Börsen trotz Hängepartie um US-Zölle fester

Frankfurt (Reuters) - Trotz der Schlacht um die Rechtmäßigkeit der neuen US-Zollpolitik greifen Anleger in Europa bei Aktien zu.
Der Dax weitete seine knappen Gewinne vom Freitagmorgen deutlich aus und notierte gegen Mittag fast ein Prozent im Plus bei 24.141 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um knapp ein halbes Prozent auf 5394 Zähler vor. Zugleich blieben die Umsätze am Brückentag nach Christi Himmelfahrt niedrig.
Ein US-Gericht hatte am Donnerstag die Umsetzung der Handelszölle von Präsident Donald Trump zunächst blockiert, doch 30 Minuten vor US-Börsenschluss hob ein Berufungsgericht die Entscheidung wieder auf. Beobachter des Geschehens schließen nicht aus, dass am Ende als letzte Instanz der Oberste Gerichtshof der USA entscheiden muss. Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets, mahnte zur Vorsicht. "Anleger sollten sich nicht darauf verlassen, dass Gerichtsentscheidungen die Zölle aufheben", sagte der Experte. "Trump behält sich alternative Durchsetzungswege vor und kann Sanktionen jederzeit neu formulieren."
RALLY IM IMMOBILIENSEKTOR
Für steigende Börsenbarometer in Europa sorgte unter anderem eine Rally im Immobiliensektor, die durch einen Rückgang der Anleiherenditen ausgelöst wurde. In Frankfurt legten die Aktien von Unternehmen wie Vonovia, Aroundtown, LEG Immobilien und TAG Immobilien um rund ein bis 1,5 Prozent zu. Europaweit führten schwedische Unternehmen die Gewinne an: Sagax, Wallenstam und Castellum kletterten an der Börse in Stockholm um jeweils mehr als drei Prozent.
Sorgen über die langfristigen Folgen der neuen US-Handelspolitik drückten die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen am Freitag auf bis zu 2,500 Prozent im Vergleich zu 2,570 Prozent zum Vorwochenschluss. Gegen Mittag rentierten sie mit 2,533 Prozent. Der Dollar-Index rückte indes nach den Verlusten vom Donnerstag leicht vor, was den Preis für das in der US-Währung gehandelte Gold um 0,6 Prozent auf 3295 Dollar je Feinunze drückte. Der Euro gab fast ein halbes Prozent nach.
Erste Preisdaten aus den Bundesländern sorgten indes für ein gemischtes Bild zur deutschen Inflation im Mai. In Nordrhein-Westfalen stieg die Teuerungsrate von 1,8 auf 2,0 Prozent, während sie in Bayern bei 2,1 Prozent verharrte sowie in Sachsen von 2,4 auf 2,3 Prozent und in Baden-Württemberg von 2,4 auf 2,2 Prozent sank, wie die Statistischen Landesämter mitteilten. Das Statistische Bundesamt will auf Basis der Länderdaten am Nachmittag seine erste Schätzung zur bundesweiten Entwicklung im Mai veröffentlichen. Von Reuters befragte Ökonomen rechnen mit einem Rückgang der Teuerungsrate auf 2,0 Prozent.
STRATEC NACH ZAHLEN IM AUFWIND
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand unter anderem Stratec mit einem Kursplus von mehr als sieben Prozent. Der Umsatz des Laborausrüsters kletterte im ersten Quartal auf 60,4 Millionen Euro von 53,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Firma mitteilte.
An der Börse in Paris drückten negative Studienergebnisse zu einer neuen Lungentherapie die Aktien von Sanofi. Die Titel des französischen Pharmakonzerns rutschten um rund fünf Prozent ab und waren damit die zweitgrößten Verlierer im Pariser Leitindex Cac 40. Das experimentelle Medikament Itepekimab gegen die chronisch obstruktive Lungenerkrankung verfehlte das Hauptziel einer von zwei entscheidenden klinischen Studien der Phase 3, wie Sanofi mitteilte. Die Experten der US-Großbank JP Morgan zeigten sich gelassen. Die Ergebnisse seien zwar "enttäuschend", aber das Medikament dürfte dennoch auf den Markt kommen - wenn auch mit einer Verzögerung von zwei bis drei Jahren.
(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)