ProSiebenSat.1 macht erneut Abstriche an der Prognose

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München (Reuters) - ProSiebenSat.1 streicht zum dritten Mal binnen drei Monaten seine Gewinnerwartungen zusammen und zollt damit der eingetrübten Konjunktur Tribut.

Die Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 erwartet für das laufende Jahr nur noch einen Umsatz vom 4,15 (bisher 4,3 bis 4,45) Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von rund 650 (bisher 755 bis 805) Millionen Euro, wie ProSiebenSat.1 am Donnerstagabend mitteilte. Das wäre ein Umsatzrückgang um acht Prozent und ein Gewinneinbruch um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr. Durch den Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation habe sich die Konsumstimmung in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschlechtert, die wichtig für die Werbeeinnahmen der Fernsehsender und der Online-Portale des Konzerns ist, erklärte das Unternehmen.

Allein im vierten Quartal fehlten im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich 130 Millionen Euro an Werbeerlösen. Das wäre ein Minus von 17 Prozent. Die Werbekunden buchten deutlich weniger als erwartet, sagte Finanzvorstand Ralf Peter Gierig. Schon im dritten Quartal waren die Werbeeinnahmen um zehn Prozent zurückgegangen. Die drei Monate vor Weihnachten sind für ProSiebenSat.1 mit Abstand die wichtigsten des Jahres. 2021 erwirtschaftete ProSiebenSat.1 zwischen Oktober und Dezember fast die Hälfte des Jahresgewinns. Zusätzlich belaste die erst im September verkündete Übernahme der restlichen 50 Prozent an der Streaming-Plattform Joyn vom Partner Discovery den Gewinn.

Im dritten Quartal ging der Umsatz um 13 Prozent auf 921 Millionen Euro zurück, zum Großteil allerdings wegen des Verkaufs der Filmproduktion (Red Arrow Studios) in den USA. Das bereinigte Ebitda brach um 27 Prozent auf 118 Millionen Euro ein.

Auch im Online-Geschäft muss ProSiebenSat.1 angesichts der drohenden Rezession und der steigenden Zinsen Abstriche machen. Die Beteiligung an der NuCom Group, in der der Konzern seine Internet-Beteiligungen gebündelt hat, sei im dritten Quartal um 300 Millionen Euro abgeschrieben worden. Beim Verkauf von einem Viertel der Anteile an NuCom an den US-Finanzinvestor General Atlantic war die Sparte mit 1,8 Milliarden Euro bewertet worden. Pläne für einen Börsengang des Dating-Portal ParshipMeet hatten sich im Frühjahr allerdings unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine vorerst zerschlagen. Zu NuCom gehören unter anderem das Vergleichsportal Verivox und der Online-Kosmetikhändler Flaconi. Verkaufspläne für Flaconi waren im Sande verlaufen.

Am kommenden Dienstag übernimmt der ehemalige RTL-Chef Bert Habets die Führung von ProSiebenSat.1. Er sitzt bisher im Aufsichtsrat. Vorstandschef Rainer Beaujean hatte Anfang des Monats "in gegenseitigem Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat" sein Amt nach zweieinhalb Jahren aufgegeben.

Die ProSieben-Aktie, die am Donnerstag im Xetra-Handel 1,5 Prozent auf 7,14 Euro nachgegeben hatte, sackte im späten Handel weiter ab und notierte bei Lang & Schwarz noch bei 6,90 Euro.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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