Kauflust hält an - Höhere US-Inflation keine Bremse - Siemens Energy überzeugt Analysten

Auch ein überraschend starker Preisanstieg in den USA hat die Anleger im rekordhohen Dax am Mittwoch nicht wesentlich gestört. Anleger nutzten am Nachmittag die temporäre Kursschwäche nach den US-Daten schnell für Käufe und trieben den deutschen Leitindex erneut in zuvor nicht gekannte Höhen bis fast an die Marke von 22.200 Punkten. Aus dem Handel ging der Dax mit einem Plus von 0,50 Prozent auf 22.148 Punkte. Im frühen Handel hatten bereits gute Vorgaben aus Asien für gute Stimmung gesorgt.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 vollzog eine ähnliche Kursentwicklung wie der Dax und näherte sich seinem Rekordhoch aus dem Jahr 2000 weiter an. Investoren lenken seit einiger Zeit ihren Fokus stärker auf europäische Aktien, weil sie im Vergleich zu den heiß gelaufenen US-Aktien als günstiger bewertet gelten und zudem das Zinsumfeld in der Eurozone vorteilhafter ist.
"In Europa senkt die EZB die Zinsen weiter und die Bewertungen sind noch immer niedrig. Zudem gibt die Aussicht auf einen wie auch immer gearteten Waffenstillstand in der Ukraine den Märkten derzeit Rückenwind", schrieb Eckhard Schulte, Vorstandschef vom Vermögensverwalter MainSky.
Der MDax der mittelgroßen Werte tat sich am Mittwoch hingegen schwer, die nach den US-Daten verbuchten Verluste wettzumachen. Er schloss mit minus 0,21 Prozent auf 27.187 Zähler. In New York zeigten sich der Leitindex Dow Jones Industrial und der technologielastige Nasdaq 100 zum europäischen Börsenschluss schwächer.
In den USA hatte sich die Inflation zu Beginn des Jahres überraschend verstärkt. Laut den Experten von Capital Economics dürften damit Zinssenkungen durch die US-Notenbank in diesem Jahr vom Tisch sein.
Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der Liechtensteiner VP Bank, äußerte zugleich die Hoffnung, dass die Inflationszahlen die Zollabsichten von Donald Trump dämpfen könnten. Der neue US-Präsident habe im Wahlkampf versprochen, die Preise sofort herunterzubringen, sollte er gewinnen. Doch die Zollpläne bewirkten das Gegenteil, so der Ökonom.
Siemens Energy überzeugt Analysten
Bester Wert im Dax waren Siemens Energy mit plus fünf Prozent. Anlässlich der vorgelegten detaillierten Quartalszahlen lobte Analyst Ajay Patel von der US-Bank Goldman Sachs die Erholungsstory des Energietechnik-Konzerns. Eine Aufstockung der Free-Cashflow-Ziele sei wahrscheinlich und bei der Profitabilität vor Sondereinflüssen liege man auch über Plan.
Als Schlusslicht im MDax sackten Carl Zeiss Meditec um gut 12,5 Prozent ab. Zum einen überschattete bei dem Medizintechnikanbieter eine weiterhin schwache Nachfrage vor allem im Gerätegeschäft den Start in das neue Geschäftsjahr. Zum anderen wies Analyst Graham Doyle von der Schweizer Großbank UBS auf negative Aussagen des Kontrahenten Staar Surgical zur Nachfrage nach refraktiver Augenheilkunde in China hin.
Das Unternehmen habe von einer stark gesunkenen Nachfrage gesprochen. Dieses Geschäft sei für Carl Zeiss Meditec mit Blick auf die Jahresziele von großer Bedeutung.
TeamViewer treibt IT-Automatisierung voran
An der MDax-Spitze zogen Teamviewer um circa 3,7 Prozent an. Der Softwareanbieter will in den kommenden Jahren über den Ausbau der IT-Automatisierung und mit dem digitalen Umbau der Industrie sein Wachstum wieder beschleunigen.
Auch im Nebenwerteindex SDax kam es zu recht deutlichen Kursausschlägen. So büßten Heidelberger Druckmaschinen anfängliche Gewinne ein und fielen zuletzt am Index-Ende um fast 8,8 Prozent. Der Maschinenbauer war im dritten Geschäftsquartal wegen eines geplanten Personalabbaus in die roten Zahlen gerutscht. Allerdings lief es im operativen Geschäft besser als zuletzt.
Der Biokraftstoffhersteller Verbio hingegen übertraf im SDax trotz rückläufiger Geschäftsentwicklung die Erwartungen, was den Papieren an der Index-Spitze ein Plus von rund sieben Prozent bescherte.
(mit Material von dpa-AFX)