Siemens Energy will Problemtochter ganz übernehmen

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- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy will nach erneuten Verlusten bei dem Windturbinen-Hersteller Siemens Gamesa die spanische Tochter komplett übernehmen.

"Wir haben jetzt 98 Prozent der Anteile. Wir haben weiterhin natürlich das Ziel, auf 100 Prozent zu kommen", sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch am Montag auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Hierzu solle für Juni eine außerordentliche Hauptversammlung bei Gamesa einberufen werden. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 belastete Gamesa einmal mehr die Bilanz des Gesamtkonzerns. Die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten im Geschäftsjahr 2022/23 von Siemens Energy werde wegen der schwachen Entwicklung von Gamesa nun am unteren Ende der Prognosespanne von ein bis drei Prozent erwartet.

Siemens Gamesa setzt seit Jahren den Konzern unter Druck. Die Spanier kämpfen unter anderem mit Qualitätsproblemen bei Windturbinen und unerwartet hohen Garantie- und Wartungskosten. Siemens Energy hatte die Firma übernommen und im Februar von der Börse genommen und will nun auch die restlichen Kleinaktionäre herausdrängen. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 12./13. Juni werde den verbliebenen Aktionären eine Kapitalreduktion vorgeschlagen. "Wir werden sehen, ob man über diesen Mechanismus die kleineren oder Kleinstaktionäre erreichen kann", sagte Bruch. Es gebe eine Vielzahl von Kleinaktionären, die zum Teil gar nicht wüssten, dass sie das Papier noch im Depot haben.

"Wir haben immer gesagt, 2023 wird ein Übergangsjahr", warb Bruch um Geduld. Die Probleme könnten nicht kurzfristig behoben werden. Sie würden den Konzern noch die nächsten Quartale beschäftigen. Die Geschäfte mit Windenergie profitierten von der Energiewende. "Die Preise haben sich gut entwickelt." Er gehe davon aus, dass sich das fortsetzen werde.

AUFTRAGSBESTAND DURCHBRICHT MARKE VON 100 MILLIARDEN EURO

Insgesamt zeigte das Quartalsergebnis Licht und Schatten. Die Erlöse kletterten von Januar bis März um 24 Prozent auf 8,0 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erreichte den Rekordwert von 102 Milliarden Euro. Während der Verlust vor Sondereffekten von Siemens Gamesa im Quartal auf 374 Millionen Euro von zuvor 301 Millionen Euro stieg, konnten die anderen Konzern-Segmente, etwa Gasturbinen und Netztechnik, ihr Ergebnis verbessern. Zu dem um rund 56 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro gestiegenen Auftragseingang trug auch Gamesa bei. "Der starke Auftragseingang bestätigt unsere sehr gute Positionierung im Markt für Energiewende-Technologien", sagte Bruch. Das gelte insbesondere in Bereichen wie der Stromerzeugung und der Netztechnik. Am Markt kam das gut an. Die Aktie legte zeitweise fast vier Prozent zu.

Im zweiten Quartal fuhr Siemens Energy einen Verlust nach Steuern von 189 Millionen Euro ein nach einem Fehlbetrag von 256 Millionen Euro vor Jahresfrist. Dank der starken Leistung der übrigen Sparten habe das Unternehmen vor Sondereffekten einen Gewinn von 41 Millionen Euro erzielt nach einem Fehlbetrag von 49 Millionen Euro vor Jahresfrist. Der Verlust nach Steuern von Siemens Energy werde im Geschäftsjahr 2022/23 das Niveau des Vorjahres von 712 Millionen Euro allerdings um bis zu einen niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag übersteigen. Bisher hatte der Konzern einen Wert auf dem Niveau des Vorjahres erwartet.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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