Bitcoin unter Druck: SEC schwingt den Regulations-Hammer gegen Kraken

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Nachdem der Bitcoin-Kurs in den letzten knapp drei Wochen entlang der Marke von 22.500 USD entlanggelaufen ist, hat die US-Börsenaufsicht SEC im gestrigen Handel mit einer Maßnahme gegen die US-Krypto-Börse Kraken eine deutliche Korrektur ausgelöst. Der Kurs musste um gut 3,5 Prozent auf das Niveau von etwa 21.500 USD nachgeben, welches bereits seit Juni 2022 als signifikante charttechnische Marke auftritt und dem Kurs nun als Unterstützung dient.

Quelle: Alexander Mayer

Kraken stellt Krypto-Staking-Service ein

Die US-Börsenaufsicht hat der Krypto-Handelsplattform vorgeworfen, nicht registrierten Wertpapierhandel zu betreiben, da der Staking-Service nicht ordnungsgemäß angemeldet sei. Beim Staking as a Service können Kunden ihre Kryptowährungen wie beispielsweise Ethereum in die Verwahrung des Dienstleisters – in diesem Fall Kraken – geben und dieser legt die Coins im Proof-of-Stake-Verfahren an, um an dem Betrieb einer Blockchain mitzuwirken und dafür entlohnt zu werden.

„Kraken bietet den Anlegern nicht nur übergroße Renditen, die nicht an wirtschaftliche Realitäten angelehnt sind, sondern hat sich auch das Recht vorbehalten, ihnen überhaupt keine Renditen zu zahlen“, sagte Gurbir Grewal, Direktor der Division of Enforcement der SEC. „Währenddessen gab es für die Kunden unter anderem keinen Einblick in die finanzielle Situation und ob Kraken überhaupt die Mittel hätte, die vermarkteten Renditen zu zahlen.“

Um den Vorwürfen der SEC entgegenzukommen, hat Kraken seine Staking-Service für US-Kunden eingestellt und muss eine Strafzahlung von 30 Millionen Dollar an die Börsenaufsicht leisten.

Was bedeutet das für den Krypto-Sektor?

Dass das Thema Regulatorik nun langsam, aber sicher in den Vordergrund rückt, ist bereits seit längerer Zeit klar. Es ist zudem allgemein bekannt, dass Gary Gensler, der Chef der US-Börsenaufsicht, kein Fan des Krypto-Sektors ist und eine besonders harte Linie gegen die Branche fährt. Nicht zuletzt an seiner Blockade-Haltung scheitert es bisher daran, dass ein Spot-Bitcoin-ETF in den USA zugelassen wird, während auf Futures basierende Bitcoin-ETFs, die für zusätzliche Preisvolatilität sorgen, jedoch keinen echten Zugang zu Bitcoin für traditionelle Investoren ermöglichen, schon lange zugelassen sind.

Es ist nun zu befürchten, dass der regulatorische Kampf zwischen der Branche und den Aufsichtsbehörden in den USA in die heiße Phase übergeht. Weitere Maßnahmen gegen andere Unternehmen und Krypto generell sind denkbar, deswegen reagiert der Markt entsprechend mit einer Korrektur.

Dieses Thema dürfte in den kommenden Monaten und Jahren immer wieder für Preis-Volatilität sorgen. Kurz- bis mittelfristig dürfte es dem Krypto-Sektor und vor allem dem in den USA ansässigen Teil der Branche ein Dorn im Auge werden. Langfristig wäre eine im schlimmsten Fall extrem harte Linie der US-Behörden jedoch nicht existenzbedrohend für den Krypto-Sektor. Es wird immer Länder geben, die dem Thema aufgeschlossen gegenüberstehen, vor allem weil die globalen finanziellen Spielregeln aufgrund des zunehmenden Auseinanderdriftens der USA und China und den allgemein instabiler werdenden Strukturen des Finanzsystems bereits beginnen, sich zu verändern.

Die USA schaden sich langfristig nur selbst

Sowohl private als auch institutionelle Investoren werden sich dessen immer mehr bewusst und deswegen schmälert das auch nicht den langfristigen Investmentcase für Bitcoin. Die USA stellen sich damit langfristig eher selbst ein Bein, wenn sie dieser aufstrebenden Industrie eine Entfaltung im eigenen Land verwehren. Mit der Internet-Industrie haben sie es damals richtig gemacht – sie haben dieser Industrie genügend Spielraum gegeben, sich zu entfalten und das Ergebnis sind das Silicon Valley und die global dominierenden US-Tech-Firmen. Sollten sie nun dem Krypto-Sektor im eigenen Land die Luft zum Atmen nehmen, dann wird das langfristig nur dafür sorgen, dass er sich woanders entfalten wird.

Blickt man auf die Vorgehenswese des SEC-Chefs Gary Gensler, könnte man meinen, dass er eine Agenda gegen den Sektor führt, denn er greift mit Kraken und Coinbase (die größte US-Handelsplattform steht ebenfalls schon länger im Fadenkreuz der SEC) die beiden US-Krypto-Unternehmen an, die sich am meisten um Compliance bemühen. Währenddessen gab es im Zuge des FTX-Skandals und all der anderen Debakel wie Celsius, 3ACapital usw. keine wirkliche Reaktion der Behörden.

Die SEC möchte also die Anleger vor zwei Krypto-Anbietern schützen, bei denen es noch nie zu signifikanten Problemen gekommen ist, während hunderttausende Anleger durch FTX, eine komplett unregulierte betrügerische Plattform, deren CEO gerüchteweise sogar direkte Verbindungen zu Gensler hat, ihr Geld verloren haben. Das klingt nach einem guten Job, den diese Behörde macht. Die SEC hätte Kraken auch auffordern können, für Transparenz bei der Staking-Dienstleistung zu sorgen, durch einen Proof of Reserves oder eine Offenlegung der ins Staking gegebenen Token-Bestände. Stattdessen wurde nun einfach mit Gewalt ein Verbot durchgedrückt.

Glücklicherweise blickt nicht nur ein Großteil der Krypto-Industrie kritisch auf die Vorgehensweise der SEC, sondern auch aus den Reihen der US-Politik und sogar von Mitgliedern der SEC selbst kommt Kritik. Um auch ein positives Szenario zu zeichnen: je relevanter und größer der Krypto-Sektor in den kommenden Jahren wird, desto mehr Aufmerksamkeit wird er auch von weiteren Entscheidungsträgern bekommen, die durch die Industrie selbst und auch die Wähler beeinflusst werden. Im besten Fall wird perspektivisch nicht mehr nur die SEC über das Wohl des US-Krypto-Sektors bestimmen, sondern auch der US-Kongress und dieser wird dann hoffentlich einen konstruktiveren Ansatz wählen. Im Endeffekt wäre es im Interesse der gesamten US-Finanzwirtschaft und des Landes.

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