Regierung rüstet sich für Nordstream-Sperrung - Gasverbrauch sinkt

Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung rüstet sich für die geplante Sperrung der Nordstream-1-Pipeline wegen geplanter Wartungsarbeiten.
Zum daher erwarteten Stopp der Gas-Lieferungen ab dem 11. Juli sollen daher eingemottete Kohlekraftwerke anlaufen, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag bei einem Energie-Treffen der "Süddeutschen Zeitung" sagte. Mit einem entsprechenden Gesetz und einer Ministerverordnung könnten die Anlagen anlaufen und so Gas-Kraftwerke ersetzen. "Deswegen das Gesetz, Kohlekraftwerke reinzunehmen in dem Moment, wo die Wartungsarbeiten an Nordstream 1 beginnen." Die Wartungsarbeiten sollen eigentlich nur zehn Tage dauern, Habeck warnte aber, sich darauf zu verlassen. Für den Winter müssten die Speicher weiter gefüllt werden. Der Gas-Verbrauch sank unterdessen nach Angaben des Branchenverbandes BDEW in den ersten fünf Monaten 2022 deutlich.
Das Gesetz zur Reaktivierung der Kohle-Meiler soll am 8. Juli den Bundesrat passieren und dann schnell in Kraft treten und von einer Ministererlaubnis begleitet werden. Über die wichtigste Pipeline Nordstream 1 wird schon seit Wochen deutlich weniger Gas geliefert als möglich. Russland macht dafür Wartungsarbeiten an einer Turbine verantwortlich. Habeck nannte dies vorgeschoben, da es sich nur um eine Ersatzturbine handele. Die Pipeline könne eigentlich zu 100 Prozent ausgelastet sein. Dies sei auch ein Hinweis darauf, dass die regulären Wartungsarbeiten möglicherweise nicht in der üblichen Frist abgeschlossen würden.
Deutschland müsse aber über den Sommer seine Gas-Speicher füllen und sie zu Winteranfang auf mindestens 90 Prozent bringen. Derzeit sind es im Schnitt etwa 60 Prozent. Wenn dann auch die zwei geplanten Flüssiggas-Terminals arbeiteten, könnte ein Gas-Notstand verhindert werden. Helfen soll dabei auch ein Senken des Verbrauchs, wofür die Regierung einen Kampagne gestartet hat.
Laut BDEW ist der Verbrauch in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zu Vorjahreszeitraum um 14,3 Prozent gesunken. Dies habe einmal an vergleichsweise milden Wintermonaten gelegen, da Gas überwiegend zum Heizen eingesetzt wird. Zum anderen hätten sich die hohen Gaspreise ausgewirkt. Bereinigt um Temperatureffekte habe der Wert im laufenden Jahr 6,4 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums gelegen. Besonders deutlich war demnach der Rückgang im Monat Mai: Hier lag der Verbrauch um mehr als ein Drittel niedriger als im Mai 2021. Bereinigt um Temperatureffekte betrug das Minus noch 10,8 Prozent. Auch in den Kraftwerken sei gut 14 Prozent weniger Gas verfeuert worden. "Es ist davon auszugehen, dass der Gasverbrauch vor allem aufgrund der steigenden Gaspreise zurückgeht. Aber auch die wirtschaftliche Eintrübung, Appelle zum Energiesparen oder persönlich motivierte Einspareffekte spielen eine Rolle", sagte Kerstin Andreae vom BDEW.