Bauaufträge steigen im 1. Halbjahr - Habeck erwartet Zinsimpulse

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Berlin (Reuters) - Die deutsche Baubranche hat in der ersten Jahreshälfte mehr Aufträge an Land gezogen.

Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe wuchs von Januar bis Juni inflationsbereinigt (real) um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Zuletzt zeigte der Trend nach oben: Im Juni legten die Bestellungen um 2,7 Prozent zum Vormonat und um 4,2 Prozent zum Vorjahresmonat zu.

"Dabei entwickelten sich die Wirtschaftsbereiche sehr unterschiedlich", betonten die Statistiker. Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu beispielsweise der staatlich dominierte Straßenbau zählt, wuchs in der ersten Jahreshälfte um 6,8 Prozent. Der Hochbau - der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist - meldete dagegen einen realen Rückgang von 3,1 Prozent.

"Die Baukonjunktur hängt ganz, ganz stark an den Zinssätzen", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin. Diese seien zwar nicht ungewöhnlich hoch, aber extrem schnell gestiegen, was viele Kalkulationen zunichte gemacht habe. "Der Schlüssel zum Anstieg der Baukonjunktur ist die Senkung der Zinsen." Es sei in den nächsten Monaten mit weiteren Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu rechnen, nachdem sie im Juni den Satz vom Höchststand von 4,50 auf 4,25 Prozent zurückgenommen hat. Allerdings dauerten Genehmigungsverfahren weiterhin zu lange, hier müsse auch angesetzt werden.

BAUINDUSTRIE: KLAGE ÜBER STEIGENDE MIETEN WERDEN ZUNEHMEN

"Für den Wohnungsbau gibt es nach wie vor keine Entwarnung", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, René Hagemann. "Die ausgebliebenen Baugenehmigungen fehlen nun als Aufträge in den Büchern der Bauunternehmen." Die Klagen über Wohnraummangel und steigende Mieten dürften somit nicht abreißen, sondern lauter werden.

WENIGER IN DER KASSE

Die Umsätze im Bauhauptgewerbe fielen in den ersten sechs Monaten. Sie gaben um 1,0 Prozent nach, inflationsbereinigt schrumpften sie sogar um 2,3 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten nahm in der ersten Jahreshälfte ebenfalls ab, und zwar um 0,3 Prozent.

Die Stimmung im Bauhauptgewerbe trübte sich zuletzt ein, wie aus der monatlichen Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Das Barometer lag im Juli mit minus 26,0 Punkten tief im negativen Bereich. "Die Firmen beurteilten ihre Geschäftslage etwas schlechter", erklärte das Ifo-Institut dazu. "Die Erwartungen blieben nahezu unverändert von deutlichem Pessimismus geprägt."

(Bericht von Rene Wagner und Christian Krämer, redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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