Renault-Sanierer de Meo wechselt zum Luxuskonzern Kering

Reuters · Uhr
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Paris (Reuters) - Renault-Chef Luca de Meo kehrt der Autobranche nach Jahrzehnten den Rücken und wechselt zum hoch verschuldeten Luxusgüterkonzern Kering.

Dort übernehme de Meo den Chefposten vom Milliardär Francois-Henri Pinault, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Pinault ist bisher in einer Doppelrolle Chef des Vorstands und des Verwaltungsrats. Renault bestätigte, dass de Meo das Unternehmen am 15. Juli verlassen werde, um eine Aufgabe außerhalb der Autobranche zu übernehmen. Kering erklärte später, der neue Mann werde am 15. September seine Arbeit als Konzernchef aufnehmen.

An der Pariser Börse legten die Kering-Aktien zehn Prozent zu, die Renault-Papiere verloren zugleich fast acht Prozent. "Markenaufbau und Marketing sind seine Stärken", schrieb der Bernstein-Analyst Luca Solca über De Meo. "Das passt dazu, was die Luxusindustrie macht - für die er eine Schwäche hat. Man kann sich gut vorstellen, dass die Möglichkeit bei Kering für ihn höchst interessant ist."

Unter der Führung von Pinault hat sich Kering zu einem Luxusgüter-Konzern gewandelt, der vor allem dank der Marke Gucci jahrelang stark gewachsen ist. Doch in der Pandemie brach die Nachfrage ein, und bislang hat es die Marke nicht geschafft, sich davon zu erholen. Inzwischen sitzt Kering auf einem zehn Milliarden Euro hohen Schuldenberg, der ein Risiko für die Kreditwürdigkeit darstellt. Zu dem französischen Konzern gehören neben Gucci auch Marken wie Yves Saint Laurent, Balenciaga und Bottega Veneta.

RENAULT-AKTIEN SEIT DE MEOS ANTRITT GESTIEGEN

De Meo gilt als erfahrener Sanierer. Er hatte in den fünf Jahren an der Spitze Renault aus einer Krise geführt, die seit zwei Jahrzehnten bestehende Allianz mit Nissan gründlich überarbeitet und das Geschäft mit Hybridfahrzeugen in Schwung gebracht. Unter seiner Führung wurde Renault zu einem kleineren Unternehmen, das zugleich schneller auf Marktbedingungen reagieren kann. De Meo habe mit neuen Produkten, technologischen Innovationen, einem Wandel zur Elektromobilität und einer Aufwertung der Marke Renault wieder zu Wachstum und Gewinn verholfen, schrieben die Analysten der Citi. Vor seiner Zeit bei Renault war de Meo lange im Volkswagen-Konzern, wo er zuletzt die spanische Tochter Seat geleitet hatte.

Renault gehört zu den wenigen Autobauern, die im vergangenen Jahr ihre Gewinnprognose nicht zurücknehmen mussten. Das Unternehmen konzentriert sich stark auf den europäischen Markt und ist damit weniger von den Turbulenzen in China sowie von den höheren US-Einfuhrzöllen betroffen, die US-Präsident Donald Trump verhängt hat und die BMW und Mercedes-Benz zu schaffen machen. In den vergangenen fünf Jahren hat der Renault-Aktienkurs etwa 90 Prozent zugelegt, während die Papiere von Volkswagen um mehr als ein Drittel verloren haben.

SUCHE NACH NACHFOLGER LÄUFT

Wer Nachfolger von de Meo bei Renault werden soll, ist derzeit noch offen. Die Suche läuft bereits. Die Analysten von Kepler nannten unter anderem den Chef der Renault-Billigtochter Dacia, Denis Le Vot, als möglichen Kandidaten. Auch Stellantis-Einkaufschef Maxime Picat komme möglicherweise in Frage, hieß es in der Kurzanalyse.

Renault ist damit der zweite europäische Autobauer, der zuletzt seinen Chef verloren hat. Erst im Dezember hatte Carlos Tavares den Spitzenposten beim italienisch-französisch-amerikanischen Konzern Stellantis aufgeben müssen. Sein Nachfolger ist Antonio Filosa, der zuletzt bei Stellantis für das Amerika-Geschäft zuständig war.

Der angeschlagene Renault-Partner Nissan erwägt nach den Worten seines Chefs Ivan Espinosa unterdessen, seine Beteiligung weiter zu reduzieren. Espinosa sagte der Zeitung "Nikkei", das Geld könnte für die Entwicklung genutzt werden. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen, erklärte Nissan dazu. "Es gibt keine Änderung an der langjährigen Partnerschaft zwischen Nissan und Renault." Derzeit hält Nissan 15 Prozent an Renault. Im März hatten sich beide Unternehmen darauf geeinigt, die Untergrenze für die wechselseitige Beteiligung von 15 auf zehn Prozent zu reduzieren.

(Bericht von Tassilo Hummel und Gilles Guillaume, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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