Gold: Edelmetall kratzt wieder an der 1900-Dollar-Marke – langfristig hat Gold als Wertspeicher bisher jedoch keine gute Figur gemacht

onvista · Uhr

Der Goldpreis hat seinen Höhenflug der vergangenen Handelstage am Freitag fortgesetzt und erstmals seit dem vergangenen Sommer die Marke von 1900 US-Dollar überstiegen. In der Nacht zum Freitag wurde eine Feinunze (31,1 Gramm) an der Börse in London bei 1902 Dollar gehandelt. Das ist der höchste Preis seit acht Monaten. Als wichtiger Preistreiber am Goldmarkt gilt die Ukraine-Krise, die trotz jüngster diplomatischer Bemühungen nach wie vor eskalieren könnte. Rohstoffexperten wollten einen weiteren Preisanstieg beim Gold nicht ausschließen, erwarten aber nur noch leichte Zuwächse.

Analysten sehen noch Potenzial

Im Februar haben Anleger an den Finanzmärkten wegen der zugespitzte Krise an der russisch-ukrainischen Grenze verstärkt sichere Anlagen gesucht, zu denen auch das Gold gerechnet wird. Dies hat den Goldpreis seit Beginn des Monats mehr als fünf Prozent nach oben getrieben. Auch in Euro gerechnet legte der Goldpreis am Freitag weiter zu und erreichte bei 1674 Euro je Feinunze die höchste Notierung seit dem Sommer 2020.

„Gold glänzt als Krisenmetall“, kommentierte Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank die Lage. Seiner Einschätzung nach ist das Sicherheitsbedürfnis der Marktteilnehmer vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise weiterhin groß, sodass Gold in seiner Eigenschaft als sicherer Hafen gefragt bleibt. „Sollte die Marke von 1900 Dollar nachhaltig überschritten werden, ist das Hoch von letztem Juni in greifbarer Nähe“, sagte Briesemann. Im Juni 2021 war der Goldpreis bis auf 1916 Dollar gestiegen.

Ganz ähnlich schätzt auch Edelmetallhändlers Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus die mögliche weitere Preisentwicklung am Goldmarkt ein. „Gold sollte sich in diesem Umfeld weiter behaupten und auch ein Anstieg bis auf 1915 Dollar scheint möglich“, sagte der Händler.

Bisher überzeugt Gold im langfristigen Bild nicht als Krisenschutz

Auf ganz langfristige Sicht haben es Goldanleger jedoch weiterhin nicht leicht, denn das Edelmetall hat in den letzten 10 Jahren, in den Zeiten des billigen Notenbankgeldes, keine gute Figur gemacht – vor allem im Vergleich zu Aktien als Anlageklasse, an den im letzten Jahrzehnt kein Weg vorbeigeführt hat.

Nach dem Hoch bei 2000 Dollar im Jahr 2011 im Zuge der Finanz- und der Eurokrise folgte für das Edelmetall eine sehr lange Durststrecke. Erst im Zuge des Handelsstreits zwischen den USA und China, der 2019 entbrannt ist, konnte das Edelmetall wieder nachhaltige Kursgewinne verzeichnen. Die danach ausbrechende Corona-Pandemie hat für einen neuerlichen, enormen Schub gesorgt und Gold auf ein neues Allzeithoch von 2100 Dollar im Jahr 2020 getrieben. Danach gehörte die Show an den Finanzmärkten jedoch wieder Aktien.

Den Abwärtstrend seit dem letzten Hoch aus 2020 hat das Edelmetall nun jedoch gebrochen und angesichts der weiter grassierenden Inflation könnte sich das Interesse der Anleger wieder nachhaltiger auf Gold als Wertspeicher richten.

Zunehmende Konkurrenz sieht das Edelmetall jedoch in der Kryptowährung Bitcoin, der ebenfalls eine Funktion als alternativer Wertspeicher zugesprochen wird. In den letzten Monaten ist Bitcoin stark mit den Aktienmärkten korreliert und leidet als Risk-On-Asset stark unter dem sich drehenden Zinsumfeld, da viele Anleger das hochspekulative Investment mit als Erstes aus den Portfolios kehren, die Zahl der langfristig orientierten Investoren ist in den letzten Jahren jedoch stetig gewachsen.

Aus Sicht von 10 Jahren ist Gold neben der extremen Performance von Bitcoin irrelevant, jedoch sprechen hier eher Netzwerkeffekte und das Wachstum einer Technologie in ihrer frühen Phase als Gründe dafür und weniger die Eigenschaft als Inflationsschutz oder unabhängiger Wertspeicher.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Olivier Le Moal / Shutterstock.com

onvista-Ratgeber:Richtig in Gold anlegen: Die besten Tipps für Ihren Goldkauf

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel