Kriselnde Adler Group will Zerschlagung abwenden

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Düsseldorf (Reuters) - Der angeschlagene Immobilien-Investor Adler Group will seine milliardenschweren Schulden ohne einen kompletten Ausverkauf abzahlen.

"Wir werden keine Zerschlagung machen", sagte Finanzchef Thomas Echelmeyer am Dienstag in einer Telefonkonferenz anlässlich der Veröffentlichung der ungeprüften Bilanz für 2022. "Das Ziel, das wir heute verfolgen, ist es, dass wir (...) ein Berlin-Portfolio behalten mit einem deutlich kleineren Umfang und einem deutlich geringeren Projektentwicklungsportfolio." Adler habe bereits mehrfach die Insolvenz abwenden können, betonte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten. Der Konzern befinde sich aber weiter in "rauer See". Das Jahr 2022 hatte Adler erneut mit einem Milliarden-Verlust abgeschlossen. Nach einer Abwertung des Immobilienvermögens und Wertberichtigungen auf Forderungen lag der Nettoverlust bei 1,67 (2021: minus 1,17) Milliarden Euro.

Mit den Gläubigern hatte sich die Adler Group im November auf eine finanzielle Sanierung geeinigt, ein Londoner Gericht hatte den Plan bestätigt. Nun lehnte es eine Berufung gegen die Entscheidung ab. Die Kläger, die Bonds mit einer Laufzeit bis 2029 halten und eine Benachteiligung gegenüber anderen Gläubigern beklagen, könnten aber versuchen, vor einem anderen Gericht gegen die Entscheidung vorzugehen, entschied Richter Thomas Leech vom Londoner High Court.

Die Einigung mit Gläubigern sei "ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung der finanziellen Stabilität der Gruppe" gewesen, sagte Vorstandschef Thierry Beaudemoulin. "Nach der Entscheidung des Londoner High Court sind wir nun in der Lage, unseren Restrukturierungsplan umzusetzen." Dieser bedeutet für die Anteilseigner unter anderem auch, dass sie ohne Ausschüttungen auskommen müssen. Denn die Adler Group ist dem Plan zufolge nicht berechtigt, für das Jahr 2022 und darüber hinaus Dividenden an die Aktionäre zu zahlen, zu denen unter anderem der Immobilienkonzern Vonovia gehört.

Adler steht an vielen Fronten unter Druck. Die Adler-Aktien sind weniger als einen Euro wert, Anfang 2022 waren es noch mehr als elf Euro je Anteilsschein. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten unter anderem für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert. Ausgelöst wurden die Turbulenzen bei Adler auch durch Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring, bei Adler gebe es bei der Bewertung von Immobilien Mängel. Diese seien teils künstlich überhöht worden. Adler hatte die Vorwürfe von Fraser zurückgewiesen.

Der Konzern, der noch über rund 26.000 Wohnungen verfügt - davon über 18.000 in Berlin - steuert nun weiter einen Schrumpf-Kurs und will auch Stellen abbauen. "Selbstverständlich passen wir Personal an", sagte Kirsten. Adler habe bereits 150 Mitarbeiter informiert, dass ihre Rollen nicht länger benötigt würden, sagte Kirsten. Ein weiterer Abbau hänge von der Marktentwicklung ab.

"Eine Katze hat bekanntlich irgendwas zwischen sieben und neun Leben, Adler hat auf jeden Fall mehr als drei", bilanzierte Kirsten. "Wir haben (..) drei Mal eine existenzbedrohende Situation abwenden können." Adler komme nun aber "Schritt für Schritt voran". Die Anleihe-Gläubiger sähen den Restrukturierungsplan positiv, sagte er.

(Bericht von Alexander Hübner, Chiara Elisei und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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