Studie: Insolvenzen in Deutschland steigen 2025/2026 - "Keine Verschnaufpause"

Berlin (Reuters) - Konjunkturflaute und Handelskonflikt dürften einer Studie zufolge in diesem und im kommenden Jahr zu mehr Firmenpleiten in Deutschland führen.
"Durch die Zollspirale steigen Insolvenzen 2025 in der Bundesrepublik um voraussichtlich elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 24.400 Fälle", wie am Dienstag aus einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Dieser hatte im März noch mit plus zehn Prozent gerechnet. 2026 dürfte es einen weiteren Anstieg um drei Prozent auf 25.050 Fälle geben. Zudem komme es zu mehr Großinsolvenzen, die besonders hohe Schäden anrichteten.
Im ersten Quartal 2025 belief sich die Zahl der großen Insolvenzen laut Studie weltweit auf 122 Fälle – das ist mehr als eine große Pleite am Tag und eine Zunahme um 14 Prozent oder 15 Fälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "Im Epizentrum der großen Insolvenzen befand sich mit einem Zuwachs von 16 Prozent auf 74 Fälle erneut Westeuropa." Dies entspreche 61 Prozent der gesamten großen Insolvenzen weltweit.
Damit setzt sich der Trend mit vielen Großinsolvenzen aus dem vergangenen Jahr fort: 2024 rutschten weltweit 469 Großunternehmen in die Pleite mit einem kumulierten Umsatz von 185 Milliarden Euro. "Das vergangene Jahr markierte einen Negativ-Rekord bei den Großinsolvenzen in Deutschland", sagte Milo Bogaerts, Chef für das Geschäft im deutschsprachigen Raum von Allianz Trade. Es habe 87 Großinsolvenzen gegeben und damit einen Anstieg von 36 Prozent. Der gesamte Umsatz sei um 55 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro geklettert. "Auch 2025 bringt keine Verschnaufpause."
Im ersten Quartal 2025 gab es weiter viele große Pleiten in der Bundesrepublik: 16 große Firmen meldeten Insolvenz an. Das sind zwar drei weniger (-15 Prozent) als im Vorjahreszeitraum, aber doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2023. "Angesichts der trüben wirtschaftlichen Aussichten sowohl in Deutschland als auch beim Welthandel und den vielen Unsicherheiten durch das Zoll-Gewitter", gehe man auch 2025 von weiter vielen Großinsolvenzen und damit hohen Schäden aus, sagte Bogaerts. "Bei deren Zulieferern reißen diese besonders große Löcher in die Kassen – mit möglichen Dominoeffekten auf die Lieferketten."
Zwischen Januar und März kamen demnach drei deutsche Kliniken in Schwierigkeiten sowie drei große Firmen im textilen Einzelhandel - etwa der Damenmodehersteller Gerry Weber- und je zwei Automobilzulieferer und Chemieunternehmen.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Myria Mildenberger; - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)