Auch Tochter von Tech-Milliardär Lynch tot geborgen

Porticello (Reuters) - Nach dem Tod des britischen Software-Unternehmers Mike Lynch und sechs weiterer Menschen auf einer Segelyacht im Mittelmeer beginnt die Ursachenforschung, wie die "Bayesian" so schnell untergehen konnte.
Rettungstaucher bargen am Freitag auch die Leiche der 18-jährigen Hannah, der Tochter von Mike Lynch, aus dem in 50 Meter Tiefe liegenden Wrack vor der Küste Siziliens, wie ein Behördenvertreter bestätigte. Sie war die letzte von sieben Vermissten, nachdem die ihrer Mutter gehörende Luxusyacht in einem Sturm am Montagmorgen vor dem Hafen von Porticello gekentert war. Am Donnerstag war die Leiche ihres Vaters geborgen worden.
Experten rätseln, weshalb ein Boot wie die 56 Meter lange "Bayeasian" dem Sturm nicht standhielt und innerhalb weniger Minuten unterging. Der Chef des Mutterkonzerns Italia Sea Group des Bootsbauers Perini, Giovanni Costantino, sprach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters von einer "Serie unbeschreiblicher, unvernünftiger Fehler" der Crew, die zu dem Untergang geführt hätten. Die Frage ist unter anderem, ob Luken und Türen offen waren, die angesichts des Sturms hätten geschlossen sein müssen. Die italienische Küstenwache hat den Kapitän James Cutfield und die acht überlebenden Crew-Mitglieder im Auftrag der Ermittlungsbehörden befragt.
Die Antwort auf die Fragen könnte nur eine Bergung der Yacht geben. Sie liegt in 50 Meter Tiefe auf der Seite. Sie an die Wasseroberfläche zu bringen, würde inklusive der notwendigen Vorarbeiten sechs bis acht Wochen dauern und bis zu 15 Millionen Euro kosten, wie Mick Sloane sagte, der Ingenieur, der 2012 die Bergung des Kreuzfahrtschiffs "Costa Condordia" geleitet hatte. Man müsse sie "sehr, sehr langsam" nach oben hieven.
Mike Lynch wollte mit dem Segeltörn im Mittelmeer einen juristischen Erfolg feiern. Der Gründer der britischen Softwarefirma Autonomy war in Kalifornien von deren heutigem Eigentümer Hewlett-Packard verklagt worden, wurde aber im Juni von einer Jury einstimmig freigesprochen. Mit auf dem Boot waren ein Banker von Morgan Stanley, der zu seinen Gunsten ausgesagt hatte, ein Anwalt, der Lynch in dem Prozess vertreten hatte, sowie deren Ehefrauen. Sie alle kamen bei der Havarie um. Die offizielle Identifizierung und Leichenschau der Opfer soll in Palermo stattfinden.
An Bord der "Bayesian" waren 22 Menschen, von denen sich 15 retten konnten, darunter Lynchs Frau Angela Bacares, auf die das Schiff zugelassen ist. Ein Sprecher erklärte am Freitag in einer ersten Stellungnahme, die Familie sei "am Boden zerstört und im Schockzustand. Ihre Gedanken sind bei allen, die von der Tragödie betroffen sind."
(Bericht von Giselda Vagnoni und Giulia Segreti; Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)