ProSieben-Finanzchef - Zustimmung für unsere Verkaufspläne wächst

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Berlin (Reuters) - Im Streit um die Zukunft von ProSiebenSat.1 gibt sich Finanzvorstand Martin Mildner zuversichtlich, dass der italienische Großaktionär MFE mit seinem Plänen zur Aufspaltung des deutschen Fernsehkonzerns scheitert.

"Die Zustimmung für unsere Verkaufspläne und gegen die Forderung von MFE nach einer Abspaltung wächst", sagte Mildner dem Magazin "Focus" laut Vorabbericht vom Dienstag. Sollten sich die Italiener aber auf der Hauptversammlung am 30. April mit ihrer Forderung nach einer Abspaltung der Internettöchter durchsetzen, fürchtet Mildner eine finanzielle Schieflage des Konzerns.

"Die E-Commerce-Assets würden abgespalten werden, doch die Verbindlichkeiten in kompletter oder zumindest in ganz überwiegender Höhe bei der ProSiebenSat.1 Media SE verbleiben, die dann zudem ein geringeres operatives Ergebnis hat", sagte der Finanzchef. "Zurück bliebe eine hoch verschuldete Entertainmentgruppe, die aber nicht mehr in der Lage wäre, den Schuldenberg durch Verkäufe von Konzernteilen abzubauen", warnte Mildner.

Die von der Familie Berlusconi kontrollierte Holding MFE-MediaForEurope plädiert dafür, eine Abspaltung des Dating- und E-Commerce-Geschäfts vom Kerngeschäft Unterhaltung zu prüfen und vorzubereiten. Das würde es für MFE attraktiver machen, ProSiebenSat.1 zu übernehmen. Wie von Reuters eingesehene Dokumente zeigten, führte MFE Ende vorigen Jahres und Anfang 2024 Gespräche mit Kreditgebern, die an der Finanzierung einer Übernahme von ProSieben interessiert wären und dies auch unterstützen würden. Es gehe darum, ein potenzielles Übernahmeangebot für bis zu rund vier Milliarden Euro zu finanzieren, hatte Reuters von mit der Sache vertrauten Personen und aus Dokumenten dazu erfahren. MFE ist 2019 bei ProSieben eingestiegen und hält fast 30 Prozent. Die übrigen 70 Prozent sind derzeit rund 1,2 Milliarden Euro wert.

ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets hatte vorige Woche angekündigt, dass man mit Banken einen Verkaufsprozess des Online-Parfümhändlers Flaconi und des Vergleichsportals Verivox gestartet habe. "Flaconi und Verivox haben ein exzellentes Jahr 2023 gehabt", sagte Mildner dazu. "Beide Unternehmen sind auch sehr gut in dieses Jahr gestartet." Die Firmen seien in ausgezeichneter Verfassung für einen Verkauf.

ProSiebenSat.1 steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 867 Millionen Euro, wie der Konzern am Montagabend auf Basis vorläufiger Geschäftszahlen mitgeteilt hatte. "Dazu trug die Erholung der TV-Werbeerlöse wesentlich bei." Außerhalb des Kerngeschäfts entwickelten sich demnach auch Verivox sowie Flaconi sehr positiv. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) kletterte trotz des angekündigten Anstiegs der Programmausgaben um 35 Prozent auf 72 Millionen Euro - auch mit Hilfe von "konsequentem Kostenmanagement".

Die Aktien von ProSiebenSat.1 bekamen zum Handelsstart Rückenwind von den Spekulationen über eine Übernahme durch MFE und die Quartalszahlen. Die im Kleinwertindex SDax notierten Papiere lagen am frühen Vormittag mit 1,6 Prozent im Plus, drehten dann aber ins Minus und notierten am Nachmittag etwa 0,8 Prozent schwächer.

In einem Brief an den Vorstand von ProSiebenSat.1 fordert MFE derweil bis Mittwoch die Beantwortung offener Fragen rund um die Untersuchung zur Gutschein-Tochter Jochen Schweizer und mydays. Regulatorische Fragen zu dem Thema hatten dafür gesorgt, dass ProSieben voriges Jahr Geschäftszahlen und Hauptversammlung verschieben musste.

(Bericht von Klaus Lauer, Mitarbeit: Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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