Dax Tagesrückblick 11.07.2025

Rekordfahrt beendet: Zollängste ziehen Dax nach unten - Gold steigt merklich

onvista · Uhr
Quelle: Pavel Ignatov/Shutterstock.com

Der Dax hat am Freitag spürbar nachgelassen. Neben Gewinnmitnahmen rückte das Zollthema wieder in den Fokus der Anleger, sodass die Rekordjagd des wichtigsten Kursbarometers Deutschlands vorerst ein Ende fand.

Bis zum Handelsschluss verlor der Dax 0,82 Prozent auf 24.255 Punkte. Am Donnerstag hatte der deutsche Leitindex noch einen Höchststand bei 24.639 Zählern erreicht. Nach rund 24 Prozent Plus im laufenden Jahr fehlten dann jedoch die Anschlusskäufe. Auf Wochensicht hat der Dax trotzdem immer noch um zwei Prozent zugelegt.

Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen gab am Freitag um 0,93 Prozent auf 31.354,15 Punkte nach. Der Euroraum-Leitindex Euro Stoxx 50 rutschte um rund ein Prozent ab.

Zollängste dominieren den Handel wieder

"Der Schluck aus der Pulle im Dax mit einem Niveau über 24.600 Punkten war dann doch scheinbar zu groß, der Index legt den Rückwärtsgang ein", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.

"Die Investoren stecken in einer Art Schockstarre fest, da das weitere unkonventionelle diplomatische Vorgehen der USA ein unschönes Gefühl in der Magengrube hinterlässt", ergänzte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Vor dem Wochenende steige die Nervosität besonders, da die Anleger am Montag nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden wollten.

Neben der Drohung in Richtung EU verhängte Trump neue Zölle gegen Kanada in Höhe von 35 Prozent. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets verwies darauf, dass Kanada diese höheren Zölle trotz Verhandlungen mit den USA akzeptieren müsse. "Dieses Schicksal droht auch Europa", so Stanzl. Es sei besorgniserregend, dass die Gespräche im Ergebnis weitestgehend zwecklos waren.

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Jemand betrachtet Aktienkurse.

"Eine Verhärtung der Fronten im Handelskonflikt könnte die Exportdynamik bremsen und die jüngste Dax-Rally ins Wanken bringen", schrieb Maximilian Wienke, Marktanalyst beim Finanzdienstleister eToro. Aus seiner Sicht könnten ein wieder rauerer Ton oder enttäuschende Unternehmenszahlen in den kommenden Wochen rasch neue Volatilität am deutschen Aktienmarkt auslösen. Die anstehende Berichtssaison werde zeigen, wie die Unternehmen mit geopolitischen Risiken und Zollthemen umgehen.

Auto-Aktien trotz Zollängsten vergleichsweise stabil

Vor den Quartalszahlen stufte Barclays-Analyst Henning Cosman die Aktien von BMW von "Underweight" auf "Equal Weight" hoch. Die letzten Signale des Autobauers vor der Zahlenveröffentlichung stimmten ihn hinsichtlich Marge und Barmittelzuflüssen optimistischer. Nach starken Kursgewinnen am Vortag hielten sich die BMW-Papiere mit 0,2 Prozent im Plus.

In der Hoffnung auf eine möglichst gütliche Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU gebe es nun für die Margenprognosen bezüglich des zweiten Halbjahrs obendrein eher Chancen als Risiken, fuhr Cosman fort. Mit Mercedes-Benz und Volkswagen zeigten sich daraufhin auch die Aktien anderer Autobauer im Dax vergleichsweise robust.

Bei Schaeffler stand ebenfalls eine abschließende Analystenkonferenz vor dem Quartalsbericht im Fokus. Ein Händler bemängelte mit Blick auf eine Präsentation des Auto- und Industriezulieferers, dass sowohl Umsatz als auch Marge im zweiten Quartal leicht unter der Markterwartung liegen dürften. Die Schaeffler-Aktien verloren 2,0 Prozent.

Verve Group ersetzt 1&1 im SDax

Die Anteilsscheine von Flughafenbetreiber Fraport gewannen im MDax 0,5 Prozent. Ein Experte lobte angesichts der Verkehrszahlen ordentliche Fortschritte am Flughafen Frankfurt gegenüber dem Vormonat. Die innereuropäische Reisenachfrage bleibe hoch. Auch für die internationalen Standorte von Fraport sei es ein guter Monat gewesen.

Ansonsten flog das Telekomunternehmen 1&1 nach der Anteilsaufstockung durch den Mutterkonzern United Internet aus dem SDax. Für 1&1 wurde vor dem Wochenende die Verve Group in den Kleinwerte-Index aufgenommen. Die Papiere des schwedischen Tech-Unternehmens verloren bei ihrem Debüt 4,2 Prozent.

SDax-Schlusslicht waren Stabilus mit Kursverlusten von 9,1 Prozent. Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn beließ sein Votum für den Autozulieferer zwar bei "Buy", senkte aber das Kursziel von 54 auf 44 Euro. Das zweite Quartal dürfte eher schwach gewesen sein, das untere Ende der Jahresziele bleibe aber erreichbar.

Deutliche Zugewinne bei Gold

Der Euro bewegte sich inmitten der Zolldebatte kaum vom Fleck. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,1681 US-Dollar. Sie lag damit auf dem Niveau vom Vorabend. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1683 (Donnerstag: 1,1709) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8559 (0,8540) Euro.

Gold war zum Wochenschluss gefragt. Der Preis je Feinunze (31,1 Gramm) legte um über ein Prozent auf 3.359 Dollar zu. In Euro gerechnet ging es sogar um 1,23 Prozent nach oben. Gold gilt als Krisenwährung, in unsicheren Marktphasen sichern sich Anleger mit dem gelben Edelmetall gerne gegen zitternde Kurse ab.

(mit Material von dpa-AFX)

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