Dax erholt sich nach verlustreichen Vortagen deutlich

Nach drei Verlusttagen in Folge hat sich der Dax am Freitag kräftig erholt. Bis zum Handelsschluss legte der deutsche Leitindex um 1,27 Prozent zu und schloss somit bei 23.350 Punkten. Gleichwohl verbuchte er damit auf Wochensicht ein kleines Minus und notiert weiterhin rund 1.000 Punkte unter dem jüngsten Rekordhoch.
Am Markt wurde angesichts der Kursgewinne auf vage Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung im Krieg zwischen Israel und dem Iran verwiesen. Von Dienstag bis Donnerstag hatte der Dax merklich unter den geopolitischen Spannungen gelitten und gleich zweimal mehr als ein Prozent eingebüßt.
Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Freitag mit 0,84 Prozent auf 29.365 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,7 Prozent.
Bei den Kursbewegungen könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass an diesem Freitag wieder großer Verfallstag ist. Vom "großen Verfall" oder auch "vierfachen Verfall" sprechen Börsianer, wenn an den Terminbörsen Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Stärkere Kursausschläge an solchen Tagen gibt es vor allem bei Aktien-Schwergewichten in den entsprechenden Indizes.
Derweil setzt die israelische Luftwaffe auch eine Woche nach Kriegsbeginn ihre Angriffe im Iran fort. Ziel waren zuletzt iranische Raketensysteme, wie das israelische Militär mitteilte. Unterdessen bemühen sich Deutschland, Frankreich und Großbritannien um eine Verhandlungslösung. Bundesaußenminister Johann Wadephul trifft an diesem Freitag gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen mit dem iranischen Chefdiplomaten Abbas Araghtschi in Genf zu Gesprächen zusammen.
USA zögern mit Beteiligung am Konflikt
Für Erleichterung am Markt sorgte aber vor allem, dass ein unmittelbarer Kriegseintritt der USA nicht mehr ganz so wahrscheinlich scheint. Das Weiße Haus sieht immer noch eine "beträchtliche Chance" für Verhandlungen mit dem Iran. US-Präsident Donald Trump will laut seiner Sprecherin die Entwicklung abwarten und innerhalb der nächsten zwei Wochen über einen möglichen militärischen Schritt entscheiden.
Mit Trumps Ankündigung steige bei den Anlegern wieder die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Keiner wisse aber, ob sich der wankelmütige Präsident an diese selbst gesetzte Deadline halten wird. Berechenbar bleibe damit weiterhin nur die Unberechenbarkeit und Krisen blieben offensichtlich derzeit der Normalzustand an der Börse, fuhr der Experte fort. Anleger nähmen einmal mehr sehr viel Unsicherheit mit ins Wochenende.
Tui mit deutlichem Zugewinn im MDax
Im Dax stiegen die Aktien von Infineon um 0,5 Prozent. Analyst Johannes Schaller von der Deutschen Bank wies auf eine verbesserte Dynamik auf dem Markt für Halbleiterchips für die Autoindustrie hin.
An der MDax-Spitze zogen die Anteilsscheine des Reisekonzerns Tui um rund 6,5 Prozent an und profitierten damit von einer doppelten Hochstufung durch die britische Investmentbank Barclays. Auch auf Basis seiner unterdurchschnittlichen Schätzungen seien Tui-Aktien nicht teuer, schrieb Analyst Andrew Lobbenberg. Auf Basis der Summe aller Teile seien sie sogar sehr günstig.
Der Elektrolysespezialist Thyssenkrupp Nucera übernimmt wesentliche Technologie-Teile vom kriselnden dänischen Unternehmen Green Hydrogen Systems . Mit der modularen Hochdruck-Elektrolyse-Technik der Dänen will Thyssenkrupp Nucera das eigene Portfolio sogenannter grüner Wasserstofftechnologie ausbauen. Für die Aktien des deutschen Elektrolysespezialisten ging es im Nebenwerteindex SDax um 4,1 Prozent nach oben.
Goldpreis tritt auf der Stelle
Der Kurs des Euro kletterte indes wieder über die Marke von 1,15 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag bei 1,1511 Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte sie noch knapp unter 1,15 Dollar notiert. Der Euro profitierte von einer etwas freundlicheren Stimmung an den Finanzmärkten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1515 (Donnerstag: 1,1478) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8684 (0,8712) Euro.
Das Edelmetall Gold trat zum Wochenausklang auf der Stelle. Trotz des Konflikts zwischen Israel und dem Iran taumelte der Preis in dieser Handelswoche etwas. Gold gilt als Krisenwährung und wird bei nervösen Märkten vermehrt nachgefragt. Zuletzt legte der Preis je Feinunze (31,1 Gramm) aber nur um minimale 0,12 Prozent auf 3.366 US-Dollar zu. In Euro gerechnet verbuchte der Kurs indes einen kleinen Verlust.
(mit Material von dpa-AFX)