Hisbollah droht Israel nach Pager-Explosionen - Sorge vor Flächenbrand

Reuters · Uhr
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- von Laila Bassam und Maya Gebeily

Beirut (Reuters) - Nach den Anschlägen mit Tausenden tragbaren Funkempfänger im Libanon wächst international die Furcht vor einer Ausweitung der Kämpfe über den Gazastreifen hinaus.

Die Hisbollah-Miliz drohte Israel am Mittwoch erneut mit Vergeltung. In einer Erklärung der pro-iranischen Islamisten wurde Israel als "krimineller Feind" bezeichnet, der sich "als Reaktion auf das Massaker vom Dienstag auf eine harte Bestrafung" gefasst machen solle. Für Donnerstag wurde eine Rede von Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah angekündigt.

Nach den Vereinten Nationen warnte am Mittwoch auch Jordanien, der bislang im Wesentlichen auf den Gazastreifen begrenzte Krieg könne sich zu einem Flächenbrand in der ganzen Region entwickeln. Auch Russland beschwor die Gefahr einer Eskalation. "Die Ursachen und Umstände des Vorfalls müssen ermittelt und die Verantwortlichen identifiziert werden", forderte Regierungssprecher Dmitri Peskow. Weder Israels Regierung noch das Militär nahmen bislang Stellung zu der Manipulation Tausender sogenannter Pager und zu den im Libanon erhobenen Vorwürfen.

In libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, der israelische Geheimdienst Mossad habe die Sprengsätze bereits vor Monaten in insgesamt 5000 Pagern platziert. Bei den Explosionen der Kommunikationsgeräte wurden zwölf Menschen getötet und fast 3000 teils schwer verletzt, darunter mehrere Hisbollah-Kämpfer und der Gesandte des Iran in Beirut.

Nach dem Ausbruch des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der palästinensischen Hamas vor knapp einem Jahr hatten auch die Feindseligkeiten zwischen der Hisbollah und Israel an der nördlichen Grenze Israels zugenommen. Mittlerweile kommt es dort nahezu täglich zu gegenseitigem Beschuss. Die vom Iran unterstützte Hisbollah will mit ihrem Vorgehen die ebenfalls vom Iran geförderte Hamas unterstützen, indem sie israelische Soldaten auch an der Grenze bindet.

Insidern zufolge war die Explosion der Pager offenbar schon vor Monaten vorbereitet worden. Ein ranghoher Vertreter des libanesischen Sicherheitsapparats sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Mossad habe die Geräte bereits in der Produktionsphase modifiziert. Er habe eine Platine mit Sprengstoff eingebaut, die auf einen Code reagiere und sehr schwer zu entdecken sei. Durch das Verschicken dieses Codes sei dann der Sprengstoff zeitgleich in 3000 Pagern zur Explosion gebracht worden. "Wir wurden wirklich hart getroffen", sagte der Insider.

PAGER-SPUR FÜHRT ÜBER TAIWAN NACH BUDAPEST

Die Pager wurden Insidern zufolge von Hisbollah-Kämpfern genutzt, um einer Lokalisierung durch Israel zu entgehen, was bei Handys möglich wäre. Die Miliz habe 5000 solcher Geräte bei der taiwanischen Firma Gold Apollo bestellt, hieß es in libanesischen Sicherheitskreisen. Die Pager seien vor einigen Monaten geliefert worden. Gold Apollo erklärte jedoch, dass es die bei den Explosionen verwendeten Pager nicht hergestellt habe. Sie seien von einer Firma mit dem Namen BAC und Sitz in Budapest produziert worden. Diese habe eine Lizenz zum Verwenden des Gold-Apollo-Markennamens.

Die angegebene Adresse von BAC Consulting führte zu einem Gebäude in einer Wohnstraße in einem Außenbezirk von Budapest. Der Firmenname stand auf einem an einer Glastür angebrachten A4-Blatt. Eine Person im Gebäude, die nicht genannt werden wollte, sagte, BAC Consulting sei unter der Adresse registriert, habe dort jedoch keinen physischen Sitz. Mehrere andere Unternehmen waren ebenfalls unter der Adresse verzeichnet, doch keines reagierte auf Anrufe und Nachfragen von Reuters.

Die Chefin von BAC Consulting, Cristiana Barsony-Arcidiacono, gibt auf ihrem LinkedIn-Profil an, sie habe als Beraterin für verschiedene Organisationen gearbeitet, darunter auch die Unesco. Sie antwortete nicht auf E-Mails von Reuters. Die Unternehmenswebseite enthält keine Hinweise auf Herstellungstätigkeiten.

(geschrieben von Christian Rüttger und Hans Busemann, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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