten Kunden sukzessive in andere Gewerke und Anwendungsfälle wachsen und
ihnen noch mehr unliebsame Prozesse abnehmen.
 
Wir erleben nach wie vor täglich den immensen Mehrwert, den unsere
Smartsourcing-Services bei unseren Kunden und Partnern schaffen. Auch wenn
die letzten zwei Jahre uns vor große Herausforderungen gestellt haben, so
hat unser Vertrauen in unser Geschäftsmodell und die Leistungsfähigkeit
unserer Plattform-Services darunter zu keinem Zeitpunkt gelitten.
 
GBC: Vielen Dank für das Gespräch.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/23272.pdf

Kontakt für Rückfragen
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0821 / 241133 0
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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR; Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:

http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
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Datum und Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie: 19.01.2022(9:12 Uhr)
Datum und Zeitpunkt der ersten Weitergabe der Studie: 19.01.2022(10:00 Uhr)

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Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw. 
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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