EZB-Bankenaufsicht will Stellungnahmen zu neuem Leitfaden einholen

Frankfurt (Reuters) - Die EZB-Bankenaufsicht hat Geldhäuser zu Stellungnahmen zu ihrem Entwurf eines neuen Leitfadens zur Unternehmensführung und Risikokultur aufgerufen.
Mit dem Leitfaden wollen die Kontrolleure den Geschäftsbanken aufzeigen, was sie von ihnen in diesen Feldern erwarten, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Die Konsultationen liefen noch bis zum 16. Oktober. "Gesunde Banken werden in den meisten Fällen gut geführt. Demgegenüber werden scheiternde Banken typischerweise schlecht geführt", erklärte der Vize-Chef der Bankenaufsicht, EZB-Direktor Frank Elderson, in einem Blog-Beitrag auf der Webseite der Bankenaufsicht. Der neue Leitfaden soll ältere Vorgaben der Aufseher aus dem Jahr 2016 ersetzen.
Schwachstellen in der Unternehmensführung und Risikokultur könnten Banken in Schieflagen bringen, teilte die EZB mit. Die globale Finanzkrise und verschiedene Zusammenbrüche von Geldhäusern in der Vergangenheit hätten dies gezeigt. Bei den europäischen Banken gebe es nach wie vor Verbesserungsbedarf. "Anlass zur Sorge ist, dass es einige hartnäckige strukturelle Schwächen in der Effektivität der Management-Gremien und in der Qualität der Überwachung gibt", erklärte Elderson. Eine gute Unternehmensführung und eine gesunde Risikokultur seien weltweit Schlüsselelemente für die Aufsicht, um Banken sicher und stabil zu halten. Sollten Mängel entdeckt werden, will die EZB zeitnah Maßnahmen ergreifen, um Verbesserungen durchzusetzen. Dabei will sie nötigenfalls alle ihre Instrumente nutzen.
Elderson wies unter anderem darauf hin, dass noch in 17 Prozent der Banken im Management kein Mitglied säße, das eine Erfahrung von mehr als fünf Jahren im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) besitze. Schwachstellen geben es auch im Bereich Diversität. So kämen im Management der Banken Frauen nur auf einen Anteil von 19 Prozent. Eine gezielte Überprüfung zur Effektivität von Führungsgremien, die sich auf 38 Banken konzentrierte habe, sei zudem zu dem Ergebnis gekommen, dass der Anteil unabhängiger Direktoren seit 2020 nur geringfügig von 59 Prozent auf heute 62 Prozent gestiegen sei. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die Großbanken im Euroraum zuständig. Aktuell überwachst sie 113 Institute.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)