Dax überspringt erstmals 22.800 Punkte - Aussicht auf höhere Ausgaben beflügelt Rüstungstitel

Der Dax hat am Montag seine Rekordjagd wieder aufgenommen. Nach einem kleinen Rücksetzer am Freitag nahm der deutsche Leitindex zunächst etwas Anlauf, bevor er erstmals in seiner Geschichte über 22.700 Punkte kletterte. Am späteren Nachmittag nahm er kurzzeitig auch die Hürde von 22.800 Zähler und ging letztlich mit einem Aufschlag von 1,26 Prozent auf 22.798 Punkte aus dem Handel.
Der MDax, der Index der mittelgroßen Unternehmen, gewann 1,79 Prozent auf 28.154 Punkte und ist damit zurück auf dem höchsten Stand seit August 2023. Auch europaweit wurden Gewinne verbucht, wobei der Auftrieb insbesondere aus der Rüstungsbranche kam. Unterstützung von den US-Börsen gab es keine. Die Aktienmärkte blieben dort wegen eines Feiertags geschlossen.
Für den EuroStoxx 50 ging es letztlich um 0,48 Prozent auf 5.519 Punkte hoch, nachdem der Leitindex der Euroregion kurz vorher erstmals wieder seit 25 Jahren ein Rekordhoch erreicht hatte. Der Schweizer SMI und der britische FTSE 100 legten ebenfalls zu.Trotz erhöhter politischer Unsicherheit bleibt der Dax laut Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets auf Wachstumskurs.
Angetrieben werde er von attraktiven, international ausgerichteten Unternehmen. Allerdings rät Stanzl angesichts möglicher kurzfristiger Rücksetzer zu Vorsicht. Auch Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners und die Landesbank Helaba verwiesen auf Rückschlagpotenzial nach den deutlichen Kursgewinnen. Die Experten von Index-Radar warnen zugleich vor "überhitzten Märkten".
Dies kümmerte die Anleger am Montag aber ebenso wenig wie die fehlenden Impulse aus Übersee. Ohnehin haben sich die Aktienkurse in Europa seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt als in den USA - dank starker Unternehmenszahlen, der weiterhin aktienfreundlichen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und der im Vergleich zu US-Aktien niedrigen Bewertungen. Die bisher großteils nur angekündigten, aber nicht umgesetzten US-Importzölle nahmen die Anleger zuletzt gelassen zur Kenntnis.
Aussicht auf höhere Ausgaben beflügelt Rüstungstitel
Am deutschen Markt blieben Rüstungstitel zu Wochenbeginn wegen der Aussicht auf höhere Ausgaben gefragt: Rheinmetall, Hensoldt und Renk zählten mit weiteren deutlichen Kursaufschlägen zu den größten Gewinnern. Bei Rheinmetall und Hensoldt konnten sich die Anleger zudem über Rekordhochs freuen und bei Renk über den höchsten Kurs seit Mai.
Am Markt wurde auf Nachwirkungen der Münchner Sicherheitskonferenz und die Beratungen zum Ukraine-Kurs der europäischen Länder in Paris als Treiber verwiesen. Im Fokus stehe die Arbeit an einem neuen Paket zur Steigerung der Rüstungsausgaben und um die Ukraine zu unterstützen, heißt es von der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Die Rheinmetall-Titel profitierten auch davon, dass die Investmentbank Stifel ihr Kursziel deutlich anhob und mit 1.037 Euro nun das höchste Ziel am Markt ausruft. Von der aktuellen Rekordmarke aus räumt Analyst Alexander Wahl ihnen damit noch ein Potenzial von 14 Prozent ein.
Thyssenkrupp profitiert von Hochstufung
Eine Hochstufung bescherte MDax-Spitzenreiter Thyssenkrupp einen Kursanstieg von fast 19,8 Prozent auf ein Hoch seit rund einem Jahr. Die Bank of America sieht in Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) eine verborgene Rüstungssparte, die mit einem Wert von etwa 1,45 Milliarden Euro beim geplanten Börsengang rund die Hälfte des Konzernwerts abdecken könnte. Analyst Jason Fairclough verwies unter dem bekannten Schlagwort "Zeitenwende" auf den hohen Auftragsbestand des Spezialisten für U-Boote und Fregatten.
Dagegen war Formycon mit einem Kurssturz von zuletzt circa 34,5 Prozent abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax. Die Aktien waren zeitweise so günstig zu haben wie seit Oktober 2020 nicht mehr. Der Biosimilar-Hersteller rechnet wegen eines schwierigen Preisumfeldes in den USA mit Abschreibungen bei zwei Wirkstoffen. Dass eine Phase-III-Studie zu einem weiteren Kandidaten nach positiven Rückmeldungen der US-Gesundheitsbehörde FDA vorzeitig beendet werden konnte, half dem Aktienkurs nicht.
Steigende Zinsen belasten Immobilienaktien
Zu den Verlierern zählten auch Immobilienaktien wie Vonovia, TAG Immobilien und LEG Immobilien. Hier belasteten steigende Zinsen am Markt für Staatsanleihen, die im Gegenzug Finanztitel wie Deutsche Bank, Munich Re und Hannover Rück stützten.
(mit Material von dpa-AFX)