Studie: Aktivistische Investoren lassen nicht locker

München (Reuters) -Aktivistische Investoren lassen in ihrem Streben nach Veränderungen bei börsennotierten Unternehmen weltweit nicht locker. Im ersten Halbjahr seien 150 neue Kampagnen gestartet worden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Investmentbank Lazard, das waren nur drei weniger als vor einem Jahr. Die Zahl liege 23 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Im Fokus der Aktivisten stehen vor allem US-Unternehmen, die allein in 70 (2024: 62) Fällen unter ihren Beschuss gerieten. In Europa ist die Zahl der neuen Kampagnen dagegen auf 30 von 39 zurückgegangen. Sie liege damit im Fünf-Jahres-Durchschnitt, erklärte Lazard. In Deutschland zählte die Investmentbank vier neue Attacken auf Unternehmen.
Aktivistische Investoren - darunter vor allem Hedgefonds - versuchen bei Unternehmen Veränderungen zu erzwingen, die die Aktie nach oben treiben. Dabei genügt ihnen meist ein kleiner Aktienanteil von wenigen Prozent, um etwas zu bewegen. Stoßen sie mit ihren Forderungen beim Unternehmen auf Widerstand, suchen sie die Öffentlichkeit. Oft folgen ihnen dann "normale" Anleger wie große Investmentfonds, was ihre Schlagkraft deutlich erhöht.
Der Studie zufolge hat sich zuletzt die Stoßrichtung der Aktivisten in Europa verändert. Nur noch in 30 (Vorjahr: 39) Prozent der Fälle versuchten die Investoren, Unternehmen in eine Fusion oder den Verkauf von Firmentreilen zu treiben. 17 Prozent der Kampagnen zielten auf Managementwechsel ab, der Anteil wuchs damit auf das Dreifache.
Die schärfere Regulierung in Europa und unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Ländern schrecken aktivistische Investoren oft von einem Engagement auf dem alten Kontinent ab. In Nordamerika setzen sie sich leichter durch. Dort zielten im ersten Halbjahr 57 Prozent der aktivistischen Kampagnen auf einen oder mehrere Sitze im Verwaltungsrat ab, die den Investoren Einfluss auf das Unternehmen verschaffen. Fusionen oder Aufspaltungen waren in Nordamerika das Ziel von 30 (2024: 24) Prozent der Attacken, knapp ein Fünftel machte Druck, um höhere Ausschüttungen oder Aktienrückkäufe zu erreichen.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)