Bitcoin: Ist dieser charttechnische Trend der entscheidende Faktor für den Bullrun?

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Der Bitcoin-Chart macht nach der jüngsten Rally einen immer vielversprechender werdenden Eindruck. Er konnte mit dem 200-Tage-Trend, dem Bullmarket Support Band, der runden Marke von 20.000$, sowie dem Widerstand bei 21.500$ gleich mehrere signifikante Level überwinden. Zudem ist die Kryptowährung mit dem letzten Anstieg über den Abwärtstrend geklettert, der seit November 2021 vorherrscht.

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Vor allem der Ausbruch über den 200-Tage-Trend und das Bullmarket Support Band machen Hoffnung, da dies in der Vergangenheit stets ein Signal dafür war, dass der nächste langfristige Aufwärtstrend für Bitcoin losgeht.

Der 200-Wochen-Trend als charttechnisches Neuland

Ein charttechnisches Novum herrscht jedoch, das man nicht ignorieren sollte: der Bitcoin-Kurs notiert weiterhin unter seinem 200-Wochen-Trend. In der Vergangenheit war der 200-Wochen-Trend stets ein zuverlässiger Indikator für einen Boden in einem Bitcoin-Bärenmarkt. Nur während des Corona-Crashs im März 2020 hat der Chart in der Monatskerze einen kurzen Ausflug darunter gemacht.

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In diesem Bärenmarkt befindet der Kurs sich jedoch bereits den siebten Monat infolge unterhalb dieses Indikators. Die offene Frage ist, ob ein Chartausbruch über 200-Tage-Trend und Bullmarket Support Band aussagekräftig genug für den Start eines neuen Aufwärtstrends sind, solange sich der Kurs weiterhin unter dem 200-Wochen-Trend befindet.

Ist der 200-Wochen-Trend jetzt die entscheidende Hürde für den Bullenmarkt?

Der 200-Wochen-Trend verläuft derzeit entlang der Marke von 25.000$. Dies symbolisiert das Tief durch den Terra Luna Crash im Sommer 2022 und war zudem das Ende der Bärenmarktrally bis August, die an den Aktienmärkten vonstattenging und auch den Krypto-Sektor wieder mit hochgezogen hatte.

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Ein weiteres Indiz für die Relevanz des 200-Wochen-Trends als entscheidende Hürde, die es für den Start eines neuen langfristigen Aufwärtstrends zu überwinden gilt, findet man, wenn man einen Blick auf die Aktienmärkte wirft.

Bitcoin – und damit auch der restliche Krypto-Sektor – korrelieren immer noch stark mit den Aktienmärkten. Krypto ist als Vermögensklasse immer noch viel zu klein, als das sich der Sektor von den Geschehnissen an den übergeordneten Finanzmärkten entkoppeln könnte. Die lockere Geldpolitik hat die Rally an den Aktienmärkten und auch bei Krypto maßgeblich befeuert und auch die 180 Gradwende in der Geldpolitik letztes Jahr hat nicht nur den Bärenmarkt an den Aktienmärkten verursacht, sondern auch den Krypto-Sektor wieder in den Keller geschickt.

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Und ein Blick auf die Aktienmärkte zeigt, dass die Unsicherheit dort immer noch groß ist. Anders als Bitcoin konnten die großen US-Aktienindizes noch nicht die charttechnischen Fortschritte machen, die ein Ende des derzeitigen Abwärtstrends signalisieren würden. Der S&P 500 und auch der Nasdaq kämpfen weiterhin mit ihren charttechnischen Hürden – es wird nun entscheidend für die weitere Kursrichtung der nächsten Wochen und Monate werden, ob der derzeitige Ausbruchsversuch gelingen kann.

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Es besteht weiterhin die Unsicherheit darüber, ob wir dieses Jahr eine Rezession sehen werden oder nicht. Die derzeitige Berichtssaison sowie die nächsten anstehenden Konjunkturdaten werden nach und nach Aufschluss geben und das Tauziehen zwischen Bullen und Bären in eine Richtung beenden.

Bleibt die Korrelation zwischen Bitcoin und den Aktienmärkten bestehen?

Daraus ergeben sich für Krypto-Investoren zwei relevante Fragen: Wird es 2023 zu einer Rezession kommen und damit zu einer Fortsetzung des Abwärtstrends an den Aktienmärkten? Und bleibt die Korrelation zwischen Bitcoin und den Aktienmärkten bestehen – und würde dieses Szenario damit auch für Bitcoin eine weitere Talfahrt bedeuten?

Die Frage für die Aktienmärkte dürfte sich in den nächsten Wochen zumindest was die mittelfristige Perspektive angeht entscheiden. Sollte sich in Halbjahr eins keine Rezession anbahnen, dann dürften die Aktienmärkte eine ausgedehnte Erholungsrally antreten und charttechnische Ausbrüche signalisieren. Dann dürfte der Krypto-Sektor ebenfalls steigen, da dieses Szenario Risk-on bedeuten würde und Geld in den Gesamtmarkt und vor allem in spekulative Assets wie Bitcoin zurückfließen kann.

Wird Bitcoin sich jedoch ebenfalls negativ entwickeln, sollte sich die Talfahrt an den Aktienmärkten fortsetzen? Bzw. wird die Korrelation weiterhin eng bleiben? Grundsätzlich dürfte die Korrelation bis auf weiteres bestehen bleiben. Wie bereits angesprochen ist der Krypto-Sektor noch viel zu klein (und zudem mittlerweile viel zu sehr vernetzt mit dem traditionellen Finanzsektor), als das er sich komplett entkoppeln könnte.

Allerdings könnte das Abwärtsrisiko für Bitcoin trotzdem begrenzt sein, sollte es zu einem negativen Szenario kommen. Bei Bitcoin hat die Korrektur bereits deutlich früher eingesetzt als an den Aktienmärkten. Während die Märkte erst Anfang 2022 ihre Talfahrt angetreten haben, hatte Bitcoin seinen Peak bereits im November 2021.

Hinzu kommt, dass die Korrektur bei Bitcoin wesentlich heftiger ausgefallen ist, als an den Aktienmärkten und zudem konnte sich der Krypto-Sektor während der Bärenmarktrallies an den Gesamtmärkten viel weniger erholen als die Aktienindizes, da im Krypto-Sektor reihenweise Projekte implodiert sind, die weite Teile des Marktes mit in den Abgrund gerissen haben. Das heißt, der Krypto-Sektor hatte wesentlich mehr aufzuholen, was die Vorwegnahme, bzw. die Dynamik der derzeitigen Rally im Vergleich zu den US-Aktienmärkten erklären könnte.

Der mögliche Umstand, dass ein Großteil aller verkaufsbereiten Investoren bereits aus dem Krypto-Sektor gespült wurde, könnte das Abwärtspotenzial in dem angesprochenen negativen Szenario begrenzen. Wer im Krypto-Bereich jetzt noch verkauft, der tut dies nicht mehr aus Zweifeln an der Investment-These von Bitcoin und Co. sondern weil er aus fundamentalen Gründen dazu gezwungen ist.

Man muss nun abwarten, welche Signale die Aktienmärkte senden – schaffen sie einen Ausbruch aus dem übergeordneten Abwärtstrend oder nicht? Und hier sind wie immer die US-Aktienmärkte der Taktgeber. Speziell bei Bitcoin sollte man zudem den 200-Wochen-Trend genau im Auge behalten. Sollte der Kryptowährung ein Ausbruch + Bestätigung über diesen Trend gelingen, wäre das ein starkes Zeichen für einen neuen langfristigen Aufwärtstrend, mindestens jedoch für eine ausgewachsene Zwischenrally 2023, ähnlich wie wir es im Jahr 2019 gesehen haben.

2023 ist ein Jahr mit einigen Wildcards für die Finanzmärkte und Bitcoin, welches jedoch viele Antworten auf offene Fragen geben könnte. Drei mögliche Szenarien für den Bitcoin-Preis 2023 finden Sie in der neuen Video-Ausgabe von decentralist!

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